Ich hab doch tatsächlich den Farbfilm vergessen. Alles so grauenhaft Grau hier. Ein Pilz in schwarz wirkt irgendwie immer giftig. Ein Eichelhäher in monochrome sieht aus wie eine Krähe und irgendwer hat die Zeit gestohlen. Jene Zeit, die in den vergangenen 48 Monaten ohne Fixiermittel auf diesen Bildern verging.
Wenn die Jäger erzählen, es sei eine schlechte Saison, ist entweder die Bejagung im Vorjahr zu heftig gewesen oder das wild gewordene Schwarzwild hat Maul- und Klauenseuche. Manchmal, aber eher selten ratzt auch ein starker Wind eine Bache sofort nieder.
In jedem Fall ist Chaos im mitteldeutschen Wald, wenn zu wenig Schwarzes im Grünen unterwegs ist und langsam rot sieht, weil die Farbe gelb auf den Wiesen der Lichtungen fehlt.
Nun haben es gerade Wildsäue in freier Abschussbahn eher schwerer, als so ein Borstentier in ernsthafter Haushaltung. Sie neigen zu unkontrollierten Attacken und sind der Vorratshaltung und des planvollen Vorgehens nicht mächtig. So fressen sie gern alles kahl, was sie an zarten Schößlingen umsteht und machen auch vor so manchem Vorgarten des Nachbarn nicht halt.
Auf diese unschöne Art untergräbt die, in solchem Verhalten wohl nur noch Vieh zu nennende Raubfresserspezies systematisch ihre Lebensgrundlage. Um am Ende unsauber zu verenden. Oft sind jahrzehntelanger intellektueller Inzest und gegenseitige Daueragitation (wir sind schwarz, also verhalten wir uns auch so) auf einsamen Feldern das letzte Rückzugsgebiet der aussterbenden Art der – nun, man muss sie wohl so bezeichnen – Dummsäue – der eigentliche Grund für die zunehmende Jagdbereitschaft der Wildhüter.
Denn was dauerhaft Ressourcen verschleudert und keine Kunst ist, muss ja bekanntlich weg. Auch wenn es in Schwarz-Weiß daherkommt und die Claqueure noch so dümmlich in die Hände patschen. Den Rest des fatalen Geräuschs schluckt das Rauschen des Wassers und der Bäume.
Bis der europäische Frühling sie alle holt.
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