Als die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH im Dezember 2019 die Redaktion an ihrem neuen Radtouren-Heft für die Region Leipzig beendete, war noch nicht zu ahnen, dass auch der Leipziger Tourismus demnächst von den Corona-Auswirkungen heftig in Mitleidenschaft gezogen würde. Im Februar freute man sich noch über einen neuen Rekord von 3.602.857 Übernachtungen im letzten Jahr. Aber das jetzt vorliegende Radtouren-Heft passt in die Zeit, als wäre es extra dafür entworfen worden.

Denn wenn man Menschenansammlungen meiden sollte, Flüge an einst beliebte Urlaubsstrände in aller Welt eher ein Risiko sind oder noch gar nicht wieder möglich, dann ist so eine Erholungslandschaft direkt vor der Haustür natürlich Gold wert. Erst recht, wenn man sie eben nicht mit dem Auto erkunden muss, sondern einige tatsächlich attraktive Radstrecken dazu einladen, sie in den daheim verbrachten Urlaubswochen einfach mal zu erkunden.

Das Heft enthält alle notwendigen Ansprechpartner, Karten und Routenführungen. Und fünf Radwege entlang idyllischer Landschaften legt Andreas Schmidt, Pressesprecher der LTM, den Radfreunden besonders ans Herz.

Denn Aktivtourismus, so sagt er, erfreut sich in Deutschland wachsender Beliebtheit. „Wandern und Radfahren stehen auch in der Region Leipzig hoch im Kurs. Eine überdurchschnittlich hohe Dichte an imposanten Burgen, prunkvollen Schlössern und Herrenhäusern – eingebettet in eine einmalig schöne Seen- und Flusslandschaft – macht den Reiz der Region aus“, schwärmt er von der Region gleich hinter Leipzig, die er mit Kamera auch selbst schon beradelt hat. „Anhand von gut ausgebauten, naturnahen Wegen kann der Besucher das Leipziger Umland zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden.“

Die fünf Radrouten, die er zum Entdecken besonders empfiehlt:

Neuseenland-Radroute (ca. 100 km)

Der Rundweg führt an neun der 20 malerischen Seen südlich von Leipzig vorbei und lässt Radwanderer den facettenreichen Landschafts- und Strukturwandel der ehemaligen Tagebaulandschaft erleben. Die Rundtour startet am Markkleeberger See und führt weiter entlang am Störmthaler See. Durch Felder und Wiesen radelt man zum Hainer See und an kleineren Seen vorbei nach Borna. Hier bietet sich eine Pause an, um die Altstadt sowie die von Heuersdorf umgesetzte Emmauskirche zu erkunden.

Auf der Weiterfahrt geht es um das Speicherbecken Borna, auch Adria genannt, herum zum Haselbacher See, an dessen Ufer man herrliche Sandstrände zum Baden findet. Entlang der Schnauder radelt man weiter nach Groitzsch und Pegau. Hier lohnt sich ein Abstecher zu den Ruinen der uralten Wiprechtsburg und zum barocken Schloss Wiederau.

Der Weg führt nun entlang der Weißen Elster an den Zwenkauer See und am Ufer entlang bis zum Cospudener See, der viele Attraktionen und Möglichkeiten für sportliche Betätigung bietet. Vom Nordufer aus erreicht man wieder Markkleeberg, den Ausgangspunkt der Tour.

Obstland-Route (insgesamt ca. 58 km)

Die Obstland-Radroute führt durch das größte sächsische Obstanbaugebiet um Ablaß, Dürrweitzschen, Leisnig und Sornzig, Mügeln sowie das Muldental an der Freiberger Mulde. Sie setzt sich aus drei thematischen Teilrouten zusammen und kann über einzelne kleinere Etappen oder die Hauptroute befahren werden. Bei letzterem führt die Strecke durch die kulturhistorisch reich geprägte Landschaft des Sächsischen Obstlandes.

Starten kann man den Rundweg in Leisnig. Die Stadt steht in engem Zusammenhang zur im 10. Jahrhundert errichteten Burg Mildenstein, die zu den ältesten Anlagen in Sachsen gehört. Entlang der Freiberger Mulde fährt man aus Leisnig heraus vorbei an Wäldern und Obstplantagen.

Lohnenswert ist ein Besuch im Kloster Buch, wo das damalige Leben der Mönche und ihrer Obstbautradition erlebt werden kann. Diese reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, als die Mönche zunächst kleine Klostergärten mit Obstbäumen zur Eigenversorgung anlegten. Der Weg führt weitere vier Kilometer entlang an kleinen Hofläden, die regionales Obst, Gemüse und Säfte bereithalten, bis nach Mügeln. Hier können Besucher die Ausstellung „Erlebniswelt Kaolin“ im Bahnhof erleben, in der die Welt des „Weißen Goldes“ und die Geschichte der Schmalspurbahn anschaulich dargestellt werden.

Ein Zwischenstopp empfiehlt sich auch am Kloster Sornzig, der historischen Wiege und gleichzeitig Ursprungsort des Obstanbaus in der Region Mügeln. Weiter geht es in Richtung Dürrweitzschen, wo man neben einem Sachsenobst-Hofladen einen Obstland-Infopoint findet. Von hier führt der Weg weiter durch ländliche Idylle, man passiert verschlafene Dörfer und genießt herrliche Aussichten über die weite Landschaft.

Der letzte Zwischenstopp ist Leipnitz, ein ehemaliges Rittergut und Kirche mit Pilgergrabstein aus dem 13. Jahrhundert. Ein Besuch lohnt auch das Braunkohlemuseum. Von hier aus kann man die letzten Kilometer der Tour bis nach Leisnig zurücklegen.

Unterwegs mit dem Rad. Cover: LTM GmbH

Torgischer Radweg (ca. 67 km)

Die Radroute verläuft durch die reizvolle Landschaft der Dahlener und Dübener Heide. Ausgangspunkt ist das Elbufer in Torgau. Zu Beginn der Tour radelt man durch die Stadt Torgau, die in ihrer Geschlossenheit als besterhaltene Renaissancestadt Deutschlands gilt. Daher lohnt sich ein ausgedehnter Bummel durch die Innenstadt und ein Besuch von Schloss Hartenfels, das als architektonisches Meisterwerk der Renaissance und authentischer Ort der Reformationsgeschichte gilt.

Die dortige Schlosskapelle war der erste evangelische Sakralbau, den Martin Luther am 5. Oktober 1544 weihte. Richtung Westen verlässt man die Stadt und fährt durch das Presseler Heidewald- und Moorgebiet. Auf der anderen Seite des Moores geht es vorbei an romantischen Teichen, Feldern und Wiesen durch den Tiglitzer Forst bis nach Bad Düben an der malerischen Mulde. Lohnenswert ist neben einem Bummel durch die denkmalgeschützte Altstadt ein Abstecher zur Burg Düben, dem Wahrzeichen der Kurstadt. Hier fand eine der letzten Hexenverbrennungen statt und Napoleon nächtigte in ihren Mauern.

Eine attraktive Übernachtungsmöglichkeit ist das Heide Spa Hotel & Resort am Rande der Kurstadt. Von Bad Düben aus folgt man den verspielten Schleifen der Mulde bis nach Löbnitz am Seelhausener See. Hier radelt man am Südufer des imposanten Gewässers vorbei nach Delitzsch, dem Ziel der Tour. Die Große Kreisstadt fasziniert mit einer gut erhaltenen und durch verschiedene architektonische Epochen geprägte Altstadt mit dem Barockschloss, der Stadtbefestigung, ihren Plätzen, Bürger- und Patrizierhäusern und Stadttürmen.

Altenburg-Colditz-Radroute (ca. 54 km)

Die Strecke zwischen Altenburg und Colditz eignet sich für Radbegeisterte durch ihre abwechslungsreiche Landschaft. Start ist die ehemalige Residenzstadt Altenburg mit ihrem Spielkartenmuseum und der imposanten Schlossanlage. Nach 14 km stadtauswärts erreicht man die schon von Weitem sichtbare Burg Gnandstein im Kohrener Land. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Burg gilt als Sachsens besterhaltene romanische Wehranlage.

Von dort aus führt die Tour weiter durch die Stadt Frohburg, die vor allem für ihr Schloss mit Museum bekannt ist. Die nächste auf der Strecke gelegene Stadt ist der Thermalkurort Bad Lausick, der inmitten einer beeindruckenden Heidelandschaft liegt. Bekannt ist die Kleinstadt vor allem für ihr Kur- und Freizeitbad Riff. Wellnessfans finden hier Entspannung pur, denn sie können im Solebecken die Seele baumeln lassen, die großzügige Saunalandschaft nutzen oder die riesige Reifenrutsche „Crazy River“ testen. Ziel der Radroute ist die Stadt Colditz, die sich direkt an der Zwickauer Mulde befindet.

Als Wahrzeichen der Stadt gilt das imposante Schloss Colditz, dessen Geschichte bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht und Herrschersitz, Jagdschloss und Witwenresidenz zugleich war. Im Zweiten Weltkrieg diente das Schloss als Kriegsgefangenenlager für hochrangige Offiziere der Westalliierten, von dessen einfallsreichen Fluchtversuchen das „Fluchtmuseum“ erzählt. Ein Besuch sollte deshalb unbedingt mit eingeplant werden.

Mulderadweg ab Grimma (ca. 79 km)

Ausgangspunkt des Radweges ist die Stadt Grimma mit ihrem schönen Altstadtkern, der über 400 Meter langen erhaltenen Stadtmauer und zierlichen Häusern und Kulturdenkmälern aus fünf Stilepochen. Der Bummel durch die Altstadt führt an das Ufer der Mulde zur Hängebrücke, der mit 80 Metern längsten Tragseilbrücke Sachsens. Von hier aus radelt man vorbei an der Rad-Selbsthilfewerkstatt in Dehnitz bei Wurzen über Eilenburg, Bad Düben und Löbnitz, bis man in Dessau-Roßlau auf den Elberadweg trifft.

Fahrradtour entlang des Mulderadwegs bei Dehnitz. Foto: Andreas Schmidt
Fahrradtour entlang des Mulderadwegs bei Dehnitz. Foto: Andreas Schmidt

Entlang der Strecke zeigen zahlreiche Burgen, Schlösser und Herrenhäuser den Reichtum der sächsischen Geschichte auf. Die Route verläuft durch charakteristische Muldenauen und Feuchtwiesen mit einzigartiger Flora und Fauna. Dabei wechseln sich Feldwege und mäßig befahrene Straßen ab. Unweit vom Ziel der Strecke, dem Ort Muldenstein, befinden sich der geflutete Tagebau des Muldestausees und der Große Groitzschesee, ebenfalls ein ehemaliger Braunkohletagebau.

Hier kann man bei einem Picknick den Blick über die offene Landschaft genießen, bevor man den Rückweg nach Leipzig wieder antritt. Der Mulderadweg in seiner Gesamtheit, bestehend aus Zwickauer, Freiberger und Vereinigter Mulde, umfasst 400 Kilometer und kann als Radfernweg befahren werden. Höhepunkte auf dem verlängerten Streckenabschnitt sind u. a. Schöneck, Rochlitz, Freiberg, Döbeln, Eilenburg und Dessau.

Broschüre „Unterwegs mit dem Rad“

Wer sich über die schönsten Radrouten durch Leipzig und die Region informieren möchte, findet in der 56-seitigen Broschüre „Unterwegs mit dem Rad“ 20 Routenvorschläge und viele Tipps. Die von der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH herausgegebene Publikation ist kostenlos u. a. in der Tourist-Information Leipzig (Katharinenstraße 8) erhältlich und steht zum Download bereit.

Weitere Informationen: www.region.leipzig.travel/radrouten

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 81: Von verwirrten Männern, richtigem Kaffee und dem Schrei der Prachthirsche nach Liebe

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