So angenehme Züge erlebt man doch selten bei den Salafisten - denk ich mir und steck das Büchlein ein. Schön, dass es diesmal keine Flugzeuge, sondern Worte sind, die sie dabei haben. Da liegt er jetzt, mein ganz eigener Koran, der wie ein Flyer für den Samstagsabendschwoof zu mir kam. Und nun? Ofenheizung ist wohl nicht, das gibt internationale Verwicklungen.
Also kommt’s ins Regal, gleich zwischen die zugestaubte Bibelausgabe von 1956 und den Sammelband Wachturm 12 bis 351. Das originale Wort Gottes in meinem Haus, wenn ich dem engagierten jungen Mann glauben soll, der so lange mit der Schwarte vor meiner Nase herumgewedelt hatte, bis ich es eben mitgenommen hab. Frauen haben die eher selten dabei, dachte ich noch – aber glücklich sah er aus. Mindestens eine gute Tat also und immer noch gehaltvoller als die Gratisausgabe der BILD.
Hab dann doch mal drin geblättert, vielleicht doch mehr als “Sorge Dich nicht, lebe” oder dieses ständige Armageddongefasel in den Wachturmheftchen. Und siehe da, ich war beruhigt – Gott muss doch allen das gleiche erzählt haben. Alle sollen lieb sein, jeder des anderen Freund und wenn nicht gibt’s Strafen. Steht also eigentlich ganz richtig da – neben der Bibel – und staubt nun mit dieser um die Wette.
Apropos, putzen sollte ich wohl auch mal wieder, auf das es Gott gefällt in meiner kleinen Hütte. Und am Abend vielleicht mal wieder eine Runde Kant-Lektüre, geistige Hygiene sollte man in solchen Zeiten nicht vernachlässigen.
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