Es ist ein verstörendes Thema. Aber auch das Universitätsklinikum Leipzig muss sich damit beschäftigen – gerade dann, wenn es um schwer erkrankte Patienten geht. Denn da wird das Thema auch für die betreuenden Mediziner und Pflegekräfte akut: Täglich nehmen sich in Deutschland 25 Menschen das Leben, noch weit mehr unternehmen einen Suizidversuch. Oft auch deswegen, um einer schweren körperlichen und/oder psychischen Belastung zu entkommen.

Auch in Krankenhäusern, in denen Menschen mit schweren Diagnosen oder schicksalhaften Prognosen konfrontiert sind, kommt es zu Suiziden oder Suizidversuchen. Auch wenn dies sehr selten der Fall ist, belasten solche Ereignisse Angehörige und das betreuende Personal sehr stark. Um Suizide von Patient/-innen bestmöglich zu vermeiden, hat das Universitätsklinikum Leipzig Ende 2022 eine interne Initiative zur Prävention gestartet.

Ein wichtiger Teil der Prävention

Krankenhäuser sind Orte, an denen sich viele Menschen in oft extremen Lebenssituationen befinden: nach Diagnosen oder mitten in der Therapie schwerer Erkrankungen, in akuten Notlagen und nach teilweise lebensverändernden Unfällen oder Notfällen.

„Bei manchen Menschen löst dies eine akute suizidale Gefährdung aus, die zu Kurzschluss-Reaktionen direkt im Krankenhaus führen kann“, erklärt Psychiaterin Prof. Christine Rummel-Kluge, Leiterin der Psychiatrischen Institutsambulanz des UKL und eine der Initiator/-innen der UKL-internen Suizidpräventionskampagne. „Unser Ziel ist es, durch einen offenen Umgang mit dem Thema Suizidalität Mitarbeiter/-innen zu sensibilisieren und Patient/-innensuizide zu vermeiden“, so die Expertin.

Diese seien zwar äußerst selten – in den letzten vier Jahren gab es am UKL mit 400.000 Patient/-innen jährlich insgesamt drei Fälle -, aber für Angehörige oft besonders schwer zu verstehen und für diese wie auch betreuende Mitarbeiter/-innen sehr belastend.

Wichtig sind interne Schulungen

Gleichzeitig belegen Studien, dass Suizide in manchen Fällen vermeidbar wären. „Hier setzt unsere Initiative ‚Suizidprävention‘ an“, beschreibt Rummel-Kluge den Ansatz. „Wir zeigen in internen Schulungen Wege auf, die bei möglichen Verdachtsfällen helfen können.“

Häufig haben Menschen mit suizidalen Gedanken psychische Erkrankungen, die noch gar nicht diagnostiziert wurden und somit auch noch nicht behandelt werden konnten. Es sei daher wichtig, überhaupt zu erkennen, dass ein Patient oder eine Patientin Suizidgedanken hat und entsprechend zu handeln.

„Dazu gehört, gemeinsam eine Umgebung schaffen, in der sich unsere Patient/-innen uns anvertrauen, wenn sie suizidale Gedanken haben, um sie entsprechend unterstützen zu können“, erläutert die Psychiaterin.
Die hausinternen Schulungsvideos zum Thema erläutern daher die klinische Symptomatik sowie auch Möglichkeiten zur Hilfe und helfen dabei, Risikogruppen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu identifizieren. Ein weiterer Schritt im Verdachtsfall sei die Einbeziehung der Psychiatrischen Kolleg/-innen durch ein Konsil.

Seit der Bereitstellung im November 2022 informierten sich bereits mehr als 1.200 Beschäftigte des UKL auf der Kampagnenseite über die Maßnahmen, viele nutzten die Schulungsvideos im klinikinternen digitalen Weiterbildungsportal UKLearn, um sich über das Thema zu informieren.

„Wir haben viele positive Rückmeldungen zu dieser Kampagne erhalten: Als besonders hilfreich erleben die Nutzer/-innen, zu erfahren, dass es wichtig ist, das Thema Suizidalität offen anzusprechen – und, dass das Nachfragen Leben retten kann“, berichtet Prof. Rummel-Kluge.

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