Alle reden vom Wetter. Auch die Blutspendedienste. Sie schauen mit Besorgnis auf die Folgen der Hitzewelle, die offenbar zusammen mit der Ferienzeit in Leipzig und Sachsen dafür sorgt, dass die Bereitschaft zum Blut spenden merklich nachlässt. Dabei bleibt der Bedarf an Blutkonserven gleich, nimmt sogar zu. Das hat Blutspendedienste dazu veranlasst, dazu aufzurufen, sich nicht vom Blutspenden abhalten zu lassen.
Bereits jetzt Engpässe in der Versorgung
“Blut ist ein ganz besonderer Saft“ – das sagte schon Mephisto in Goethes Faust. Und Recht hat er: Ohne die etwa fünf bis sechs Liter Blut, die unser Herz unermüdlich durch den Körper pumpt, wären wir nicht lebensfähig. Denn über diesen Blutkreislauf werden alle Organe des Körpers mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Und genau dieser besondere Saft wird angesichts der Hitzewelle spürbar knapper. Das müssen die Blutspendedienste in Deutschland gerade schmerzlich erkennen. Die Anzahl der Blutspenden geht in diesen Tagen aufgrund der sommerlichen Temperaturen dramatisch zurück, der Bedarf an Blutkonserven hingegen steigt. Die anhaltend hohen Temperaturen mit wenig Aussicht auf Wetterbesserung führen bereits jetzt zu Engpässen in der Versorgung.
Hitze bei gesunden Spendern kein Problem bei Beachtung gewisser Regeln
Das besagt auch der Leipziger Blutspendedienst Haema. „Hochsommerliche Temperaturen sind objektiv betrachtet kein Grund, nicht zur Blutspende zu gehen. Gesundheitlich spricht bei einem gesunden Menschen nichts dagegen“, sagt Jan Noack, Unternehmenssprecher von Deutschlands größtem unabhängigen Blutspendedienst Haema. „Zudem sind unsere Blutspendezentren bestens klimatisiert, Getränke, ob warm oder kalt, sind ausreichend vorhanden und nach der Spende kann man in den meisten unserer Einrichtungen sogar noch ein Eis genießen.“ Nicht von der Hand zu weisen ist der Fakt, dass hohe Temperaturen einigen Menschen Kreislaufprobleme bereiten können und gerade deshalb, so Noack, die empfohlene Ruhezeit nach der Spende eingehalten werden sollte.
Versorgungslage kritisch aber noch kein Notstand
Der Bedarf an Blutkonserven von Krankenhäusern und Arztpraxen sinkt in den Sommermonaten nicht. Ganz im Gegenteil: die Ferienzeit ist oft auch Unfallzeit und die Nachfrage an Blutprodukten steigt. Um länger geplante Operationen nicht verschieben zu müssen, sind die medizinischen Einrichtungen unbedingt auf die regelmäßigen Spenden angewiesen. Auch Susanne von Rabenau, Pressesprecherin des Deutschen Roten Kreuzes für den Bereich Nord-Ost blickt skeptisch auf die heißen Tage und bemerkt, dass die Bereitwilligkeit Blut zu spenden spürbar nachgelassen hat und appelliert deshalb: “Wir beobachten die Situation sehr kritisch. In Regionen, wie Sachsen, wo es gerade besonders heiß ist, hat die Spendenbereitschaft spürbar nachgelassen. Wir beobachten die Lage kritisch, stellen aber noch keinen Notstand fest. Allerdings stehen wir bereit, um rechtzeitig Alarm zu schlagen, denn das kann sich von einem Tag auf den anderen ändern.”
Auch sie appelliert an die Spender, sich nicht von der Hitze abhalten zu lassen: “Auch bei großer Hitze sind Blutspenden für gesunde Menschen möglich und verträglich, man sollte jedoch beachten, vor der Spende ausreichend zu essen und zu trinken. Bei Großer Hitze sollte über das Tagesmaß von etwa zwei Litern Flüssigkeit hinaus getrunken werden. Da empfehlen sich Wasser, Fruchtsaftschorlen oder Kräutertee). Insbesondere direkt vor der Spende sollte genug getrunken werden.”
15.000 Blutspenden täglich notwendig
Jan Noack von Haema ergänzt: “15.000 Blutspenden sind täglich notwendig, um dem Bedarf gerecht zu werden. Gut zwei Drittel aller Menschen benötigen irgendwann in ihrem Leben Blut, Blutplasma oder daraus hergestellte Arzneimittel. “Laut DRK werden 19 Prozent für die Behandlung von Krebspatienten verwendet, etwa 16 Prozent für Herzerkrankungen, ca. 16 Prozent für Magen-Darm-Erkrankungen, rund 12 Prozent für Verletzungen aus Straßen-, Berufs- und Haushaltsunfällen, etwa sechs Prozent für Leber- und Nierenkrankheiten, fünf Prozent für Blutarmut beziehungsweise Blutkrankheiten, rund vier Prozent bei Komplikationen bei der Geburt und etwa vier Prozent bei Knochen- und Gelenkkrankheiten. Der Rest fällt für sonstige Behandlungen an. Insgesamt werden in der Bundesrepublik Deutschland über das Jahr gesehen etwa 4,6 Millionen Blutspenden von etwa 2,7 Millionen Blutspendern entnommen. Zusätzlich steht ca. 600.000 Liter Plasma aus Plasmapheresen zur Verfügung.
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