Am Sonntag, dem 10. Dezember, war wieder einmal Aktionstag für die ungleiche Lebenserwartung. Der Tag soll auf die durchschnittlich geringere Lebenserwartung von Männern gegenüber Frauen (nicht nur in Deutschland) hinweisen. Gleichzeitig soll am 10. Dezember dafür sensibilisiert werden, Risiken für ein frühzeitiges Versterben zu erkennen, zu vermeiden oder dagegen Vorsorge zu tragen. Aber wie sieht es in Sachsen aus und welche möglichen Gründe gibt es?
Laut Berechnung der Sterbetafel für den Zeitraum 2020/2022 haben neugeborene Jungen in Sachsen eine Lebenserwartung von 77,3 Jahren. Für neugeborene Mädchen wurde dagegen eine Lebenserwartung von 83,5 Jahren errechnet. Somit sterben Männer in Sachsen im Durchschnitt sechs Jahre eher als Frauen, stellen die Statistiker des Landesamtes für Statistik fest.
Ursachen dafür könnten in der unterschiedlichen Lebensführung liegen, stellen sie fest. So sind bei ausgewählten Todesursachen, die für eine bestimmte Altersgruppe als vermeidbar eingestuft werden, Männer überrepräsentiert. 2021 waren bei Sterbefällen aufgrund von Lebererkrankungen, die für das Altersintervall von 15 bis unter 75 Jahren als abwendbar eingeordnet werden, 72 Prozent Männer.
Auch bei Sterbefällen durch Ischämische Herzkrankheit, welche im Alter von 35 bis unter 65 Jahren als umgehbar gelten, dominiert die männliche Bevölkerung. Hier lag die Quote 2021 bei den Männern sogar bei 83 Prozent. Womit sich schon andeutet, dass Männer ungesünder leben als Frauen.
Aber das wird in anderen Bereichen des vorzeitigen Hinüberscheidens noch deutlicher.
Leben in vollem Risiko
So ist der Anteil der Raucher, als ein Faktor einer ungesunden Lebensweise, an der jeweiligen Bevölkerung ab 15 Jahren laut Mikrozensus 2021 bei Männern mit 26 Prozent deutlich über dem der weiblichen Bevölkerung mit 17 Prozent.
Darüber hinaus waren im Jahr 2021 knapp drei Viertel der insgesamt 653 Menschen, die sich das Leben nahmen, Männer.* Bezogen auf 100.000 Einwohner des jeweiligen Geschlechts begingen 24 Männer bzw. 8 Frauen Suizid. „Vorsätzliche Selbstbeschädigungen“ nennt das die amtliche Statistik.
Aber noch deutlicher wird die Rücksichtslosigkeit der Männer gegen ihre eigene Unversehrtheit überall dort, wo sie einfach mal alle Bremsen lösen können. Ergebnis: Die höhere Sterblichkeit bei Männern zeigt sich auch bei Straßenverkehrsunfällen. 2022 waren 80 Prozent aller Verkehrstoten männlich, bei den Schwerverletzten betrug ihr Anteil immerhin noch 63 Prozent.
Oder in konkreten Zahlen: 2021 verunglückten 9.241 Männer in Sachsen im Straßenverkehr. Dagegen wurden 2.976 Frauen Opfer von Straßenverkehrsunfällen. Von den 118 Verkehrstoten waren 94 Männer. Da überhöhte Geschwindigkeit, Fahren bei Rot oder das Ignorieren der Vorfahrtsregeln die häufigsten Ursachen für Verkehrsunfälle sind, ahnt man schon, dass Männer deutlich risikoreicher fahren als Frauen.
Manns-Bilder
Und so verhalten sie sich eben auch in anderen Lebensbereichen – ob beim Suchtmittelgebrauch, bei der Ernährung, aber auch im konflikthaften Umgang mit anderen Männern.
Ob das allein reicht, den deutlichen Unterschied beim Sterbealter zu erklären, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Denn Männer arbeiten im Schnitt auch um die fünf Jahre länger als Frauen, arbeiten in körperlich besonders anstrengenden Berufen und betreiben in der Regel auch risikoreichere Sportarten.
Da trifft also einiges an Faktoren zusammen, was auch direkt mit den Vorstellungen zu tun hat, wie sich ein Mann in einer Gesellschaft wie der unseren verhalten muss und welche Rollenerwartungen andere Männer an ihre Geschlechtsgenossen haben.
Die Seite zum Tag der ungleichen Lebenserwartung fasst es so zusammen: „Biologisch lässt sich die geringere Lebenserwartung nicht erklären. Es sind vielmehr die Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Lebensstil, in den sozialen Rollen, aber auch in den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die hierfür entscheidend sind.“
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2022 arbeiteten Männer 38,2h/Woche
Frauen 30,5h/Woche
Hat vielleicht auch damit zu tun. Und über Risikoreichere Arbeitsverhältnisse wurde ebensowenig berichtet.