Kinder brauchen Kinder um sich, ihre Freundinnen und Freunde, mit denen sie quatschen und was unternehmen kรถnnen. Wie wichtig diese Gleichaltrigen fรผr das Wohlbefinden der Kinder sind, macht jetzt eine Analyse im DAK-Prรคventionsradar fรผr das Schuljahr 2020/2021 deutlich: Jedes dritte Schulkind fรผhlt sich nicht ausreichend vor dem Virus geschรผtzt. Mehr als die Hรคlfte wurde im vergangenen Jahr unglรผcklicher.

Die Lebenszufriedenheit der Schรผlerinnen und Schรผler sank im Durchschnitt um 21 Prozent. Gleichzeitig nahmen emotionale Probleme stark zu. Das zeigt der aktuelle Prรคventionsradar 2021 der DAK-Gesundheit. Grundlage der Studie ist eine groรŸangelegte Befragung von 14.000 Schulkindern in dreizehn Bundeslรคndern im Schuljahr 2020/21 durch das Institut fรผr Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel (IFT-Nord).

โ€žDer starke Rรผckgang der Lebenszufriedenheit der Kinder und Jugendlichen ist erschreckendโ€œ, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. โ€žUnsere Studie zeigt, wie sehr Corona das Leben der Schulkinder belastet. Dabei ist eine mรถglichst unbeschwerte Kindheit wichtig, damit die Mรคdchen und Jungen gesund groรŸ werden. Wir mรผssen jetzt gegensteuern, um das Risiko fรผr langfristige Gesundheitsprobleme im Erwachsenenalter zu senken.โ€œ

Auf einer Skala von null bis zehn bewerten die Befragten ihre aktuelle Lebenszufriedenheit im Mittel mit 5,8 Punkten. Ihre aktuell empfundene Zufriedenheit liegt um 21 Prozent unter dem Niveau von vor der Pandemie (7,3 Punkte). Bei den Jรผngeren der Klassenstufe fรผnf und sechs ist der Verlust mit 24 Prozent am stรคrksten.

Laut DAK-Studie finden nur 56 Prozent der Kinder und Jugendlichen die Corona-Regeln an ihrer Schule angemessen. Ein Drittel fรผhlt sich nicht gut vor einer Infektion geschรผtzt. Und ein Viertel empfindet die MaรŸnahmen als starke oder sehr starke Belastung. Die Kontaktbeschrรคnkungen und der Wegfall von Angeboten wirken sich negativ aus: Jedes siebte Schulkind fรผhlt sich oft niedergeschlagen und hรคufig unglรผcklich โ€“ ein Drittel mehr als vor Corona.

Schulkinder mit emotionalen Problemen. Grafik: DAK
Schulkinder mit emotionalen Problemen. Grafik: DAK

Vor allem Mรคdchen sind von zunehmenden emotionalen Problemen betroffen: In der aktuellen Befragung zeigen 23 Prozent Symptome depressiver Stรถrungen: Traurigkeit, geringes Selbstwertgefรผhl, Interessensverlust und sozialer Rรผckzug, deutlich mehr als im Vorjahr mit 18 Prozent.

โ€žDie Corona-Situation stellt Jungen und Mรคdchen vor groรŸe Herausforderungenโ€œ, sagt Studienleiter Professor Reiner Hanewinkel vom IFT-Nord. Ein beunruhigendes Ergebnis ist fรผr ihn insbesondere die psychische Belastung der Mรคdchen. โ€žSie waren schon vor der Krise emotional auffรคlliger als Jungen, dies scheint sich durch die Krise zu verstรคrken. Gleichzeitig sehen wir den Wegfall von positiven Aktivitรคten wie organisierter Sport- und Bewegungsangebote, die zu einer Verringerung der psychischen Belastung beitragen kรถnnen.โ€œ

Laut Studie sind in Pandemie-Zeiten noch 34 Prozent der Jungen ausreichend kรถrperlich aktiv, jedoch nur 24 Prozent der Mรคdchen. Insgesamt ist der Anteil der kรถrperlich Aktiven im Vergleich zum Vorjahr um ein Fรผnftel gesunken. Die Mehrheit kommt nicht auf die wissenschaftlich empfohlenen 90 Minuten tรคglich.

โ€žDas ist besorgniserregend, denn die Bedeutung von Bewegung fรผr die psychische Gesundheit ist immensโ€œ, so Hanewinkel.

Beim Thema Homeschooling ergibt sich im Prรคventionsradar kein eindeutiges Meinungsbild. รœber die Hรคlfte (55 Prozent) der Schulkinder kommt mit dem Distanzlernen sehr gut oder gut zurecht. Etwa ein Viertel bewertet den eigenen Lernerfolg als mittelmรครŸig und rund ein Fรผnftel kommt mit dem Homeschooling nur schlecht oder sehr schlecht zurecht.

Die Entschleunigung des Alltags durch die coronabedingten SchulschlieรŸungen bringt in Sachen Stress keine Entlastung: Fast jedes zweite Schulkind (45 Prozent) ist oft oder sehr oft gestresst. ร„ltere Schรผlerinnen und Schรผler fรผhlen sich deutlich hรคufiger gestresst als jรผngere und Mรคdchen hรคufiger als Jungen.

Fรผr die aktuelle fรผnfte Welle des Prรคventionsradars wurden im Schuljahr 2020/2021 mehr als 14.000 Jungen und Mรคdchen der Klassen fรผnf bis zehn befragt. Die Befragungen fanden bundesweit an 90 Schulen im Rahmen des Unterrichts statt. Nur Hamburg, Bayern und das Saarland waren ausgenommen. Die DAK-Gesundheit wird zusammen mit dem IFT-Nord den Prรคventionsradar auch im Schuljahr 2021/22 fortsetzen und die weitere Entwicklung รผberprรผfen.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der โ€žCoronakriseโ€œ haben wir unser Archiv fรผr alle Leser geรถffnet. Es gibt also seither auch fรผr Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. รœber die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.

Unterstรผtzen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tรคgliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikรคufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den tรคglichen, frei verfรผgbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit fรผr Sie.

Vielen Dank dafรผr.

Empfohlen auf LZ

So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar