Unterwegs mit Aida: Nach Frankreich und zurück

Kreuzfahrten boomen. War die Fahrt mit dem Ozeandampfer bis Anfang der Neunziger Jahre den Wohlbetuchten in Anzug und Designer-Kostüm vorbehalten, gilt vielen Reedereien heute die Familie als liebste Zielgruppe. Poolparty statt Captain's Dinner, Kinderanimation statt gut sortierter Bordbibliothek. Was erwartet den Gast eines modernen Clubschiffs? Ein Redakteur aus dem L-IZ.de-Team ist eine Woche lang mit Deutschlands Marktführer Aida Cruises in See gestochen.

Die “AIDAluna”, das sechste von zehn Schiffen der Kussmundflotte, verfügt über insgesamt 1.025 Kabinen, davon 439 Balkonkabinen und 18 Suiten. Es ist 252 Meter lang, 32 Meter breit und streckt sich von der Wasserkante 48 Meter gen Himmel.

Das Aida-Konzept ist schnell erklärt: Man nehme ein großes Schiff, stopfe es mit so vielen Menschen wie möglich voll, biete ihnen ein paar Whirlpools, ein Fitness-Studio und einen Spa. Dazu eine Handvoll Buffet-Restaurants, zwei A-la-Carte-Gourmet-Tempel, etwas Animation, Kinderbetreuung und Entertainment. Außerdem jede Menge überteuerte Landausflüge und Wellness-Packungen. Fertig. Garderobenzwang gibt’s nicht, Schlabberhosen, Bademäntel und Bermuda-Shorts sind bei Tisch jedoch nicht gern gesehen. Essen und Tischgetränke sind inklusive, Trinkgeld auch.

Bei mildem Wetter nimmt die “AIDAluna” ab Hamburg Kurs gen Westen. Die Stationen: Le Havre, Dover, Brügge und Amsterdam. Ab Leipzig reisen Kreuzfahrer am besten mit der Bahn zum Schiff. Wer sein Auto nicht zu Hause stehen lassen kann, findet in der Speicherstadt einen bezahlbaren Langzeitparkplatz.
Das Einchecken geht flott über die Bühne. Um halb eins stehe ich im Terminal auf der Matte, um noch ein paar Eindrücke aus Hamburg mitzunehmen. Mein Pech, dass hunderte Mitreisende denselben Gedanken haben. Also ist Schlange stehen angesagt. Nach 20 Minuten bin ich im Besitz eines Bordausweises. Die Chipkarte ist Zutrittsberechtigung für’s Schiff, Kabinenschlüssel und Bezahlkarte in einem. Wie praktisch. Mein Bargeld wandert sofort in den Safe. Nach einem Imbiss im “WeiteWeltRestaurant” mache ich mich auf den Weg in die City.

Um 21 Uhr soll das Schiff auslaufen. Vorher probt die Crew mit den Gästen den Ernstfall. Rettungsweste anziehen, zur Sammelstation spazieren, Anwesenheitskontrolle. Währenddessen winken uns Passagiere der vorbeifahrenden Barkassen munter zu. Ach ja: Es soll Reedereien geben, auf deren Schiffen die Besatzung nicht weiß, was zu tun ist, wenn der Kahn kentert. Bei Aida klappt zumindest der Testlauf.

Punkt neun bläst Kapitän Lutz Leitzsch das Horn. Leinen los. Nach eleganter Wende im Hafenbecken schleppt sich der Kreuzer elbabwärts. Währenddessen begrüßt die Crew auf der Poolbühne mit einer kleinen Showeinlage ihre Gäste. Anschließend legt ein DJ Partykracher auf. Falls irgendwer es nicht mitbekommen haben sollte: “Wir fahren nach Amsterdam!”
I am sailing…: Ein paar Tipps für die perfekte Kreuzfahrt (1)

Das Schiff schaukelt, das Essen schmeckt nicht und der indonesische Barkeeper spricht kaum Englisch. Wer bei Aida Cruises das Haar in der Suppe sucht, wird fündig werden. Einschlägige Webportale sind prall gefüllt mit negativen Erlebnisstories. Falls Sie trotzdem in See stechen möchten, hat L-IZ.de ein paar nützliche Tipps parat. Hier der erste:

Informieren Sie sich vor der Buchung über Schiff und Reederei!

So banal das klingt: Kreuzfahrt-Reedereien gibt es wie Sand am Meer. Die breite Spanne reicht von schwimmenden Clubresorts bis zu klischeemäßigen 5-Sterne-Dampfern. Fragen Sie sich also selbst, was Sie sich von Ihrer Reise erwarten. Informieren Sie sich im Reisebüro oder im Internet über die Anbieter und deren Konzepte. Bedenken Sie, dass niemand sein eigenes Nest beschmutzt. Neben den Websites der Reedereien empfiehlt sich ein Blick auf unabhängige Kreuzfahrt-Portale.

Vor der Buchung sollten Sie sich auch mit den Deckplänen des Schiffs Ihrer Wahl vertraut machen. Außer Sie möchten nah an der Maschine residieren und lieben Treppensteigen. Weiterhin sollten Sie sich über die Bordsprache kundig machen.