In der heutigen Nacht werden die Uhren mal wieder auf Sommerzeit umgestellt. Das bedeutet eine Stunde weniger Schlaf. Zumindest für alle, die am nächsten Tag wieder früh rausmüssen. „Der Bio-Rhythmus vieler Menschen braucht oft ein paar Tage, bevor er sich auf die Sommerzeit eingestellt hat“, sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen.
Er ergänzt aber auch: „In der Regel treten Schlafstörungen nur vorübergehend auf. Wenn das Problem allerdings länger andauert, sollte medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.“
Unter einer diagnostizierten Schlafstörung leiden in Sachsen nach Auswertungen der BARMER etwa 5,4 Prozent der Versicherten. Das entspricht hochgerechnet rund 220.000 Menschen.
Bereits kleine Anpassungen im Alltag könnten dazu beitragen, die Nachtruhe zu verbessern. Schließlich sei eine gesunde Schlafroutine das wichtigste Regenerationswerkzeug des Menschen.
„Um einen erholsamen Schlaf zu fördern, sind regelmäßige Schlafzeiten sinnvoll. Der Körper benötigt genügend Zeit, um sich zu entspannen. Daher ist der Medienkonsum vor dem Zubettgehen und im Bett tabu“, erklärt Dr. Magerl.
Smartphones oder Tablets verwendeten Licht aus dem blauwelligen Spektrum. Dieses verhindere, dass das Schlafhormon Melatonin gebildet wird. Grundlegend für eine tiefe und feste Nachtruhe sei außerdem die richtige Umgebung. Das Schlafzimmer solle daher ein Wohlfühlort sein, abgedunkelt werden können und das Bett einen ausreichenden Liegekomfort bieten.
Wann braucht man einen Arzt?
Bei einer tatsächlichen Schlafstörung reiche es in der Regel nicht aus, nur das Schlafhygiene-Einmaleins zu beachten.
„Gehen Sie zur Ärztin oder zum Arzt, wenn die Schlafstörung länger als drei bis vier Wochen andauert“, rät der BARMER-Chef. Schlafstörungen könnten die Lebensqualität erheblich verringern, beeinträchtigten die Konzentration sowie die Leistungsfähigkeit und verursachten Tagesmüdigkeit. Nicht zuletzt könne Schlafmangel die Gedächtnisfunktion und das Immunsystem schwächen.
Aber auch erhebliche gesundheitliche Folgen könnten drohen, etwa ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Störungen wie zum Beispiel eine Depression. Neue Studien deuteten zudem auf ein erhöhtes Demenz-Risiko hin.
Die Geschichte der Zeitumstellung
In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Sommerzeit im Jahr 1980 als Reaktion auf die Ölkrise zwei Jahre zuvor eingeführt, um Energie zu sparen. Seit 1996 gilt die Sommerzeit EU-weit und beginnt jeweils am letzten Sonntag im März. Am letzten Sonntag im Oktober werden die Uhren dann in allen Staaten der Europäischen Union wieder auf die Winterzeit – also die Normalzeit – zurückgedreht.
In einer EU-weiten Befragung sprach sich im Sommer 2018 eine große Mehrheit von 84 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ein Ende der Zeitumstellung aus.
Auch das Europäische Parlament stimmte im März 2019 mit deutlicher Mehrheit für eine Abschaffung im Jahr 2021. Hierfür wäre eine Einigung der einzelnen Mitgliedsstaaten nötig gewesen. Diese wurde jedoch auf unbestimmte Zeit vertagt.
Uneinig ist man sich vor allem darin, ob nach einer Abschaffung die Normalzeit oder die Sommerzeit gelten soll. Ob die Diskussion in naher Zukunft wieder Fahrt aufnimmt, ist nun auch angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen und Herausforderungen in Europa zweifelhaft.
Fast drei Viertel für die Abschaffung der Sommerzeit
Die DAK befragt nun seit Jahren regelmäßig die Deutschen, wie sie zur Zeitumstellung stehen. Fast drei Viertel der Deutschen hält nach der jüngsten Befragung die Zeitumstellung für überflüssig und würde sie abschaffen. Nur 23 Prozent finden sie noch sinnvoll.
Trotzdem glaubt nur ein Viertel, dass sie wirklich in absehbarer Zeit abgeschafft wird. Das ergab die repräsentative Forsa-Umfrage der DAK-Gesundheit. Diese fand von 1. bis 4. März 2022 statt. 27 Prozent der Befragten gaben an, im Nachgang der Zeitumstellung schon einmal gesundheitliche Probleme gehabt zu haben.
Am kommenden Sonntag werden nachts die Uhren von zwei auf drei Uhr vorgestellt. Ab dann gilt in allen Ländern Europas wieder die Sommerzeit.
Laut DAK-Umfrage finden 72 Prozent der Befragten, die Zeitumstellung sollte abgeschafft werden. Dabei ist die Ablehnung im Südwesten der Bundesrepublik mit 79 Prozent besonders hoch. Nur 23 Prozent halten die Umstellung auf Sommerzeit generell noch für sinnvoll.
Dass der Dreh an der Uhr aber wirklich bald der Vergangenheit angehört, glauben immer weniger Menschen: Nur 25 Prozent denken, dass die EU den Beschluss zur Abschaffung tatsächlich in absehbarer Zeit umsetzen wird. Im vergangenen Jahr gab das noch ein Drittel (33 Prozent) an. Eigentlich war das Ende der Zeitumstellung bereits im Jahr 2019 vom Europäischen Parlament besiegelt und für 2021 terminiert worden.
Belastungszahlen laut DAK
Viele Menschen fühlen sich nach wie vor gesundheitlich durch die Umstellung auf Sommerzeit belastet: 27 Prozent der Befragten gaben an, aufgrund der Zeitumstellung schon einmal gesundheitliche Probleme gehabt zu haben. Dabei sind Frauen mit 34 Prozent deutlich häufiger betroffen als Männer (21 Prozent).
Die gesundheitlichen Probleme sind dabei vielfältig: 80 Prozent haben sich nach der Zeitumstellung schlapp und müde gefühlt. 65 Prozent litten an Schlafstörungen, 39 Prozent konnten sich schlecht konzentrieren. Fast jeder Fünfte (16 Prozent) litt sogar an depressiven Verstimmungen.
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