Das Jahr 2022 überbot die Vorjahre in puncto Unsicherheit und Unplanbarkeit, auch an der Universitätsmedizin Leipzig. Die Kostensteigerungen in Folge der Inflation, unsichere Lieferketten bei Medikamenten und anderen Gütern sowie hohe Personalausfälle durch die Corona-Pandemie stellten das Universitätsklinikum wie viele andere Institutionen vor enorme Aufgaben. Dennoch konnte das UKL sein Jahresergebnis erneut verbessern.
Dank des großen Engagements der über 7.500 Beschäftigten an Klinikum und Fakultät konnten sowohl eine steigende Zahl Patient/-innen am Universitätsklinikum Leipzig behandelt als auch zentrale Vorhaben in Krankenversorgung, Forschung und Lehre vorangetrieben werden. Die Medizinische Fakultät verzeichnete einen deutlichen Anstieg an Drittmitteleinnahmen im Vergleich zum Vorjahr. Mit inzwischen 3.626 Studierenden ist sie weiterhin die größte Ausbildungsstätte für Humanmedizin, Zahnmedizin, Hebammenkunde und die einzige für Pharmazie in Sachsen.
Einen Überblick dieser Entwicklungen bietet der gerade erschienene digitale Jahresbericht 2022 der Universitätsmedizin Leipzig.
Mehr Patient/-innen, mehr Beschäftigte
Entscheidend war ein umfassendes und flexibel agierendes Krisenmanagement, mit dem es gelang, sowohl die wenig planbaren Kostenentwicklungen als auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Personalverfügbarkeit weitgehend zu kompensieren, teilt das Universitätsklinikum mit. Trotz pandemiebedingter zeitweiser Einschränkungen des Regelbetriebs wurden am UKL im vergangenen Jahr mit 56.484 stationären und 307.332 ambulanten Fällen mehr Patient/-innen behandelt als im Vorjahr.
Die Zahl der sie versorgenden Mitarbeiter/-innen stieg ebenfalls auf 5.805 (5.683 in 2021), was vor allem mit einem Aufbau von Personal im pflegerischen Bereich, aber auch bei Ärzt/-innen und IT-Fachkräften verbunden war. Hinzu kommen am Standort noch 1.750 Beschäftigte an der Medizinischen Fakultät.
„Das UKL als Maximalversorger sieht sich in einer besonderen Verantwortung für die Stadt Leipzig, die Region und deren Bürgerinnen und Bürger“, sagt Prof. Dr. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig. „Wir sichern mit hohem persönlichem Einsatz unserer Mitarbeiter:innen verlässlich die Verfügbarkeit unserer medizinischen Versorgung rund um die Uhr ab, auch in hochspezialisierten Bereichen“, so Josten weiter.
„Alle Akteure wissen, dass bei uns faktisch ‘immer Licht brennt’, im übertragenen wie auch im direkten Sinn. Das gelingt dank großer Aufwände und Anstrengungen, die im aktuellen DRG-System nicht immer angemessen kompensiert werden. Um so wichtiger ist es daher, dass in der aktuell von Bund und Ländern diskutierten Krankenhausreform eine gesonderte Berücksichtigung der universitären Medizin erfolgt.“
Die Finanzierungslücke wird größer
Das sei dringend erforderlich, um sowohl die Vorhaltekosten der stets verfügbaren Fachexpertise und technischen Ausstattung abzubilden als auch die regelmäßige Modernisierung und Weiterentwicklung des Klinikums sicherzustellen, ergänzt Dr. Robert Jacob, Kaufmännischer Vorstand des UKL. Die seit langem bestehende Finanzierungslücke werde angesichts der derzeitigen allgemeinen Kostenentwicklung immer größer.
„Dennoch ist uns im vergangenen Jahr erneut eine leichte Ergebnisverbesserung gelungen“, so Jacob. Das UKL schließt das Jahr 2022 mit einem Jahresergebnis von minus 5,4 Millionen Euro (Vorjahr minus 8,9 Millionen) ab. „Die Grundlage dafür ist auch die personelle Stabilität des Klinikums. Wir konnten wiederholt viele neue Mitarbeiter:innen und Auszubildende für das UKL begeistern“, erklärt Jacob. „Und wir arbeiten kontinuierlich an vielen Stellen daran, dass dies so bleibt.“
Dazu gehören neben einer aktiven Fachkräftegewinnung im In- und Ausland an vorderster Stelle auch eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung, die kontinuierlich ausgebaut und weiterentwickelt werden. Diese reichen von Angeboten der Betrieblichen Gesundheitsförderung über Benefits bis hin zu einer Vielzahl Gemeinschaft stiftender Aktionen, die unter dem Slogan #WirsindUKL zusammengefasst sind und ein buntes Bild der vielfältigen Facetten eines Uniklinikums widerspiegeln.
Weitere Neubauten in Arbeit
Auch Neubauvorhaben tragen zur nachhaltigen Attraktivität des Standorts bei Patient/-innen ebenso wie bei Mitarbeiter/-innen bei. Ein Beispiel dafür war im zurückliegenden Jahr die Fertigstellung der Erweiterung des Zentral-OP mit modernster Hybrid-Ausstattung. Mit der integrierten High-End-Bildgebung und Navigation bietet der Neubau beste Bedingungen für die Krankenversorgung auf höchstem Niveau. Gleichzeitig verbesserten sich dank neuer und großzügiger Raumgestaltung der Funktions- und Aufenthaltsräume auch die Arbeitsbedingungen für die in diesem Herzstück des Klinikums tätigen Beschäftigten.
Die nächsten großen Vorhaben stehen bereits in den Startlöchern.
„Aktuell laufen die Planungen für die Erweiterung des Klinikgebäudes Haus 7“, sagt Prof. Christoph Josten. „Dort entsteht ein Neubau für die Strahlentherapie und Teile der Inneren Medizin und damit ein weiteres Herzstück des Klinikums.“ Bereits in Umsetzung sind erste Teilschritte des Neubaus der Zentralen Notfallaufnahme, der als An- und Umbau im Bestand und bei laufendem Betrieb mit besonderen Auflagen verbunden ist.
„Für 2023 gehen wir davon aus, dass die Preis- und Tarifentwicklung wirtschaftlich nochmals deutlich stärker zu Buche schlagen und das Ergebnis belasten wird“, blickt Dr. Jacob auf das kommende Jahr. Die Herausforderung, unter den aktuellen Bedingungen wirtschaftlich ausgeglichen zu arbeiten, wird weiter wachsen. Beide Vorstände sind dennoch überzeugt, dass es auch dank der großen Unterstützung durch die Landespolitik gelingen wird, weiter erfolgreich an der Zukunftsfähigkeit des Standorts zu arbeiten.
Auch Medizinische Fakultät zieht positives Fazit
Der positiven Überzeugung des UKL-Vorstands schließt sich Prof. Dr. Ingo Bechmann, seit Oktober 2022 Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, an. Der Landeszuschuss des Freistaates Sachsen lag im Jahr 2022 bei 95,5 Millionen Euro, 2021 waren es 89,3 Millionen Euro.
„Obwohl wir darüber hinaus einen deutlichen Anstieg von Drittmitteln verzeichnen können, nämlich rund 63 Millionen Euro gegenüber rund 55 Millionen Euro im Vorjahr, dürfen wir uns nicht ausruhen und müssen vorklinisch-theoretische mit klinischen Schwerpunkten in Einklang und voranbringen. Die Förderung der Deutschen Krebshilfe als Comprehensive Cancer Center mit dem Uniklinikum in Jena, ein gemeinsamer Weg über elf Jahre zwischen Fakultät und Klinikum, zeigt, dass wir das können“, stellt Dekan Bechmann fest. „Wir wollen Talente unserer Studierenden früh fördern und wissenschaftlich interessierten Nachwuchs noch gezielter an die Universitätsmedizin Leipzig binden.“
Bedeutende wissenschaftliche Bereiche konnten 2022 mit insgesamt sechs Professuren neu besetzt werden. Zwei Seniorprofessuren stärken Kooperationen im Bereich „Soziale Psychiatrie und Arzneimittelforschung“. Mit Gastprofessorin Prof. Dr. Iris Shai konnte eine international angesehene Ernährungswissenschaftlerin gewonnen werden.
Die 22 Studierenden, die ihr Medizinstudium über die Landarztquote begonnen und inzwischen ihr erstes Semester absolviert haben, sind gut an der Medizinischen Fakultät angekommen. Insgesamt hat sich die Anzahl der Studierenden in 2022 auf 3.626 erhöht (3.531 in 2021).
„Höhere Studierendenzahlen bedeuten auch einen erhöhten Bedarf an Räumen und Mitteln“, resümiert Bechmann. Der Freistaat Sachsen investiert in die Ausbildung der Zahnmediziner/-innen rund 4,5 Millionen Euro, die in die Baumaßnahme für einen Erweiterungsbau fließen. Ziel ist es, zusätzlich benötigte Simulationsarbeitsplätze für Studierende einzurichten.
Der Bau entsteht im Innenhof des Institutsgebäudes Anatomie mit direkter räumlicher und logistischer Anbindung an bereits bestehende Ausbildungsflächen. Neben den Simulationseinheiten werden modernste Intraoralscanner für das berührungslose Scannen des Mundraumes, Fräseinheiten, EDV-Lehrmodule und eine Röntgeneinheit Einzug halten. Die Inbetriebnahme ist für das Wintersemester 2023/24 geplant.
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