„Wann war eigentlich Ihre letzte Impfung?“, fragte das Sächsische Sozialministerium am 29. Mai und lud die Sachsen ein, sich an einer Umfrage zum Thema Impfen zu beteiligen. Kurz vorher hatte die „Sächsische Zeitung“ über das zunehmende Problem in Sachsen berichtet, dass immer mehr Erwachsene gegen gefährliche Krankheiten wie Masern, Röteln oder Keuchhusten nicht geimpft sind.

Am 29. Mai teilte dann das Sozialministerium mit: „Noch immer gibt es bundesweit Ausbrüche von Masern und Röteln, auch in Sachsen. Um diese Krankheiten endlich dauerhaft zu eliminieren, wurde von Experten ein nationaler Aktionsplan entwickelt. Im Rahmen der sächsischen Umsetzung dieses Aktionsplans wird nun mithilfe einer Umfrage das Stimmungsbild der sächsischen Bevölkerung zum Thema Impfen analysiert. Die Ergebnisse sollen wichtige Hinweise zu Zielgruppen und Ansatzpunkten für entsprechende Maßnahmen in Sachsen liefern.“

Dabei setzt die sächsische Sozialministerin vor allem auf die freiwillige Einsicht der Sachsen – und auf die Hausärzte, die ihre Patienten öfter auf die notwendigen Impfungen ansprechen sollten.

Das wird nie klappen, meint Susanne Schaper, Sprecherin für Sozialpolitik der Fraktion Die Linke im Landtag.

„In Sachsen sind viele Erwachsene nur unzureichend geimpft. Folglich soll die Impfquote erhöht werden. Das Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz will derzeit per Umfrage herausfinden, wie man im Freistaat übers Impfen denkt. Ministerin Barbara Klepsch (CDU) sieht allerdings keinen Anlass, über eine Impfpflicht zu diskutieren“, wundert sich die Abgeordnete. „Sie will stattdessen Daten sammeln und weiterhin, wie sie und ihre Vorgängerin schon seit Jahren, mit Appellen glänzen. Es mir völlig schleierhaft, wie sie so die Impfmüdigkeit im Freistaat überwinden und ihr Ziel, Masern und Röteln bis 2020 aus Deutschland zu verbannen, erreichen will.“

Denn dass sich viele Sachsen nicht impfen lassen hat nur teilweise mit fehlenden Informationen zu tun, eine Menge aber mit dem Gefühl, dass die einst gefährlichen Krankheiten, die früher zu regelrechten Epidemien führten, heute keine Rolle mehr spielen würden. Aus dem Auge, aus dem Sinn. Und wenn es dann doch mal Nachrichten über gefährliche Infektionen gibt, scheint das nur punktuell ein Problem zu sein.

„Infektionskrankheiten sind längst nicht ausgerottet. Auch immer mehr Erwachsene sind betroffen, wie die Masernwelle, die 2015 in Leipzig ausbrach, gezeigt hat. Von den 271 Erkrankten in Sachsen waren Medienberichten zufolge 51 älter als 18 Jahre“, stellt Schaper fest. „Auch Keuchhusten breitet sich wieder aus und wurde letztes Jahr rund 400 Mal diagnostiziert. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen.“

Sie hält also ganz und gar nichts von dem Versuch, die Sachsen nur freundlich anzustupsen. Ein Land, das die ansteckenden Krankheiten in den Griff bekommen möchte, muss Impfungen fest verankern und eigentlich zur Pflicht machen. Da weiß sich Schaper mit dem Vorsitzenden der Sächsischen Impfkommission einig.

„Ich plädiere wie der Vorsitzende der Sächsischen Impfkommission, Dietmar Beier, für eine Impfpflicht“, sagt Susanne Schaper. „Auch Überlegungen des Bundesgesundheitsministeriums, eine Impfberatungspflicht vor dem Kitabesuch gesetzlich zu regeln, begrüße ich. Darin stimme ich mit vielen Kinderärzten und weiteren Fachleuten überein.“

Das Thema macht übrigens auch um Leipzig keinen Bogen. Allein 2014 gab in Leipzig 135 gemeldete Fälle von Keuchhusten.

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