Kindergartenkinder sind die Spitzenreiter im Antibiotika-Verbrauch: 41 Prozent der Vier- bis Sechsjährigen erhielten im vergangenen Jahr Antibiotika - so das Ergebnis einer bundesweiten und repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit. Bei der Gesamtaltersgruppe der 0- bis 18-Jährigen sind es nur knapp 30 Prozent, die Antibiotika einnahmen. Anlässlich des Europäischen Antibiotika-Tags am 18. November warnte die Krankenkasse vor unnötigen Verordnungen.
Laut Umfrage bekamen 37 Prozent der Vier- bis Sechsjährigen Antibiotika bei Bronchitis, 29 Prozent bei Mittelohrentzündung und 27 Prozent bei Erkältung. Beschwerden, bei denen solche Wirkstoffe nur in Ausnahmefällen sein müssen.
“Bei Virusinfekten sind etwas Gelassenheit und gegebenenfalls eine kurzfristige Schmerzmittelgabe sinnvoller als Antibiotika”, sagt Dr. Michael Freitag, Facharzt für Allgemeinmedizin und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der DAK-Gesundheit. “Darüber sind aber viele Eltern nicht ausreichend informiert.” Dazu komme der Druck, dass viele Kinder möglichst schnell wieder in den Kindergarten oder die Schule gehen sollen, insbesondere wenn beide Eltern voll berufstätig sind.
In erster Linie sind die Ärzte für die Verordnung von Antibiotika verantwortlich. Aber auch die Einstellung der Eltern spielt eine Rolle: 17 Prozent der Befragten erwarten ein Antibiotikum bei Infektionskrankheiten.
“Aufklärung ist entscheidend”, so Freitag. “Wenn noch mehr Eltern wüssten, dass es durchaus normal sein kann, dass ein Kleinkind bis zu zehn Infekte pro Jahr durchmacht und diese in den allermeisten Fällen innerhalb einiger Tage folgenlos vorübergehen, dann würde auch die Nachfrage nach Antibiotika sinken.”Positiv: Die meisten Eltern halten sich an die Einnahmehinweise. Nur jeweils sieben Prozent stoppen die Gabe vorzeitig oder reduzieren eigenmächtig die Dosis, wenn es ihrem Kind besser geht. “Die richtige Einnahme ist entscheidend für den Behandlungserfolg”, erklärt Freitag. “Wer Antibiotika zu früh absetzt, riskiert einen Rückfall. Außerdem steigt dann das Risiko, dass die Erreger Resistenzen gegen die Medikamente entwickeln.”
Mit der gezielten Information von Ärzten und Verbrauchern möchte die Krankenkasse DAK einen Beitrag zu einem rationaleren Umgang mit den lebensrettenden Wirkstoffen leisten. Auftakt der Informationskampagne war die Veröffentlichung des neuen Antibiotika-Reports Ende Oktober.
Befragt hatte Forsa im März 2014 3.100 Befragte ab 18 Jahren, darunter 620 Mütter und Väter mit Kindern unter 18 Jahren.
Quelle: DAK
Mehr Informationen für Eltern: www.dak.de/antibiotika
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