2020 war für alle Menschen, die sowieso schon unter Bewegungsmangel leiden, kein gutes Jahr. Nicht nur die Rückenleiden vieler Menschen nahmen zu, auch das Problem Übergewicht verschärfte sich. Womit sich ein alarmierender Trend verstärkte, wie die Barmer Krankenkasse jetzt feststellt: In Sachsen leben immer mehr übergewichtige Menschen. Auch wenn die aktuellsten Zahlen jetzt erst einmal für 2019 vorliegen.
In fünf Jahren ist die Zahl der Adipösen (Fettleibigen) um mehr als 37.000 Personen auf über 403.000 Betroffene gestiegen. Das belegt der Barmer-Arztreport. Laut der Studie wurden im Jahr 2019 9,9 Prozent der sächsischen Bevölkerung wegen einer Adipositas von ihrem Haus- oder Facharzt behandelt, 2014 waren es noch rund neun Prozent. 8,6 Prozent der Männer und 11,1 Prozent der Frauen im Land erhielten eine entsprechende Diagnose.
Die Fettleibigkeit ist mehr als nur ein paar Kilos mehr auf den Hüften. Für adipöse Menschen kann der eigene Körper im wahrsten Sinne des Wortes zu einer immensen Last werden. Ob Treppensteigen, Autofahren, Einkaufen oder auch nur einige Schritte gehen, vermeintlich einfachste Dinge sind nur unter größten Anstrengungen möglich.
„Die Fallzahlen steigen seit Jahren. Neben den gesundheitlichen Problemen und Risiken für Folgeerkrankungen, die mit Adipositas einhergehen, leiden fettleibige Menschen auch unter gesellschaftlicher Ausgrenzung“ sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen.
Und das sind ja nicht die einzigen Leiden, die Folge eines krankmachenden Übergewichts sind. Je größer das Übergewicht, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden. Je nach Dauer und Schwere des Übergewichts kann es außerdem zur Herzvergrößerung mit Herzschwäche kommen. Außerdem zählt die extreme Adipositas auch zu den Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf. Es wurde Betroffenen daher auch ein bevorzugtes Impfangebot gemacht.
„Das zeigt die Relevanz dieser Erkrankung. Dabei entwickelt sich eine Adipositas nicht von heute auf morgen, sondern über Jahre oder Jahrzehnte. Im Erwachsenenalter wird sie oft deutlich sichtbar“, so Dr. Magerl.
Das heißt: Die besten Chancen, ein krankhaftes Übergewicht zu vermeiden, liegen in der Kindheit. Genau da, wo die Werbeindustrie alles tut, Kinder zu einem maximal ungesunden Essverhalten zu verführen. Gerade Kinderprodukte sind oft völlig überzuckert und selbst die größten Zuckerbomben gelten immer noch als „gesund“ und „lecker“.
Es ist eine wichtige, gesamtgesellschaftliche Aufgabe, das Ernährungswissen von Kindern zu fördern, betont die Krankenkasse.
„Bereits im Kindesalter muss verstärkt auf gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung geachtet werden. Politik und Bildung sind hier gefordert weitere Rahmenbedingungen für entsprechende Präventionsmaßnahmen zu schaffen“, fordert Dr. Magerl.
Gemeinsam mit der Sarah Wiener Stiftung fördere die Barmer über die Initiative Ich kann kochen! die Ernährungsbildung von Kita- und Grundschulkindern. Das sei ein richtiger Ansatz. Darüber hinaus brauche es aber auch entschlossene politische Anstrengungen, um den Trend umzukehren.
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