Nach ersten Daten des Leipziger Forschungszentrums für Zivilisationskrankheiten (LIFE) leidet fast jeder dritte Leipziger Erwachsene unter Symptomen eines allergischen Schnupfens. Viele dieser Betroffenen haben unter dem sehr zeitigen Pollenflug in diesem Jahr zu leiden. Auch die behandelnden Ärzte am Universitätsklinikum Leipzig sehen Probleme kommen, weil zu wenig Zeit für die Hyposensibilisierung war.

Damit könnte diese Therapie, die vielen Allergikern hilft, über den Höhepunkt der Pollenbelastung zu kommen, nicht die gewünschten Ergebnisse haben.

“Typischerweise müssen die meisten Pollenallergiker erst ab April mit dem Auftreten von Beschwerden rechnen”, so Prof. Dr. Regina Treudler, Oberärztin an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Leipzig. “In diesem Jahr ist jedoch aufgrund des warmen Wetters die Pollenflugsaison um einige Wochen voraus. So haben sehr viele Patienten seit Januar mit den Hasel- und den Erlenpollen äußerst starke Beschwerden. Neben Problemen an den Atemwegen werden vermehrt auch Symptome nach Verzehr von Kern- und Steinobst beklagt. Hierbei handelt es sich um eine typische Kreuzreaktion bei einer Sensibilisierung auf frühblühende Bäume.

Damit bekommen die Pollen-Allergiker in diesem Jahr sehr viel früher, scheinbar stärker und womöglich auch länger Beschwerden. Das heißt, dass die Betroffenen nun auch länger ihre Medikamente einnehmen müssen. Zudem wird die Zeit für eine vorbeugende Therapie immer knapper.

“Mit dieser Therapie, auch Hyposensibilisierung, spezifische Immuntherapie oder Allergieimpfung genannt, soll ja die Wirkung von Allergenen herabgesetzt werden”, erklärt Prof. Treudler. “Dabei verabreichen wir dem Patienten, der unter einer Allergie leidet, anfangs sehr geringe und im Verlauf zunehmende Dosen jener Allergene, die ihn beeinträchtigen. Damit soll in seinem Körper eine Toleranz erzeugt werden. Einfach gesagt: Der Körper wird an die Pollen gewöhnt, damit er nicht mehr so heftig reagiert.”

Diese Hyposensibilisierung zeigt nach den Daten der Leipziger Allergologin die besten Erfolge, wenn sie spätestens etwa vier Monate vor der jeweiligen Pollenbelastung eingeleitet wird. “Wir beginnen also bei Patienten im Dezember oder Januar mit der Hyposensibilisierung. Allerdings haben uns das Wetter und die Natur einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem die Pollen so früh kamen. Das heißt, dass bei diesen Patienten wohl wenig Erfolg eintreten wird. Es ist zu befürchten, dass die Therapie schwächer wirkt.”

Die Schlussfolgerung von Prof. Treudler lautet: “Wir müssen mit der Hyposensibilisierung noch früher anfangen. Möglicherweise kann man diese Therapie zukünftig mit neuen Präparaten auch schon in der Saison beginnen. Aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Auf alle Fälle müssen wir umdenken und lernen, mit der Lage umzugehen.”

Bisher wurde davon ausgegangen, dass in der Spätherbst- und Winterzeit, wenn die Patienten also beschwerdefrei sind, mit der Therapie begonnen wird. Da die beschwerdefreie Zeit immer kürzer wird – zum einen verlängert die aus Amerika nach Deutschland eingeschleppte Ambrosia-Pflanze die Pollenflugzeit bis in den Spätherbst, zum anderen begann durch den milden Winter die Pollenflugsaison sehr zeitig – muss nun geprüft werden, ob die Hyposensibilisierung noch während der Saison begonnen werden kann. “Wir sammeln derzeit Erfahrungen, inwieweit das möglich ist”, so die Leipziger Allergologin. Allen Betroffenen rät sie, sich frühzeitig in allergologische Behandlung zu begeben, damit eine wirksame Therapie eingeleitet werden kann.

Quelle: Universitätsklinikum Leipzig

www.uniklinik-leipzig.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar