Für FreikäuferMit dem diesjährigen Alzheimer-Forschungspreis der Hans und Ilse Breuer-Stiftung wird die renommierte Wissenschaftlerin Prof. Dr. Steffi G. Riedel-Heller vom Universitätsklinikum Leipzig ausgezeichnet. Damit geht der zum elften Mal vergebene Preis, der mit 100.000 Euro dotiert ist, an eine Forscherin, die ihre wissenschaftliche Laufbahn ganz dem Verständnis der Epidemiologie, der Versorgung und der Prävention neurodegenerativer Erkrankungen gewidmet hat.

Der Preis wurde am Donnerstag, 5. Oktober, anlässlich des Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung (DKVF) „Zukunft regionale Versorgung – Forschung, Innovation, Kooperation“ im Rahmen einer Abendveranstaltung mit dem Mediziner, Kabarettisten und Moderator Dr. Eckart von Hirschhausen vergeben.

„Ich war ganz überrascht, denn ich wusste im Vorfeld nicht, dass ich diesen Preis bekomme. Es ist eine große Auszeichnung für mich und mein Team in Leipzig. Ganz besonders freue ich mich, dass nun zum ersten Mal auch die angewandte Forschung ausgezeichnet wurde“, sagt Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller.

Die Wissenschaftlerin leitet an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig Forschungsprojekte im Bereich der Epidemiologie und Versorgungsforschung, die zu den international größten Studien in der älteren Bevölkerung gehören. Die Stiftung würdigte die Verdienste der Forscherin für das Verständnis der demenziellen Erkrankungen in Forschung und Klinik, aber auch in der Allgemeinbevölkerung. Ein Schwerpunkt sei dabei die Analyse der ärztlichen und pflegerischen Versorgungsleistungen sowie deren Kosten.

Steffi G. Riedel-Heller studierte Medizin an der Universität Leipzig und Public Health an der Johns Hopkins University in Baltimore, USA. Seit 2010 ist sie Professorin für Sozialmedizin und zugleich Direktorin des Institutes für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Sie ist Vorstandmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) sowie Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften und DFG-Kollegiatin.

Am ISAP beschäftigt man sich intensiv mit der Erforschung der modernen Volkskrankheit Alzheimer. 2016 hat man dort erstmals berechnet, „wie viele Demenzfälle sich in Deutschland vermeiden lassen könnten, wenn damit im Zusammenhang stehende wichtige Risikofaktoren bekämpft werden würden. Wie die Ergebnisse zeigen, können für rund 30 Prozent der aktuellen Alzheimer-Demenzfälle sieben Lebensstilfaktoren verantwortlich gemacht werden: Bluthochdruck und starkes Übergewicht im mittleren Lebensalter, Diabetes Mellitus, Depression, mangelnde körperliche Aktivität, Rauchen und niedrige Bildung. Der höchste Einfluss wird darin mit 22 Prozent mangelnder körperlicher Aktivität und mit 15 Prozent dem Rauchen zugeschrieben. Im Vergleich mit anderen Industrienationen nimmt der Nikotinkonsum damit in Deutschland als Alzheimer-Risikofaktor einen außergewöhnlich hohen Stellenwert ein.“

Die gute Nachricht lautet also: Alzheimer ist nicht nur genetisch bedingt, sondern oft auch Ergebnis eines ungesunden Lebensstils. Und dagegen kann man etwas tun.

Auch noch im Alter, wie Steffi G. Riedel-Heller zum Weltalzheimertag am 21. September betonte: „Konkret geht es für die Senioren darum, körperlich sozial und geistig aktiver zu sein und sich gesünder zu ernähren. Dabei wird auch eng mit den Hausärzten der Studienteilnehmer zusammengearbeitet.“

„AgeWell.de“ heißt das Programm des Institutes für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Universität Leipzig, mit dem man jetzt herausfinden will, ob eine zeitgleiche positive Beeinflussung mehrerer dieser Faktoren einen möglichen geistigen Abbau im Alter verzögern oder gar vermeiden kann.

Die vom Land Hessen als „Stiftung des Jahres 2016“ ausgezeichnete Hans und Ilse Breuer-Stiftung hat es sich seit ihrer Gründung im Jahr 2000 zur Aufgabe gemacht, die Lebenssituation Demenzkranker und ihrer Angehörigen entscheidend zu verbessern. Dafür engagiert sich die gemeinnützige Einrichtung mit Sitz in Frankfurt am Main in der Betroffenenhilfe mit dem eigenen Demenzzentrum „StattHaus Offenbach“ und fördert die wissenschaftliche Grundlagenforschung zu Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen.

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