Das Corona-Jahr mit seinen Lockdowns, dem ewigen Zuhausebleiben und den vielen „sozialen Distanzierungen“ hat heftige psychische Folgen mit sich gebracht. Noch nie gab es wegen psychischer Erkrankungen so viele Ausfalltage im Job wie im Corona-Jahr 2020., bilanziert nun die DAK. Sie erreichten mit rund 265 Fehltagen je 100 Versicherte einen neuen Höchststand. Im Vergleich zu 2010 bedeutet dies eine Zunahme um 56 Prozent.

Der Anstieg im vergangenen Jahr bei den Erwerbstätigen betraf vor allem die Frauen, bei den Männern verharrten die Fehlzeiten fast auf Vorjahresniveau.

Was auch verständlich ist, denn an ihnen blieb meist auch noch die Kinderbetreuung hängen, wenn Kitas und Schulen geschlossen blieben.

Wobei die Grafik zeigt, dass das Corona-Jahr nicht der eigentliche Grund für den Anstieg der psychischen Erkrankungen war. Schon in den Vorjahren gab es eine permanente Zunahme, was – indirekt – davon erzählt, wie hoch der Druck im Erwerbsleben mittlerweile ist und sich die Arbeitsbedingungen für viele Menschen immer mehr verschärft haben. Ein Trend, den die üblichen Arbeitsmarktstatistiken ja nicht zeigen. Corona hat diesen Druck nur noch weiter erhöht

Ein psychischer Krankheitsfall dauerte 2020 durchschnittlich 39 Tage – so lange wie noch nie. Das geht aus dem aktuellen Psychoreport der DAK-Gesundheit hervor. Im Vergleich der Diagnosen waren Depressionen die wichtigste Ursache für Krankschreibungen. Bei den Anpassungsstörungen gab es mit acht Prozent den größten Zuwachs gegenüber dem Vorjahr.

Für den Psychoreport hat das Berliner IGES Institut Daten von mehr als 2,4 Millionen bei der DAK versicherten Beschäftigten ausgewertet. Eingegangen sind alle Fehlzeiten, für die eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung mit einer psychischen Diagnose an die Kasse geschickt wurde.

Ein zentrales Ergebnis: Die Anzahl der Fehltage ist so hoch wie noch nie und die durchschnittliche Dauer eines psychischen Krankheitsfalls hat ein Rekordniveau erreicht.

Unsere aktuelle Analyse zeigt, wie gerade Menschen mit psychischen Problemen unter den Pandemie-Einschränkungen und -Belastungen leiden“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Besorgniserregend ist, dass die Betroffenen während der Krise über immer längere Zeiträume krankgeschrieben sind, vor allem die Frauen. Ziel muss sein, den Trend zu stoppen und den Betroffenen mit passenden Angeboten und Versorgungskonzepten zu helfen. Das ist gerade in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie sehr wichtig.“

Der Psychoreport zeigt, wie sich bei den psychischen Erkrankungen 2020 das Verhältnis von kurzen zu langwierigen Fällen verändert hat: Bei kurzen Krankschreibungen bis zu einer Woche gab es einen deutlichen Rückgang von einem Fünftel. Krankschreibungen über zwei Wochen nahmen hingegen zu, bei den Frauen noch deutlicher als bei den Männern.

Frauen haben wegen psychischer Probleme seit Jahren mehr Fehltage als Männer. Unter Pandemie-Bedingungen steigen bei ihnen die Fehlzeiten noch weiter an, während sie bei den Männern fast auf Vorjahresniveau verbleiben. So fehlten DAK-versicherte Arbeitnehmerinnen 2020 im Schnitt an 3,4 Tagen wegen einer psychischen Erkrankung, 2019 waren es noch 3,3 Tage. Männer kamen in beiden Jahren auf durchschnittlich 2,0 Tage.

Depressionen verursachen mit 106 Fehltagen je 100 Versicherte weiterhin mit Abstand die meisten Fehltage, liegen 2020 jedoch mehr oder weniger auf Vorjahresniveau. Unter Pandemie-Bedingungen gewinnen dafür die Anpassungsstörungen an Bedeutung: Im vergangenen Jahr entfielen 64 Tage je 100 Versicherte auf diese zweitwichtigste Diagnose, acht Prozent mehr als im Vorjahr. Mit Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis, zum Beispiel einen Trauerfall, gemeint. Dies kann sich in negativen Veränderungen des Gemütszustandes oder auch in Störungen des Sozialverhaltens ausdrücken.

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