Da kommt was auf uns zu. Alle wissen es. Aber selbst die Politik tut sich schwer, Lösungen zu finden: Wie geht man um mit einer Gesellschaft, die immer älter wird, in der sich die Geburtenzahlen halbiert haben und immer weniger junge Arbeitskräfte die Versorgung von immer mehr pflegebedürftigen Senioren erwirtschaften müssen? Bleibt da überhaupt noch Spielraum, dass die Jungen aus dem Job aussteigen, um ihre Eltern zu pflegen? - Die Antwort lautet wohl heute schon: unmöglich.

Die DAK hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa extra 1.005 Bundesbürger befragen lassen in der Vorweihnachtszeit.

Beim Eintritt eines Pflegefalles würde nur knapp jeder Dritte seine Angehörigen selbst zu Hause pflegen. Das geht aus einer aktuellen und repräsentativen Umfrage hervor, die das Forsa-Institut im Auftrag der DAK-Gesundheit durchgeführt hat. Einen Platz im Pflegeheim würden 17 Prozent wählen, während 43 Prozent eine andere Lösung, etwa eine Pflegekraft, die ins Haus kommt, suchen würden. Zum 1. Januar 2015 tritt die Pflegereform in Kraft, die die Situation pflegender Angehöriger verbessern soll.

Die Bereitschaft zur häuslichen Pflege ist abhängig von Alter und Geschlecht der Befragten. So gaben bei den über 50-Jährigen knapp 40 Prozent an, Angehörige im Pflegefall selbst betreuen zu wollen. Bei den unter 30-Jährigen waren es nur 16 Prozent. In dieser Altersgruppe setzt ein Viertel der Befragten auf Heimbetreuung, die Hälfte würde eine andere Lösung suchen. Bei den Frauen zeigte sich ein gutes Drittel bereit, häusliche Pflege zu übernehmen, bei den Männern nur ein knappes Viertel.

“Die Pflege von Angehörigen verstehen viele noch immer als Aufgabe der Frau”, meint zumindest Annett Saal, Pflege-Expertin bei der DAK-Gesundheit. “Ich hoffe, dass sich dies mit der Pflegereform ändern wird.” Zum Jahreswechsel gelten neue gesetzliche Regelungen, die unter anderem die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf vereinfachen sollen.

Kommt häusliche Pflege nicht in Frage, gaben die Befragten folgende Gründe dafür an: Ein Drittel sagte, dass ihre berufliche Situation es nicht zulasse, einen Angehörigen zu pflegen. Drei von zehn führten ihre private Situation an. Immerhin jeder Vierte lehnte es prinzipiell ab, selbst zu pflegen – bei den unter 30-Jährigen sogar jeder Dritte.

“Viele haben große Sorge, dass die Pflege sie überfordern würde”, sagt Annett Saal. “Oft lassen die Rahmenbedingungen häusliche Pflege einfach nicht zu. Auch hier hoffe ich, dass die Pflegereform die Situation verbessert.”

Ob das wirklich gelingt, steht in den Sternen. Denn die Umfrage macht auch deutlich, dass neben der beruflichen Situationen augenscheinlich auch die finanzielle Situation eine Rolle spielt. Ost- und Westdeutsche nennen zwar ähnlich oft “berufliche Gründe” als Hinderungsgrund. Aber wenn schon Pflege organisiert werden muss, dann würden sie deutlich häufiger selbst die Pflege übernehmen als Westdeutsche (33 zu 28 Prozent) und deutlich seltener Pflegedienste beauftragen (38 zu 45 Prozent).

Quelle:
www.dak.de

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