Wie verzweifelt oder scheinbar frei von Not muss eigentlich ein Land sein, das nichts Wichtigeres zu tun hat, als sich mit Promigeschnulze namens "Wahlmänner" einen peripheren "Identitätsstifter" zu wählen? Wie viel Plastik passt in die Blutbahn, bevor die Aorta platzt? Wann hört eine selbst ernannte Leistungselite auf zu glauben, ohne den "Rest" existieren zu können? (Wie der "Rest", dazu gehören zu wollen) Und wann eigentlich nimmt mal irgendwer den Wunsch nach Volksentscheiden ernst?
Nach derzeitiger Aktenlage wohl niemand. Ist nicht schlimm, auch morgen werden wir ins zu frühe Fertigbackbrot beißen, einen Krümel aus dem Augenwinkel kratzen bevor wir mit hohler Hand Wasser ins Gesicht werfen, den Weg zur Arbeit blind finden und anschließend die Vuvuzela blasen, die man uns gerade so hinhält. Auch morgen noch werden Kinder in unserem Land und auf der ganzen Welt hungern. Doch nun wird es leichter – es wird gesalbte Worte dazu geben.
Placebos haben eine erstaunliche Wirkung, wenn man ernsthaft glaubt, dass es Medizin sei.
Moral ist etwas für Hungerleider, präsidiale Moral etwas fürs Gemüt. Wehe Euch, wenn das Volk wirklich einmal erwachen sollte. Während El Schäuble die Sozial- und Rentenkassen für die Staatssanierung plündert, Madame Europa sich in Schweigen hüllt, wo wirkliche Entscheidungen drohen, wird wieder zugekleistert mit einem Präsidenten, den nach den letzten und dem bestehenden Wahlverfahren niemand, wirklich niemand mehr braucht.
Lasst die Spiele beginnen, gehe er präsentieren, von der Freiheit der Begüterten predigen, wo für die Abgeschlagenen keine mehr ist oder wenn sie ernst gemeint wäre, sich so manch Wahlmann schleunigst eine Waffe kaufen sollte. Weil man ihnen dann statt mit Ehrfurcht mit Knüppel und Dreschflegel auf der Landstraße begegnen, das Maul polieren und ihre Autos und Häuser anzünden würde.
Eine Elite sucht sich ihren Präsidenten – sei er unbequem, ist er es von ihren Gnaden, ist er ruhig, auch.
Eine seltsame Idee macht seit einigen Wochen die Runde. Wie wäre es, wenn das Volk einfach mal gar nicht mehr wählen gehen würde und dann die Frage entsteht – ja, durch wen sind denn dann die Politiker eigentlich legitimiert. Wer so etwas sagt, gilt als “Anti-Demokrat” – der Schrecken vor einer bösen Nazipartei soll an die Urne treiben. Und wenn dieses Gespenst einmal zu oft durchs Haus gegeistert ist?
Vielleicht aber wäre 1 Prozent Wahlbeteiligung ein Signal, welches man nicht mehr überhören kann? Dekadenz und erstarrte Rituale jedenfalls sind Geschwister – immer gewesen.
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