Das Universitätsklinikum Leipzig war nicht die erste Klinik in Deutschland, die es mit multiresistenten Erregern zu tun bekam. 2010 tauchten sie erstmals auf. 2012 kam das Klinikum deshalb in die Schlagzeilen. Da halfen nur noch besondere Hygienemaßnahmen. Der Ausbruch scheint beendet, meldet das Uni-Klinikum am 24. Juni.

Der Ausbruch des seltenen multiresistenten Erregers KPC (Klebsiella pneumoniae mit Carbapenemasebildung) konnte am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) dank beispielhafter Hygienemaßnahmen jetzt beendet werden, so die Meldung. Seit fast drei Monaten wurden keine neuen Nachweise des Bakteriums mehr registriert. Parallel bestätigt ein unabhängiges Fachgutachten die Einschätzung des UKL, wonach nur in wenigen Fällen ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Erreger und tödlichen Krankheitsverläufen anzunehmen ist.

Durch die Ausweitung der Hygienemaßnahmen einschließlich eines flächendeckenden Screenings im Sommer 2012 wurden nur noch einzelne Fälle registriert. Der letzte Nachweis erfolgte Anfang April 2013. Insgesamt wurde KPC seit dem ersten Nachweis im Juli 2010 gesichert bei 98 von über 140.000 stationären Patienten am UKL nachgewiesen. Der Großteil der Patienten war lediglich Träger, ohne dass daraus gesundheitliche Einschränkungen resultierten.

Das untermauert auch das jetzt vorliegende Gutachten eines unabhängigen Infektiologen zu den Todesursachen von 39 schwerstkranken Patienten, bei denen das Bakterium nachgewiesen wurde. Demnach ist in sieben Fällen ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen einer KPC-Infektion und dem tödlichen Krankheitsverlauf anzunehmen.

“Das bestätigt unsere internen Prüfungsergebnisse”, erläutert Prof. Wolfgang E. Fleig, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig. Es waren ausnahmslos schwerstkranke Patienten mit oftmals chronischen Vorerkrankungen betroffen, bei denen wenig Aussicht auf ein Überleben bestand. “Wir müssen uns bewusst machen, dass es keinen 100-prozentigen Schutz vor Krankenhausinfektionen gibt und geben kann”, so der Medizinische Vorstand. “Wir können in den Kliniken unsere Schutzmaßnahmen massiv erhöhen, aber auch dann werden wir das Auftreten dieser Keime nicht verhindern, wie dies ja auch regelmäßig an vielen Orten geschieht.”

Mit einer solchen massiven Erhöhung der Schutzmaßnahmen hatte das Universitätsklinikum Leipzig reagiert. Über die krankenhaushygienisch üblichen Konsequenzen der Isolierung und Kohortierung von Patienten mit Infektionen oder Besiedlungen sowie von Kontaktpatienten hinaus erfolgte hier Anfang Juni 2012 eine Maßnahmenkaskade. Diese bestand aus umfassenden Screeninguntersuchungen, der Einrichtung von drei Isolierungs- und Kohortierungsstationen der unterschiedlichen Pflegestufen, einer verschärften Kontrolle des Antibiotika-Einsatzes und infektionsmedizinischer Beratung sensibler Bereiche.Im Zuge dieser erweiterten Hygienemaßnahmen wurden inzwischen mehr als 40.000 Proben mit dem hochempfindlichen PCR-Verfahren untersucht. Am UKL werden monatlich 4.300 Patienten stationär behandelt, täglich werden zwischen 250 und 300 Patienten neu aufgenommen.

Damit nimmt das UKL eine Vorreiterrolle bei der Kontrolle und Erforschung des gegen die meisten Antibiotika resistenten Erregers ein, ist Prof. Arne Rodloff, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Klinikhygieniker am UKL, überzeugt.

“Wir haben systematisch die Screeninguntersuchungen ausgeweitet und setzen eine schnellere und empfindlichere molekulare Nachweismethode zur Analyse der Proben ein”, erklärt Prof. Rodloff. “Dabei haben wir Erfahrungen gesammelt, von denen andere profitieren können. Dies ist auch erforderlich, da der KPC-Erreger offenbar in sächsischen Krankenhäusern besonders häufig anzutreffen ist. Wir untersuchen unsere Patienten mittlerweile vorbeugend auch auf die Trägerschaft von ähnlichen multiresistenten Erregern, um weitere Ausbrüche zu verhindern.”

Die Analysen zeigten, dass KPC offenbar eine sehr lange Zeitspanne im Krankenhaus überleben kann. Gleichzeitig habe sich erwiesen, dass bei KPC-Trägern eine frühzeitige Isolierung und eine langfristige, intensive Überwachung des Erregerstatus notwendig seien.

“Obwohl wir es hier mit einem bislang seltenen und wenig erforschten Erreger zu tun haben, erweisen sich unsere Maßnahmen als wirksam”, konstatiert der Medizinische Vorstand. “Der vor drei Jahren durch einen aus Griechenland übernommenen Patienten ausgelöste KPC-Ausbruch konnte erfolgreich eingedämmt werden, aber wir müssen damit leben, dass KPC und andere multiresistente Erreger uns auch künftig beschäftigen werden.”

Auch deshalb werden die intensiven Schutzmaßnahmen am UKL trotz der Eindämmung des Ausbruchs weiterhin beibehalten. Zusätzlich ist derzeit am UKL eine neue Stiftungsprofessur für Hygiene mit dem Schwerpunkt Krankenhaushygiene ausgeschrieben, womit das Fach in Sachsen auch wieder eine akademische Verankerung erhalten wird.

Seit Juni 2012 werden im Zuge der Bekämpfung des multiresistenten KPC-Erregers am Universitätsklinikum Leipzig großflächige Screeninguntersuchungen durchgeführt. Dabei wurden alle stationär aufgenommen Patienten bei der Aufnahme sowie in regelmäßigen Abständen während des Klinikaufenthaltes auf KPC untersucht. Gleichzeitig wurden mehrere Isolierstationen mit insgesamt 52 Betten jeweils für intensivpflichtige, überwachungspflichtige und im Rahmen der stationären Regelversorgung betreute Patienten eingerichtet.

Der erste KPC-Nachweis am UKL erfolgte im Juli 2010. Alle notwendigen Schutzmaßnahmen wurden sofort eingeleitet. Die mikrobiologische Untersuchung von Mitpatienten und der Umgebung ergab zunächst keine Hinweise auf eine Übertragung.

Trotz sofortiger Barrieremaßnahmen kam es mit großer Zeitverzögerung drei Monate später im Herbst 2010 zu einer ausbruchsartigen Häufung auf mehreren Stationen. Betroffen sind ausnahmslos schwerstkranke Patienten mit lebensbedrohlichen Grunderkrankungen.

Bis Juni 2012 wurden am UKL 79 KPC-Fälle nachgewiesen, davon zu etwa 60 Prozent harmlose Besiedelungen des Darms. Insgesamt wurde der Erreger innerhalb von 34 Monaten bei 98 von 140.000 in diesem Zeitraum stationär am UKL behandelten Patienten nachgewiesen.

Quelle: Universitätsklinikum Leipzig

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