Sie ist weltberühmt, diese Uta aus Naumburg. Auch wenn sich zuweilen die Historiker streiten, ob die junge Dame im Naumburger Dom wirklich Uta aus Ballenstedt zeigt, ob der Künstler hier vor 800 Jahren nicht vielleicht etwas durcheinandergebracht hat. Was nichts daran ändert, dass jedes Jahr die Touristenscharen extra wegen ihr nach Naumburg strömen in den Dom, der seit 2018 auch UNESCO Welterbe ist. Und in diesem Jahr werden noch viel mehr Utas kommen.
Nachdenklich und etwas entrückt blickt die schöne Adlige in die Ferne. Feine, ebenmäßige Gesichtszüge sind eingerahmt von einem gold-weißen Gebende und einer Krone. Die ganze Erscheinung ist eine Metapher für Anmut und Tugendhaftigkeit. Uta ist die berühmteste und faszinierendste der zwölf Stifterfiguren im Westchor des UNESCO-Welterbes Naumburger Dom. Ein Meisterwerk, geschaffen von einem unbekannten Künstler vor fast 800 Jahren.
2020 wird die „schönste Frau des Mittelalters“ mit einem Treffen der Namensträgerinnen, Führungen und Kreativwerkstätten gewürdigt.
Die zwölf Stifterfiguren im Naumburger Dom zählen zu den bedeutendsten bildhauerischen Schöpfungen der europäischen Gotik. Über ihre Entstehung ist nur wenig bekannt. Bischof Dietrich II. hatte Mitte des 13. Jahrhunderts einen Steinbildhauer mit der Gestaltung des Westchores im Naumburger Dom beauftragt. Der Name des Künstlers geriet in Vergessenheit. So spricht man heute nur noch ehrfurchtsvoll vom „Naumburger Meister“. In seiner Werkstatt entstanden unter anderem der Westlettner mit Passionsrelief und Kreuzigungsgruppe sowie die international bekannten Stifterfiguren.
Die Gesichter, Gesten, Bewegungen und Gewänder sind für die damalige Zeit unvergleichlich lebendig, ausdrucksstark und realitätsnah dargestellt. Unter anderem deshalb wurde der Naumburger Dom 2018 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Das Welterbe-Komitee bescheinigte der Komposition von Architektur, Skulpturen und Glasmalereien im Westchor den außergewöhnlich universellen Wert und erkannte das Ensemble als ein Meisterwerk menschlicher Schöpferkraft an.
Hinter der Stifterfigur Uta verbirgt sich die historische Persönlichkeit Uta von Ballenstedt. Die Tochter eines Harzgrafen lebte in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Sie heiratete Ekkehard II., wurde Markgräfin von Meißen. Kinder hatte das Ehepaar keine, ihr Vermögen floss als Stiftung in den Naumburger Dom. Berühmt wurde Uta aber erst durch die Fotografie im 20. Jahrhundert.
Walter Hege, ein Naumburger Fotograf, setzte die Stifterfiguren in den 1920er Jahren durch Licht- und Schattenspiel bewusst in Szene. Reiseführer und Kunstbände druckten die Aufnahmen ab. Im Disney-Film Schneewittchen, der 1937 in Los Angeles uraufgeführt wurde, diente Uta als Vorlage für die böse Königin. Der italienische Schriftsteller Umberto Eco schwärmte: „Wenn Sie mich fragten, mit welcher Frau in der Geschichte der Kunst ich gerne essen gehen und einen Abend verbringen würde, wäre da zuerst Uta von Naumburg.“
Uta trifft Gerburg: Großes Uta-Treffen im März
Im Jahr 2008 luden die Vereinigten Domstifter und die Stadt Naumburg erstmals alle Namensvetterinnen der Uta aus der ganzen Welt zum Treffen in die Stadt. Mittlerweile findet das Treffen alle zwei Jahre statt und nicht nur Utas dürfen kommen, sondern auch Gerburgs, Ekkehards, Hermanns sowie die Träger der anderen Namen der Stifterfiguren. An einem der letzten Treffen nahm sogar eine Gruppe aus drei Geschwistern teil, die gleich insgesamt vier Stifternamen repräsentierten.
Das nächste Uta-Treffen findet vom 13. bis 15. März statt. Das dreitägige Programm umfasst Führungen im Dom, Theatervorstellungen, Kreativwerkstätten, Ausflüge sowie kulinarische Abende. Die Veranstalter rechnen mit 150 bis 200 Teilnehmern. Anmeldungen sind noch bis 19. Februar unter www.uta-treffen.de möglich.
Führungen durch den Dom
Nicht nur Uta, sondern auch der UNESCO-Welterbe-Titel bringt Besucher nach Naumburg. 2019 kamen fast 150.000. Aus Anlass des Welterbetitels wurde der Besucherservice weiter ausgebaut: der Audioguide überarbeitet, das Führungsangebot erweitert. Täglich können sich Interessierte durch den bedeutenden Sakralbau führen lassen und den Geschichten zu Uta und dem Naumburger Meister lauschen. Die Webseite www.visituta.de gibt einen kurzen, leicht überschaubaren Überblick über Zeiten und Angebote.
An ausgewählten Tagen gewähren die Vereinigten Domstifter in Sonderführungen ungewöhnliche Einblicke. Vom 7. bis 9. Februar geht es beispielsweise mit Taschenlampe ausgerüstet in die Zeit der Romanik. Am 4. April öffnet Historiker Matthias Ludwig die Türen zum Domstiftsarchiv sowie zur -bibliothek und erzählt von den Geschichten der mehr als 30 000 Handschriften und Urkunden. Zum Internationalen Museumstag am 17. Mai gibt es eine Führung durch den Domschatz.
Sonderführungen und Aktionen sind auch für den UNESCO-Welterbetag am 7. Juni geplant. Dann wird außerdem in der Marienkirche die Ausstellung „Von der Menschheit ein Stück“ mit Fotografien von Jürgen Sieker eröffnet.
KinderDomBauhütte am Naumburger Dom
Inspiriert durch den Welterbetitel wurde ein neues Projekt für Kinder entwickelt: „Uta von Naumburg. Gut betucht.“ In der Werkstatt der „KinderDomBauhütte“ können die Jüngsten eine bewegliche Utafigur aus Pappmaché gestalten und Schicht für Schicht einkleiden. Das nächste Mal am 14. Februar. Alle Termine der KinderDomBauhütte, die auch Kreativangebote für Erwachsene bereithält, finden sich unter www.naumburger-dom.de.
Welterbe-Wandertag
Der Naumburger Dom liegt eingebettet in eine weltweit einmalige, hochmittelalterlich geprägte Kulturlandschaft mit Burgen, Schlössern und Klöstern entlang der Flüsse Saale und Unstrut. Eine gute Gelegenheit, die Schätze der Region auf geführten Wander- und Radtouren zu entdecken bietet der jährliche Welterbe-Wandertag. Das nächste Mal am 19. April.
Zu Fuß und mit dem Rad lässt sich die Gegend ganzjährig auf der Straße der Romanik und der Weinstraße Saale-Unstrut erkunden. Informationen dazu sowie zu Sehenswürdigkeiten, Ausflugzielen, Übernachtungsmöglichkeiten und Pauschalangeboten liefert der ansässige Tourismusverband unter www.saale-unstrut-tourismus.de.
Hinweis der Redaktion in eigener Sache (Stand 1. November 2019): Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.
Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen und ein Freikäufer-Abonnement abschließen.
Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.
Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 400 Abonnenten.
Keine Kommentare bisher