Manche Leipziger werden sich noch erinnern wie das war in den 1990er Jahren, wie auf einmal der allgegenwärtige Geruch nach Kohlenrauch verschwand, als die Stadt umgestellt wurde auf moderne Gas- oder Fernwärmeheizungen, als auch der penetrante Geruch nach schlecht verbranntem Diesel aus den Straßen verschwand und die Luft sauberer wurde. Und trotzdem ist sie auch heute noch voller Schadstoffe – die man eher nicht riechen kann. Die aber genauso gefährlich sind.
Der Bericht zum neuen Luftreinhalteplan der Stadt enthält auch Zahlen zu diesen Schadstoffen und ihrer Herkunft. Natürlich konzentriert auf die beiden wichtigsten Schadstoffquellen, die auch in der Politik der EU die zentrale Rolle spielen, wenn es um die saubere Luft in Europas Städten geht: Feinstaub der Größenklasse PM10 und Stickstoffdioxid (NO2).
An Feinstaub wurden nach Angaben des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) im Jahr 2012 insgesamt 357 Tonnen im Leipziger Stadtgebiet emittiert. Da ist schon interessant, dass allein 220 Tonnen davon aus dem Straßenverkehr stammen, 67 Tonnen freilich auch aus den Kleinfeuerungsanlagen der Leipziger (Öfen und Kamine).
Wobei das Thema Straßenverkehr hier noch eine ganz besondere Note bekommt. Denn von diesen 220 Tonnen stammen 164 Tonnen allein aus Aufwirbelungen und Reifenabrieb. Was im Bericht noch ausführlicher diskutiert wird, denn das spielt beim Thema Geschwindigkeitsbegrenzung eine Rolle. Denn mit einer Senkung der Richtgeschwindigkeit von 50 auf 30 km/h lässt sich zwar der motorbedingte Feinstaub nicht reduzieren, dafür der durch Aufwirbelung und Abrieb der Reifen um mindestens 10 Prozent.
Wobei man den motorbedingten Feinstaub (56 Tonnen im Jahr) nicht unterschätzen darf, denn hier stecken die gefährlichen Polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (kurz: PAK) als Verbrennungsrückstände, die besonders krebserregend sind. Mit Geschwindigkeitsbegrenzungen kann man also die gefährlichen Rußbestandteile nicht verringern. Das geht nur, indem man Motoren wirklich sauberer macht und Fahrzeuge mit rußenden Motoren aus dem Stadtgebiet möglichst entfernt.
Zum Gesamtaufkommen an Feinstaub aus dem Verkehr fehlen übrigens noch 31 Tonnen, die dann dem Verkehr auf der Schiene und dem in der Luft zugeschrieben werden müssen.
Und ganz ähnlich ist das Bild beim ebenfalls krebserregenden Stickstoffdioxid (NO2), von dem in Leipzig im Jahr 2.583 Tonnen emittiert werden – und davon 2.041 allein im Verkehr. Der Straßenverkehr hat hier einen Anteil von 1.834 Tonnen – und zwar alles „motorbedingt“, wie es im Bericht heißt. Deshalb stehen nämlich die Dieselfahrzeuge nun seit einigen Jahren im Zentrum der Debatte – sie sind es vor allem, die in der Stadt Leipzig für NO2-Emissionen sorgen.
Wobei auch hier die anderen Verkehrsarten nicht vergessen werden dürfen – Schiene und Luft – wo weitere 207 Tonnen NO2 emittiert wurden. Im Jahre 2012 wohlgemerkt. Seitdem hat der Frachtflugverkehr ja bekanntlich massiv zugenommen, der Wert allein für den Flugverkehr dürfte also mittlerweile deutlich höher liegen.
Aber die Aufstellung macht einmal mehr deutlich, dass die diversen Feuerungsanlagen mit 313 Tonnen NO2-Emission im Jahr eher der kleinere Posten sind, was die Stickoxid-Belastung in der Stadt betrifft, Kraftfahrzeuge aber mit 1.834 Tonnen den Löwenanteil dieser Schadstoffbelastung liefern und mit einer Reduzierung dieser Schadstoffquelle tatsächlich die größeren Effekte bei der Luftreinhaltung erreicht werden können. Auch bei Stickoxid.
Die Grafik zeigt, wie die Stickoxidbelastung seit 2005 kontinuierlich gesunken ist und seit 2014 um den von der EU gesetzten Grenzwert von 40 μg/m³ herumpendelt. Hier hat ganz unübersehbar die 2011 eingeführte Umweltzone nur bedingt geholfen, denn bekanntlich haben auch die erlaubten Pkw mit der Euronorm 4 die geforderten Abgaswerte wegen diverser Manipulationen mit Steuerungssoftware nicht erreicht. Dass die Belastung trotzdem leicht gesunken ist, hat zum Teil mit der Umweltzone zu tun (die wenigstens ein paar ältere Dieselfahrzeuge aus dem Stadtgebiet heraushielt), noch mehr aber mit dem Durchfahrverbot für Lkw, die vor dem Schluss des Autobahnrings um Leipzig auch noch quer durch die Stadt abkürzten.
Die Tabelle macht aber auch deutlich, dass nun einmal 65 Prozent der städtischen Feinstaubemissionen aus dem Verkehr stammen, bei NO2 sind es 79 Prozent.
Und die Stadtverwaltung versucht auch zu steuern. Denn einige Straßenabschnitte sind nach wie vor grenzwertübersteigend hochbelastet.
Es gibt 2 Kommentare
Sieht eher wie stochern im Nebel oder Smog aus: Es wird nicht unterschieden zwischen Holz und Kohle, nicht zwischen uralten und neuen Öfen (schärfere Grenzwere) und dann findet man keine Marker für Holz und Kohle bei der Analyse des tatsächlichen Feinstaubes? Trotzdem vermutet man? Ehm, ja, klar…
Wie werden diese Zahlen ermittelt (Tab.15)?
z.B. rechnerisch mittels Autoregister?