Ursachen des Krebs auf die Spur zu kommen, ist fast so alt, wie die unheimliche Krankheit selbst. Doch erst seit die Forschung tief in die Zellstruktur und deren Genetik Einblick erhalten hat, scheinen sich immer mehr Dinge zu klären aber auch immer mehr Fragen aufzutauchen. Dem Krebs auf die Spur kommen wollen 120 Wissenschaftler aus aller Welt beim 4. Symposium "Physics of Cancer" (Die Physik der Krebserkrankung) in Leipzig vom 24. bis 27. September.
Die aus aller Welt angereisten Experten untersuchen unter anderem die biomechanischen Eigenschaften von Krebszellen. Einer der Mitorganisatoren ist der Leipziger Spitzenforscher und einer der Shooting-Stars der Szene Prof. Dr. Josef A. Käs, Biophysiker an der Universität Leipzig, der seit Mai 2002 in Leipzig lehrt: “Das ist weltweit die entscheidende Konferenz zu diesem Thema”. Mit seinem Team ist er in der Lage, Krebszellen auseinanderzuziehen und ganze Gewebelandschaften zu vermessen. Die Leipziger haben sich in der Zellbiomechanik eine Führungsrolle erarbeitet.
Prof. Käs erklärt weiter: “Eine Zelle muss besondere Materialeigenschaften haben, um sich durch den Körper zu bewegen. Wir wissen bereits, dass alle Krebszellen gemeinsame Eigenschaften haben. Die Frage ist: Wann und wo bekommen sie die? Es sind die biomechanischen Änderungen, die in allen Tumoren vonstatten gehen, die uns interessieren. Wenn wir darüber mehr wissen, dann können wir Tumore besser diagnostizieren und gezielter behandeln.”
Einige der Ziele die Käs und sein Team verfolgen sind die schonendere Behandlung von Krebspatienten. Dazu zählt unter anderem die Früherkennung von Metastasen, den Patienten möglichst die belastende Chemotherapie zu ersparen und die Gefahr der gefürchteten Rückfälle zu bannen beziehungsweise wenigstens zu verringern. Alles noch Zukunftsvisionen.
Einer, der diese Visionen hartnäckig verfolgt, um sie zur Realität werden zu lassen, ist Prof. Dr. Josef A. Käs. Der Leipziger Biophysiker, er war Professor für Physik und Molekularbiologie an der Universität Texas in Austin, ist Miterfinder des sogenannten “Optical Stretchers” (Optischer Strecker, d. Red.). “Wir richten Laserstrahlen auf die Zellen und ziehen sie damit auseinander, um sie zu unterscheiden”, erläutert Käs die Methode, mit der er sich viele Meriten erworben hat. “Unsere Gruppe zählt zu denen, die das Feld der Zellbiomechanik etabliert haben – das ist ein Grund dafür, dass wir diese Konferenz ausrichten.” Neben der Biomechanik gibt es weitere spannende Forschungsfelder, die bei “Physics of Cancer” zur Sprache kommen, zum Beispiel die Zellbeweglichkeit, molekulare Motoren und das “Data Mining”, die Modellierung und Analyse von biologischen Daten mit Methoden der statistischen Physik.
Zu den Organisatoren zählen Claudia Mierke, an der Universität Leipzig Professorin für Biologische Physik und Physik der weichen Materie, Valerie Weaver, Direktorin des “Center for Bioengineering and Tissue Regeneration” an der University of California in San Francisco und Prof. Dr. Harald Herrmann-Lerdon vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Zur Person von Prof. Dr. Josef A. Käs: Schon vor seinem Physik-Diplom an der TU München 1990 absolvierte er ein Jahr an der Columbia-Universität in New York, promovierte dann in München. Unmittelbar nach der Promotion zog es den Forscher nach Harvard und entschied sich drei Jahre später, in Amerika zu bleiben. Darauf folgte ein Angebot, Assistenzprofessor in Austin zu werden.Statt wie üblich nach sechs wurde Käs dort bereits nach vier Jahren Physik-Professor. Käs nahm schließlich 2002 ein Angebot für eine Professur in Leipzig an, wohnt seitdem mit seiner Familie in der Messestadt.
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