Das deutsche Gesundheitssystem ist kaputt reformiert. Wenn das Wort Reform hier überhaupt noch angebracht ist. Seit Jahrzehnten fließen die Gelder in die falschen Bereiche, sind der Grundversorgung, welche die Krankenhäuser im Land leisten müssen, entzogen. Die aktuelle Inflation war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Es rechnet sich nicht mehr, auch nicht für ein Städtisches Klinikum wie das St. Georg.
Nun sieht sich die Stadt Leipzig gezwungen, das eigene Klinikum St. Georg mit einem Gesellschafterkredit zu stützen. Denn: Bundesweit sehen sich die Kliniken mit finanziellen Risiken konfrontiert. Sowohl die Folgen der Corona-Pandemie als auch die hohen Energiekosten und
die Inflation drücken massiv auf die Zahlen. Laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft bewerten nur sechs von hundert Kliniken ihre wirtschaftliche Lage als gut.
OBM: „Die Lage der Kliniken ist dramatisch“
Das Leipziger Klinikum St. Georg bleibt von dieser deutschlandweiten Entwicklung nicht verschont. Um die bestmögliche medizinische Versorgung in Leipzig weiterhin zu gewährleisten, gewährt die
Stadt Leipzig als Gesellschafter der Klinikum St. Georg gGmbH jetzt eine Kreditlinie in Höhe von 100 Millionen Euro. Die Gesellschafterkreditlinie ist bis zum 31. Dezember 2027 befristet.
Oberbürgermeister Burkhard Jung sagte am Montag, dem 6. März, aus diesem Anlass: „Die Lage der Kliniken in Deutschland ist dramatisch. Erste Häuser sind bereits in die Insolvenz gegangen. Die
Bundesregierung entwickelt zwar Pläne für eine Reform der Krankenhausfinanzierung – das dauert aber zu lange. Die Kliniken brauchen das Geld jetzt, um weiter arbeiten zu können, um weiterhin für die
Patienten da zu sein. Die Stadt Leipzig steht zu ihrem Klinikum St. Georg und wird selbstverständlich mit einem Kredit helfen, damit das Klinikum in dieser unverschuldeten Lage weiter seinen Dienst am Patienten erbringen kann.“
Inflation treibt auch die Kosten in den Krankenhäusern
Die Ursachen für die deutschlandweite finanzielle Schieflage der Kliniken liegen sowohl bei den steigenden Kosten auf der einen als auch bei den wegbrechenden Erlösen auf der anderen Seite. So ist eine wirtschaftliche Auslastung der Bettenkapazitäten aufgrund der Pandemieauswirkungen und des
bestehenden Fachkräftemangels nicht mehr möglich, gleichwohl bleiben die Fixkosten bestehen. Eine Kompensation durch eine Verlängerung bzw. Neugestaltung von Maßnahmen im Rahmen des Corona-Rettungsschirmes ist derzeit nicht absehbar.
Zum anderen ist ein starker Anstieg der Aufwendungen im Jahr 2023 und den Folgejahren zu erwarten. Insbesondere die Energiepreissteigerungen in Verbindung mit gestörten Lieferketten treiben die Preise nach oben. Über das bestehende System der Fallkostenpauschalen werden diese Mehrkosten kaum
abgedeckt. Der Spielraum für das Klinikum, um auf die starken Kostensteigerungen und den gleichzeitigen Leistungsrückgang zu reagieren, ist eng begrenzt.
Hohe Fixkosten, geringe Erlöse
„Für das klare Bekenntnis der Stadt zum St. Georg in dieser Phase sind wir sehr dankbar“, sagte die Geschäftsführerin des Klinikums, Dr. Iris Minde, am Montag. „Unseren Auftrag einer qualitativ hochwertigen Krankenhausversorgung für Leipzig möchten wir auch zukünftig vollumfänglich erfüllen. Dazu gilt es, die Phase der Neuordnung der Finanzierung des deutschen Krankenhauswesens jetzt durchzustehen.
Die schwierige finanzielle Sachlage wird zum einen durch die herausfordernde Erlössituation und steigende Fixkosten verursacht. Zum anderen resultiert sie aus der Finanzierung von zwingend erforderlichen Investitionen für eine qualitativ hochwertige Krankenhausversorgung. Vor
dem Hintergrund der historischen Baustruktur und -substanz des Klinikums St. Georg ist als maßgebliches Projekt das neue Zentrum für Innere Medizin (Zentralbau II) hier zu nennen.“
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