Die Frage musste dann auch einmal gestellt werden. Denn seit Jahren machen multirestistene Keime unseren Krankenhรคusern zu schaffen. Bisherige Antibiotika helfen nicht mehr gegen sie. Der Kampf um das Leben der Patienten wird immer schwerer. Und nicht alle Patienten รผberleben die Begegnung mit diesen Keimen. Wie sieht es eigentlich aktuell in Sachsen aus, wollte Susanne Schaper wissen.
โLaut einer Studie in ,Lancet Infectious Deseasesโ erlitten 2015 in Europa mehr als 670.000 Menschen eine Infektion mit anibiotikaresistenten Keimen, an denen etwa 30.000 Menschen starben und ca. 875.000 beschwerdefreie Lebensjahre (DALY) verloren gingen. Zwei Drittel der Infektionen hatten eine nosokomiale Ursacheโ, stellte die gesundheits- und sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Sรคchsischen Landtag, Susanne Schaper, ihrer Anfrage an die Staatsregierung voran.
Nicht alle Infektionen mit anibiotikaresistenten Keimen erfolgten im Krankenhaus, das, was mit dem Begriff โnosokomiale Ursacheโ erfasst wird. Auch in Sachsen werden manche Patienten schon im Vorfeld mit solchen Keimen in Berรผhrung gekommen sein, denn eine Ursache dafรผr, dass Krankheitskeime Resistenzen gegen Antiobitika entwickeln, ist ja die massive Anwendung von Antibiotika in der Massentierhaltung, wo die Haltung vieler Tiere auf engstem Raum die Entwicklung solcher Keime ja begรผnstigt. Aber natรผrlich kรถnnen solche Resistenzen auch in der medizinischen Behandlung entstehen. Die Keime passen sich den antibiotischen โWunderwaffenโ der Menschen an. Auf ganz natรผrliche Art.
Was dann die behandelnden รrzte vor massive Probleme stellt und die Krankenhรคuser zwingt, ihre Hygienemaรnahmen immer weiter zu verbessern โ bis hin zur Anlage einer eigenen Abwasserbehandlungsanlage, die verhindert, dass multiresistente Keime ins รถffentliche Abwassersystem und am Ende in die Flรผsse gelangen.
Die Antwort, die Ministerin Petra Kรถpping (SPD) ausgereicht hat, weist auch darauf hin, dass auch gesunde Menschen multiresistente Keime in sich tragen kรถnnen. Die meisten merken es nicht mal. Und eine grundsรคtzliche Untersuchung von Patienten auf das Vorkommen solcher Keime gibt es nicht. Deshalb wird dieses Vorkommen bei ansonsten gesunden Menschen eher selten erfasst. Obwohl die Zahl dieser Nachweise steigt: 2018 wurden bei 99 ansonsten gesunden Menschen multiresistente Keime (gegen 4 Antibiotikaklassen multiresistente gramnegative Erreger) nachgewiesen, deutlich mehr als 2017 (64), 2016 (64) oder 2015 (44). Bis einschlieรlich Mai 2019 wurden diese Keime schon bei 45 gesunden Menschen nachgewiesen. Das deutet dann doch auf eine allmรคhliche Ausbreitung dieser Keime hin.
Hingegen die Zahl der Menschen, die in Sachsen an Infektionen mit multiresistenten Keimen auch erkranken, steigt eher nicht. 2015 gab es 581 nachgewiesene Fรคlle, von denen 9 tรถdlich endeten, 2016 waren es 548 Fรคlle mit 11 tรถdlichen darunter. 2017 kamen auf 510 Fรคlle noch 7 Tote und 2018 auf 525 Fรคlle noch 6 Tote.
Die Gefahr ist also nicht gebannt, auch wenn die Krankenhรคuser ihre Maรnahmen im Schutz gegen multiresistente Keime deutlich professionalisiert haben. Bis Mai 2019 gab es immerhin auch schon 171 nachgewiesene Fรคlle, davon ein Todesfall.
Daneben gibt es dann noch Fรคlle mit dem โMethicillin-resistenten Staphylococcus aureusโ (MRSA).
Hier waren die Nachweiszahlen 2015 mit 275 Fรคllen besonders hoch. In den Folgejahren sanken die Fallzahlen deutlich ab (257, 242, 197). Dafรผr ist hier die Sterberate hรถher, gab es 2015 insgesamt 14 Todesfรคlle, in den Folgejahren dann 17, 22 und 21. Fรผr 2019 wurden schon 63 Fรคlle und davon 7 Todesfรคlle registriert.
Ausgestanden ist das Problem also noch lange nicht.
UKL-Infektiologe erhรคlt Prรคventionspreis fรผr Studie zu multiresistenten Erregern
UKL-Infektiologe erhรคlt Prรคventionspreis fรผr Studie zu multiresistenten Erregern
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