Die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie können ganz schön belastend sein. Sie können auch Psyche und Gesundheit beeinträchtigen. Und das betrifft nicht nur Deutschland, sondern alle Länder, die solch ein Herunterfahren des öffentlichen Lebens durchlaufen. Aber wie die Betroffenen das tatsächlich psychisch bewältigen, das versucht jetzt eine Studie herauszubekommen, an der auch die Leipziger DPFA beteiligt ist.
Erste Ergebnisse hat sie am Donnerstag, 9. April bekannt gegeben: Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der in Deutschland Befragten beurteilen die Corona-Pandemie als Herausforderung, sind jedoch optimistisch, dass die Situation gelöst werden kann. Trotz des positiv gestimmten Blicks in die Zukunft, im Hier und Jetzt empfinden 48 Prozent der Studienteilnehmer die Situation als Bedrohung, 40 Prozent bewerten die Zeit der Ausgangsbeschränkungen zumindest als Belastung.
So lauten die ersten vorläufigen, wissenschaftlich begründeten Ergebnisse der international angelegten Studie „Psychologische Bewältigung, Möglichkeiten der Krisen-Intervention und Nachbetreuung in Unternehmen und Institutionen für Erwachsene, Familien und Kinder“ unter Leitung der Akademie für Arbeitsgesundheit der DPFA-Weiterbildung GmbH. Innerhalb einer Woche hatten bereits 600 Menschen weltweit teilgenommen, darunter mehr als 200 Personen in Deutschland.
„Wir geben den Leuten während der Krise eine Stimme, sich zur Situation zu äußern. Damit ist die Studie eine wertvolle Dokumentation und Hilfe, sowohl für gesellschaftliche Verantwortungsträger als auch für Betroffene. Die Ergebnisse dienen dazu, Handlungsstrategien in dieser globalen Krise zu entwickeln und zu überdenken“, erklärt dazu Prof. Dr. Marcus Stück, wissenschaftlicher Leiter der DPFA-Akademie für Arbeitsgesundheit (AfAG) und hauptverantwortlich für die Studie.
Bezüglich des Körperkontakts fehlen den Teilnehmern vor allem Umarmungen (66 Prozent), tägliche Treffen mit anderen (56 Prozent), Hände schütteln (31 Prozent) und Augenkontakt (29 Prozent). Die Corona-Krise wirkt sich auch auf den Schlaf der Befragten aus.
So bewerten 42 Prozent der Studienteilnehmer ihre Schlafqualität seit den Beschränkungen des öffentlichen Lebens als mittelmäßig bis schlecht, 30 Prozent schlafen nach ihrem Empfinden zumindest punktuell zu wenig. 43 Prozent sind mit der Arbeitssituation unzufrieden, vor allem in den Bereichen der Kurzarbeit und der Arbeitsbedingungen. Auch im Homeoffice liegen – bei paralleler Kinderbetreuung und Haushaltsversorgung – die größten Überlastungspotenziale.
Etwa zwei Drittel (65 Prozent) informieren sich mehrmals am Tag in den Medien. Die wichtigsten Kanäle sind Internet (87 Prozent), Radio/TV (72 Prozent) und Arbeitsstelle bzw. Regierungserklärungen (52 Prozent), gefolgt von Facebook/Twitter (40 Prozent). Gut ein Drittel (35 Prozent) nutzt Zeitungen/Magazine sowie den mündlichen Austausch zur Informationsbeschaffung.
Die ersten Ergebnisse zeigen keine flächendeckende Traumatisierung ganzer Bevölkerungsschichten. Um hier valide Erkenntnisse zu gewinnen, erhalten die Studienteilnehmer einen Verlaufsfragebogen, mit dem alle zehn Tage die Folgezeit dokumentiert wird. Die AfAG kooperiert bei der international angelegten Studie mit Psychologen, Medizinern und Biologen an sieben Universitäten weltweit. Neben der Universität Leipzig sind Hochschulen in Indonesien, Iran, Mexiko, Polen, Portugal und Sri Lanka beteiligt. Weitere Kooperationspartner führen die Studie unter anderem in Australien, Italien, Südafrika und der USA durch.
„Es ist eine globale und komplexe Krise. Daher braucht es auch eine globale und komplexe Studie, um sie zu verstehen“, betont Prof. Stück. Eine Teilnahme ist weiterhin möglich.
Interessierte finden den Fragebogen hier.
Mehr Details zur Studie finden sich unter „Aktuelles“ auf der Website www.dpfa-arbeitsgesundheit.de.
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