Der 3. November ist offiziell Weltmännertag. "Zur Gleichstellungspolitik gehört auch die Männerarbeit", erklärt die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping, am Montag, "deshalb fördern wir eine Landesfachstelle für Männerarbeit." Höchste Zeit für ein arg gebeuteltes Geschlecht?

Auch das Sächsische Landesamt für Statistik äußerte sich am Montag, 2. November, besorgt zum Thema Mann: “In Sachsen hat ein neugeborener Junge eine Lebenserwartung von 77,3 Jahren und damit eine um sechs Jahre geringere als Mädchen. Anlässlich des Weltmännertages hat das Statistische Landesamt deshalb das Verhalten der 1,7 Millionen sächsischen Männer ab 18 Jahren in Bezug auf ihre Gesundheit unter die ‘statistische Lupe’ genommen.”

Das soll zwar auf die Faktoren hinleiten, die die Statistiker nun extra für diesen Tag herausgesucht haben, denn der Weltmännertag (Men’s World Day) ist ein Aktionstag, der jährlich am 3. November stattfindet, um das Bewusstsein der Männer im gesundheitlichen Bereich zu erweitern.

Sie sollen sich also auch mehr um gesundheitliche Vorsorge bemühen. Was sie auch häufiger tun. Denn wenn man älter wird und mehr Zeit hat, kann man auch öfter zum Arzt gehen. Was Männer auch verstärkt tun, seit das Thema Prostatakrebs öfter in den Medien ist: “Die gesetzlichen Krankenversicherungen bieten für Männer ab 45 Jahre Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung  an. Im Jahr 2000 nutzte lediglich rund jeder neunte Mann diese Möglichkeit, 2013 bereits jeder Vierte.”

Gerade geborene Mädchen haben übrigens eine Lebenserwartung von durchschnittlich 83,3 Jahren. Mit Betonung auf durchschnittlich, denn nicht der häufige Besuch beim Arzt entscheidet über die Lebensspanne, sondern viel mehr die persönliche Lebensgestaltung.

Was übrigens die Sterbestatistik sehr deutlich beeinflusst, denn Männer sterben an zwei Todesarten deutlich häufiger als Frauen: an Krebserkrankungen der Atemwege (was in der Regel viel mit dem Rauchen zu tun hat) und an Versagen der Leber (was eine Menge mit dem Alkoholmissbrauch zu tun hat).

2013 starben in Sachsen zum Beispiel 1.656 Männer an “Bösartigen Neubildungen der Atmungs- und intrathorakalen Organe”, aber nur 583 Frauen (was sich übrigens in den nächsten Jahrzehnten deutlich ändern wird, denn die Zahl der rauchenden Männer sinkt, die der rauchenden Frauen steigt: “Zur Zigarette oder anderen Tabakwaren greifen Männer häufiger als Frauen. 2013 rauchten 29 Prozent der Männer und 17 Prozent der Frauen regelmäßig oder gelegentlich. 1999 hatten noch 34 Prozent  der Männer zu den Rauchern gezählt, jedoch nur 16 Prozent der Frauen.”

Und an “Krankheiten der Leber” starben 818 Männer, aber nur 344 Frauen.

Nicht zu vergessen die dritte männertypische Todesursache, die die Lebenserwartung noch viel stärker beeinflusst, weil sie vor allem junge, kraftstrotzende Typen aus dem Leben reißt – in der Regel bei Verkehrs- und Arbeitsunfällen, bei denen sie sich einfach zu viel zugetraut haben. Ergebnis 2013: 1.420 Männer starben an Verletzungen, Vergiftungen und anderen Folgen von äußeren Einwirkungen, aber nur 1.095 Frauen. Und die Frauen in der Regel im höheren und höchsten Alter, denn bei ihnen tauchen hier zum Beispiel auch die “Verletzungen der Hüfte und des Oberschenkels” verstärkt auf – typische Unfallfolgen im hohen Alter.

Und wer das mit dem frühen Tod der Männer nicht glaubt, der kann sich die jährliche Unfallstatistik im Verkehr anschauen: 2014 wurden auf Sachsens Straßen 131 Männer getötet – 30 von ihnen waren übrigens Motorradfahrer. Es starben auch 53 Frauen.

Die Männer sterben also nicht unbedingt früher, weil sie nicht zur Vorsorgeuntersuchung gehen, sondern weil sie im Prinzip riskanter leben und sich ungesund ernähren.

Was sie aber nicht allein tun, auch wenn Frauen ihnen ganz ordentlich ein schlechtes Gewissen machen können, wenn sie wieder zuviel Fett und Fleisch essen. Denn auch unter den Frauen sind diejenigen, die sich wirklich gesund ernähren, nur knapp die Mehrheit.

Wer es nicht glaubt, darf die Zahlen der Landesstatistiker genießen: “61 Prozent der Männer hatten 2013 einen Body-Mass-Index (BMI) ab 25 und galten damit als übergewichtig, bei den Frauen betraf das nur 49 Prozent.”

Das “Aber” steht dann im Anhang der Pressemitteilung aus Kamenz: “Allerdings sind Frauen mit 17 Prozent etwas häufiger stark übergewichtig (BMI ab 30) als Männer (16 Prozent).”

Was dann in der Regel mit einer viel zu süßen Ernährung zu tun hat. Ergebnis: Frauen sterben häufiger als Männer an Stoffwechselerkrankungen.

Verständlich, dass die Statistiker betonen, alle beide Geschlechter mögen mehr Sport treiben: “365.000 Männer  und Jungen haben organisierten Sport in Vereinen betrieben, damit bildeten männliche Mitglieder die Mehrheit (60 Prozent) im Landessportbund. Ihre beliebteste Sportart war der Fußball, hier betrug ihr Anteil sogar 93 Prozent. Im präventiven Gesundheitssport war dagegen nur knapp jedes vierte Mitglied (24 Prozent) männlich.”

Das allein aber kann es nicht sein. Die zu viel konsumierten Kalorien müssen im Alltag wieder von der Hüfte. Der Mensch muss sich bewegen. Aber wie sieht es da aus?

“Bewegung kann auch in den Alltag eingebaut werden. 17 Prozent der erwerbstätigen Männer legten 2012 ihren Arbeitsweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad (als einziges oder hauptsächliches Verkehrsmittel) zurück, bei Entfernungen unter 10 Kilometern tat das sogar fast jeder Dritte.” Ergänzung aus dem Anhang: “35 Prozent der Frauen nutzten für Arbeitswege unter 10 km das Fahrrad oder gingen zu Fuß.”

Was ja vermuten lässt, dass Männer eher faule Säcke sind, weil sie öfter mit der Karosse zur Arbeit fahren. Aber da trifft wohl etwas anderes zu: Männer haben öfter Arbeitsplätze außerhalb des Wohnortes und müssen pendeln. Frauen sind viel häufiger in wohnortnahen Tätigkeitsfeldern zu finden.

Die reinen Prozentzahlen sagen also nicht wirklich etwas aus darüber, welches Geschlecht nun tatsächlich gesünder lebt. Da muss man wirklich schon ins Detail gucken.

Und in die Psyche der beiden Geschlechter, die sich statistisch überhaupt nicht erfassen lässt, denn dass Männer so ungesund leben, hat auch mit ihrem Leistungsdenken zu tun. Was dann auch zum Missbrauch diverser leistungssteigernder Mittelchen führt (die dann wieder das Leben verkürzen). Und wie ist das mit den Erwartungen der Frauen? Wollen die überhaupt Männer, die nicht den Tarzan heraushängen lassen und immerfort den Starken geben, auch wenn sie sich gar nicht stark und souverän fühlen?

Wenn man in Werbung, Medien und andere Trachtenvereine schaut, ist es doch so. Und die Frage dürfte durchaus sein: Werden Männer überhaupt glücklich, wenn sie den Erwartungen, die auch Frauen of an sie stellen, nicht genügen?

Eine völlig offene Frage, denn sowohl die Gesamtgesellschaft als auch die Frauen im Speziellen senden dazu völlig konträre Signale.

Übrigens ein Thema, mit dem sich in Leipzig der LEMANN e.V. – Netzwerk Jungen- und Männerarbeit Leipzig – beschäftigt.

Und der nutzt die Gelegenheit, um gleich mal zum nächsten Stammtisch einzuladen. Da geht es mal um die Brasilianer und ihr Selbst- und Männerbild:

Männerstammtisch: Männer auf “Brasilianisch” – Homens em “brasilianês”

Termin: 11. November, 19:30 – 21:00 Uhr im Restaurant Mio, Beethovenstraße 21, 04107 Leipzig

Gesprächspartner: Cesar Marcon, Student Sozialer Arbeit

“So kennen wir die brasilianischen Männer: große Talente im Fußball, voll Lebensfreude und Temperament. Aber nicht nur von Samba und Karneval leben sie. Über die Klischees hinaus gibt es viele interessanten Facetten der männlichen Bevölkerung dieses Landes. Über die historischen Hintergründe der Rolle des Mannes in Brasilien bis hin zur aktuellen Männerkultur wollen wir sprechen.”

Eintritt: 3 Euro

Die Pressemitteilung zum Tag des Mannes.

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