Es ist eine ambulante Anlaufstelle, ein Schutzraum, in dem von sexuellem Missbrauch, körperlicher Gewalt und Vernachlässigung betroffene Kinder und Jugendliche vielfältige Hilfe und Unterstützung erfahren: Seit fünf Jahren besteht das Childhood-Haus am Universitätsklinikum Leipzig (UKL), das räumlich und fachlich an die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin angebunden ist.

Begangen wird der Jahrestag der Eröffnung am Mittwoch, dem 27. September, mit einer Weiterbildungsveranstaltung und Erfahrungsaustausch, an dem alle beteiligten Institutionen wie Polizei, Justiz, Medizin und Jugendhilfe zusammenkommen. Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow ist ebenfalls zu Gast und spricht ein Grußwort.

Am 27. September 2018 hatte Königin Silvia von Schweden das Childhood-Haus am UKL eingeweiht. Es war das erste dieser Art in Deutschland und ein Modellprojekt für die Umsetzung des Konzepts der von der schwedischen Königin 1999 gegründete „World Childhood Foundation“, das Kindern weltweit helfen will.

Fünf Jahre später hat sich das Childhood-Haus Leipzig in der Region etabliert – oder, so muss man sagen, etablieren müssen. In den kinderfreundlich gestalteten Untersuchungs- und Befragungsräumen arbeiten Vertreter/-innen von Polizei, Justiz, Jugendhilfe und natürlich Medizin interdisziplinär zusammen, um die rund 350 Fälle pro Jahr ganzheitlich abzuklären. Den Betroffenen sollen so wiederholte Aussagen und Untersuchungen an verschiedenen Einrichtungen erspart bleiben. Geleitet wird das Childhood-Haus von Oberarzt Dr. Matthias Bernhard und Psychologin Dr. Petra Nickel.

Bereits seit 1999 besteht an der von Prof. Wieland Kiess geführten UKL-Kinderklinik eine interdisziplinäre Kinderschutzgruppe, seit 2012 eine Kinderschutzambulanz. In letzterer können Kinder und Jugendliche längerfristig nachbetreut werden. Dass hier am Universitätsklinikum in Leipzig das erste Childhood-Haus Deutschlands errichtet werden konnte, wird als Anerkennung der jahrelangen konsequenten Kinderschutzarbeit an der UKL-Kinderklinik betrachtet.

„Wir verzeichnen in den vergangenen zwei Jahre eine deutlich steigende Tendenz der Anfragen und Vorstellungen, wenngleich glücklicherweise die Zahl der schweren Misshandlungen beziehungsweise Missbrauchsfälle eher konstant bleibt. Letztlich dürften die steigenden Zahlen also vor allem auf einer erhöhten Sensibilität und einem größeren Bekanntheitsgrad des Childhood-Hauses beruhen“, ordnet Dr. Bernhard die aktuelle Entwicklung ein.

Childhood-Konzept und „kindgerechte Justiz“

Mit einer Weiterbildungsveranstaltung, die auch den Charakter eines Erfahrungsaustauschs tragen soll, wird am Jahrestag, dem 27. September an die Eröffnung vor fünf Jahren gedacht. Nach der Begrüßung durch UKL-Vorstand Prof. Christoph Josten und Kinderklinik-Direktor Prof. Kiess erfahren die Teilnehmenden Wissenswertes über das Childhood-Konzept, bevor weitere Referent/-innen zum Beispiel über „kindgerechte Justiz“ oder den Ablauf einer polizeilichen Vernehmung sprechen werden.

Zudem schildern UKL-Expertinnen, wie einekinder- und jugendgynäkologische Untersuchung beim Verdacht auf sexuellen Missbrauch dokumentiert werden. Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow wird bei der Veranstaltung im Hörsaal von Haus C der Medizinischen Fakultät ebenfalls vor Ort sein und ein Grußwort sprechen.

Mehr Informationen zur Veranstaltung findet man hier.

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