Sind es die vielen Krisen, welche die Menschen bedrücken? Oder trifft tatsächlich eine andere Interpretation def zunehmenden psychischen Erkrankungen zu, dass unsere Arbeitswelt immer stressiger und belastender wird? Denn auch im ersten Halbjahr 2024 gab es bundesweit einen starken Anstieg bei den psychischen Erkrankungen, meldet die DAK. Bei den Fehltagen aufgrund von Depressionen oder Anpassungsstörungen gab es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Anstieg um 14,3 Prozent.
Das ist heftig, da auch schon die Vorjahre von starken Anstiegen bei den psychischen Erkrankungen geprägt waren.
Insgesamt lag der Krankenstand in der ersten Jahreshälfte bei 5,7 Prozent und damit erneut über dem Halbjahreswert des Vorjahres (5,5 Prozent). Bereits 2023 hatte die DAK-Gesundheit den höchsten Wert seit zehn Jahren gemessen. Nach der aktuellen Analyse der Kasse kommt jede und jeder DAK-versicherte Beschäftigte im ersten Halbjahr 2024 im Durchschnitt auf rund zehn Fehltage. Die Hälfte der Erwerbstätigen war im Zeitraum von Januar bis einschließlich Juni mindestens einmal krankgeschrieben.
Und da es ja auch Versicherte gibt, die sich kaum mal krankschreiben lassen, ahnt man schon, wie heftig die Ausfälle wegen psychischer Erkrankungen in einige Berufsgruppen, die besonders starkem Stress ausgesetzt sind, sein müssen.
Eine besorgniserregende Entwicklung
„Der weitere Anstieg der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen ist besorgniserregend“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Die Beschäftigten in Deutschland stehen in diesen Krieg- und Krisenzeiten weiterhin unter Druck, was sich auch beim Krankenstand zeigt. Arbeitgeber sollten Stress und mögliche Belastungen in den Fokus rücken und sich verstärkt mit Fragen der psychischen Gesundheit ihrer Belegschaft und möglichen Hilfsangeboten beschäftigen.“
Wobei die zitierten „Arbeitgeber“ meist erst den Druck erzeugt haben, der die Beschäftigten an die Grenze ihrer psychischen Stabilität bringt. Was dann oft unter dem Stichwort Effizienz läuft, aber letztlich bedeutet, dass sich immer mehr Verantwortung auf immer weniger Schultern verteilt – wie in weiten Teilen der Pflege und des Gesundheitswesens.
Besonders Frauen leiden
Nach der Analyse der DAK-Gesundheit lag der Krankenstand im ersten Halbjahr bei 5,7 Prozent. Das bedeutet: An jedem Tag von Januar bis Dezember waren im Durchschnitt 57 von 1.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern krankgeschrieben.
Mit Blick auf die Fehltage zeigt sich bei den psychischen Erkrankungen ein Anstieg um 14,3 Prozent. Während Depressionen, Anpassungsstörungen und andere psychische Erkrankungen in der ersten Jahreshälfte 2023 rund 159 Fehltage je 100 Versicherte verursachten, waren es von Januar bis Juni 2024 rund 182 Tage. Bei weiblichen Beschäftigten sind psychische Erkrankungen für den Krankenstand besonders bedeutsam. Bei Frauen liegt der Anteil von psychischen Erkrankungen am Krankenstand bei 21 Prozent, bei Männern bei 14,5 Prozent.
Stichwort: Pflegebereich
Insgesamt hatten mit 19 Prozent die Atemwegserkrankungen den größten Anteil am Krankenstand. Ebenfalls besonders relevant: Muskel-Skelett- Erkrankungen mit einem Anteil von 17,7 Prozent. Verletzungen folgten hinter den psychischen Erkrankungen mit 9,4 Prozent auf Platz vier. Die Erkrankungsgruppe, in der in den Arztpraxen die Coronainfektionen erfasst werden, hatte mit 3,9 Prozent einen niedrigeren Anteil am Krankenstand als im Vorjahreshalbjahr mit 5,1 Prozent.
Auch im ersten Halbjahr 2024 bestanden deutliche Unterschiede zwischen den Berufsgruppen: Besonders viele Fehltage hatten Beschäftigte in Alten- oder Pflegeheimen. Sie kamen im ersten Halbjahr im Durchschnitt pro Kopf auf 13,7 Tage. In keiner anderen Berufsgruppe war der krankheitsbedingte Arbeitsausfall höher. Zum Vergleich: Die Beschäftigten in den Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologieberufen hatten nur halb so viel Arbeitsausfall. Sie kamen pro Kopf auf 6,6 Fehltage.
Für die aktuelle Krankenstands-Analyse wertete das Berliner IGES Institut die Daten von 2,25 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten aus.
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