Die Diagnose Krebs ist bis heute für viele Eltern ein Schock. Doch bei vielen Kindern sind die Chancen gut, dass sie wieder gesund werden. Daran erinnert die Regenbogenfahrt, die am Samstag die Kinderonkologie der Uniklinik Leipzig besucht hat. 40 ehemalige Patienten radeln von Halle über Leipzig, Chemnitz, Dresden und Cottbus nach Berlin. Neben ermutigenden Worten gab es T-Shirts, kleine Geschenke und eine CD mit ermutigenden Geschichten.
Kurz nach drei Uhr erreichte die Kolonne der Radfahrer die Liebigstraße. Schwestern, Pfleger und der diensthabende Arzt der Krebsstation begrüßten die Gruppe. Es gab Wasser und Schnittchen. Dann begann der Besuch auf der Station. Dort wurden sie schon teilweise den ganzen Tag sehnsüchtig erwartet. Bis zu 16 Kinder und Jugendliche werden hier behandelt. Im Gang sitzt Sarah, eine junge Mutter mit ihrem Max.
Der ist etwa zwei Jahre alt. Seit Ende April sind sie da. Ein Gehirntumor ist diagnostiziert – gutartig. Eine Operation ist nicht möglich, da er zu groß ist. Das Kind bekommt daher Chemotherapie, erzählt Sarah. Max blickt auf und bestätigt mit müdem Lächeln. Aufgefallen war der Tumor bei der Untersuchung nach einem epileptischen Anfall: „Die ganze rechte Hirnhälfte ist bedeckt“, berichtet die Mutter.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es bereits. Der Tumor ist kleiner geworden. Das wurde beim letzten MRT festgestellt. 86 Wochen soll die Chemotherapie dauern, wurde der Familie erzählt. Max versucht, an einem Pflaster auf der Brust zu ziehen. Sarah greift kurz ein. Das Pflaster bedeckt einen dauerhaften venösen Zugang, dieser dient der Behandlung, nervt aber das Kind.
Anstrengend und belastend ist die Behandlung, gerade für Kinder, die nicht immer begreifen, was da mit ihnen geschieht. Da kommen die Mutperlen ins Spiel. „Bravery Beads“ ist ein Belohnungssystem: Jeder Eingriff, jede Untersuchung wird durch eine spezielle Perle symbolisiert. Die Perlen können auf einen langen Faden aufgefädelt werden und zeigen, was das Kind schon alles geschafft hat.
Bei jedem Patienten auf der Station hängt so eine Kette. Auch bei Chiara. Die junge Frau ist 17 und hat Leukämie. Die Bluterkrankung wurde bei ihr eher zufällig entdeckt: „Ich habe mich am Anfang sehr schlapp gefühlt und hatte zu nichts Lust.“
Chiara kam dann zum niedergelassenen Arzt, der Blut abnahm und sofort den Transport nach Leipzig veranlasste. Hier wurden ihr Stammzellen transplantiert. Die Regenbogenfahrt ist für sie ein wichtiger Impuls, den Kampf gegen die Erkrankung nicht aufzugeben.
Zum 23. Mal sind die Radfahrer unterwegs. Jeder hat selbst erfolgreich den Krebs bekämpft. Ihr Besuch auf den Stationen ist wichtig, denn die Hoffnung ist ein wichtiges Therapieelement, erklärt eine Krankenschwester. Die erste Fahrt führte 1993 von Hannover nach Dresden.
Wichtigstes Ziel damals war, gegen Vorurteile zu kämpfen. Faktisch ist das Wort Krebs heute noch mit vielen Ängsten und Unsicherheit verbunden, obwohl es gute Heilungschancen gibt. Schirmherr der Aktion der Deutschen Kinderkrebsstiftung ist der Bundestagspräsident Norbert Lammert.
Die Kinderkrebsstiftung unterstützt mit einem Sozialfonds Familien, die durch die Krebserkrankung ihres Kindes in eine finanzielle Not geraten. Ein Waldpiraten-Camp hilft Kindern nach der Therapie, wieder in den Alltag zurückzufinden. Die Einrichtung liegt am Rande des Heidelberger Stadtwaldes.
Die Radtour von Halle nach Berlin soll zeigen, welche sportlichen Leistungen möglich sind, wenn die Therapien abgeschlossen sind. Die Radler nehmen im Jahresverlauf als Gruppe auch an anderen Radsportereignissen teil – zuletzt an den Neuseen-Classics in Markkleeberg. Am 25. August wird Dresden erreicht, am 28. August dann Berlin.
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