Der aktuelle Gesundheitsreport der DAK für das Jahr 2013 stellt den Leipzigern ein ordentliches Gesundheitszeugnis aus. Demnach ist der Krankenstand in Leipzig zurückgegangen. Die Deutsche Angestellten Krankenkasse hat rund 30.000 Mitglieder in der Messestadt.
Laut dem Report der DAK glänzte Leipzig im letzten Jahr sozusagen als Klassenbester in Sachen Gesundheit. So hatte die Pleißestadt im im Vergleich den niedrigsten Krankenstand. Während der Schnitt im Freistaat 4,2 Prozent betrug, verzeichnete Leipzig gerade mal 3,7 Prozent. Auf jeden Tag runtergebrochen bedeutet das, dass von 1.000 bei der DAK versicherten Arbeitnehmern 37 krank geschrieben waren. Spitzenreiter in Sachen Krankschreibung ist laut der DAK-Erhebung der Landkreis Bautzen mit 4,8 Prozent.
Es wäre in diesem Zusammenhang natürlich sehr interessant, herauszufinden, ob die niedrige Quote Leipzigs einfach damit zu hat, dass die Messestädter es nicht wirklich wagen, sich krank schreiben zu lassen. Aus dem einleuchtenden Grund, dass man heutzutage als “einfacher Arbeitnehmer” mit Nachteilen wenn nicht gar Repressalien seitens des Arbeitgebers zu rechnen hat. Bei den Gründen für die Krankschreibung nennt der Report der DAK an erster Stelle ein inzwischen typisches Phänomen: Rückenleiden.
Nächster “Spitzenreiter” in den Krankheits-Charts sind Bluthochdruck und der damit logisch einhergehende Schlaganfall. Es ist kein Geheimnis, dass dies Krankheitsbilder sind, die mit der heutigen Arbeitswelt Hand in Hand einhergehen. Gerade wegen dieser Krankheitsbilder wurden entsprechend des Reportes der DAK beträchtlich mehr Menschen krank geschrieben als im Jahr 2011. Was weiterhin nicht sonderlich verwundern sollte, ist der Umstand, dass sich die Anzahl der psychisch Erkrankten, der Depressionen und der Angstzustände in den letzten Jahren erhöht hat.
Ärzte, die an der DAK-Studie beteiligt waren, sehen den Grund dafür in der Intensivierung der Arbeitsabläufe, dem Konkurrenzdruck innerhalb der Arbeitnehmerschaft und den langen Arbeitszeiten. Angesichts des letzten ins Feld geführten Grundes erinnert man sich mit ein wenig Wehmut an die Einführung (und schon lange erfolgten Abschaffung) der 35-Stunden-Woche. Aus Sicht der an der Studie beteiligten Mediziner heißt es laut DAK, dass es für weniger leistungsfähige Arbeitnehmer auch immer weniger Platz auf dem Arbeitsmarkt gebe.
All das mutet ein wenig an, wie überflüssige Tipps in Tageszeitungen, die Not haben, Platz im Medium zu füllen. Motto: “Beim Tapezieren empfiehlt sich der Gebrauch einer trittfesten Leiter.” Ist zwar richtig, aber das haben wir alle schon gewusst. Genauso wie die Erkenntnis der DAK-Experten, dass fehlender sozialer Rückhalt außerhalb des Jobs zu mangelnder Widerstandsfähigkeit gegenüber seelischer Beschwerden führt. Wer zu viel arbeitet, sprich weniger Freizeit hat, hat auch weniger Zeit für soziale Kontakte. Endsation: Einsamkeit. Nur nicht am Arbeitsplatz. Weil man dort ja wirklich gut betreut – also überwacht – wird und von Einsamkeit keine Rede sein kann.
Dies wird durch eine Aufklärungskampagne der DAK bestätigt. Diese Kampagne hat sich die Auswirkungen von Stress im Job zum Schwerpunkt gesetzt. Ergebnis: Eine Langzeitanalyse für die Region zeigt, dass in den letzten zwölf Jahren die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen überproportional um 121 Prozent! gestiegen sind. Diese Zahl wird relativiert wenn man bedankt, dass der bundesweite Schnitt in derselben Zeit 85 Prozent betrug. Das hat unter anderem auch damit zu tun, dass mit seelischen Leiden heutzutage anders umgegangen wird. Somit hat die Ratlosigkeit früherer Zeit gegenüber dem Phänomen Depression einem größeren Verständnis Platz gemacht.
Dies vor allem nicht nur in der Öffentlichkeit sondern vor allem innerhalb der Ärzteschaft, die dank voranschreitender Forschung und Studien auf neue Weise mit diesen Phänomenen umgehen. Was früher als “Rückenleiden” auf den Krankenscheinen auftauchte firmiert heute unter psychischen Problemen. Noch vor zehn Jahren hat das Krankheitsbild “Burnout” bei Krankschreibungen mangels besseren Wissens keine Rolle gespielt. Das wird auch durch die Tatsache belegt, dass die Diagnose “Depression” bei Fehltagen wesentlich häufiger auftritt. In diesem Zusammenhang sollte man Erwähnen, dass bei dem Begriff Burnout immer noch Unklarheit innerhalb der Ärzteschaft herrscht.
Allerdings beharren Experten aus Leipzig von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie darauf, dass es sich bei einem sogenannten Burnout ebenso um eine Depression handelt. Wie dem auch sei, entgegen aller Zukunftsprognosen und Visionen ist die Arbeitswelt nicht einfacher sondern komplizierter geworden. Computer und Roboter vereinfachen das Arbeitsleben keineswegs sondern machen es den Arbeitgebern leichter, Arbeitnehmer lückenloser zu überwachen und unter Kontrolle zu bringen. Die “Schöne neue Welt” feiert also fröhliche Urständ.
Der DAK-Gesundheitsreport 2013:
http://www.presse.dak.de/ps.nsf/Show/998583CFE0F4B967C1257B18004DA198/$File/Gesundheitsreport_2013_Druckfassung%2015.2.2013.pdf
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