In Sachsen zeigen die Menschen keinerlei Scheu vor dem Zahnarzt. Im Durchschnitt ließ sich jeder Bewohner im Freistaat mehr als zweimal im Jahr die Zähne kontrollieren. Damit sind die Sachsen bundesweit Spitze. Zu diesem Ergebnis kam der Barmer GEK Zahnreport 2013, der auch in diesem Jahr wieder Daten zur regionalen zahnärztlichen Versorgung lieferte.

Die Türen von mehr als 3.200 Zahnärzten stehen für die Bevölkerung im Freistaat offen. Damit gibt es hier anteilig zur Bevölkerung deutlich mehr Zahnmediziner als in vielen anderen Bundesländern. Kommen auf 100.000 Einwohner im Bundesdurchschnitt 65 Zahnärzte, so sind es in Sachsen fast 80 je 100.000 Einwohner. “Das sind gute Voraussetzungen für die Prophylaxe, aber auch für eine frühzeitige Behandlung”, sagt Paul-Friedrich Loose, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in Sachsen.

Fast 80 Prozent aller sächsischen Schülerinnen und Schüler wurden zahnärztlich betreut. Das ist Platz zwei im bundesweiten Ranking, nur Thüringen lag noch vor Sachsen. Der Bundesdurchschnitt lag bei 68 Prozent. Die Zahnpflege und auch die Zahnvorsorge sollten jedoch bereits mit dem ersten Zahn beginnen. Im Bewusstsein vieler Eltern beginnt Vorsorge erst so richtig, nachdem sich die Milchzähne verabschiedet haben. “Gerade einmal 36 Prozent aller sächsischen Eltern gehen mit ihren Kindern im Vorschulalter zum Zahnarzt. Insbesondere bis zum dritten Lebensjahr erreichen wir noch zu wenige Kinder. Hier ist die Prophylaxe noch ausbaufähig. Den Kindern in Kindertageseinrichtungen oder Schulen dagegen wird regelmäßig in den Mund geschaut”, so Loose.

In Sachsen existiert ein sehr gut funktionierendes Netzwerk: die Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendzahnpflege (LAGZ e.V). Hier arbeiten sächsische Zahnärzte, Krankenkassen, Städte und Gemeinden sehr eng mit Kindereinrichtungen und Schulen zusammen. Sie erreichen über die Gruppenprophylaxe fast alle Kinder in den Einrichtungen.Junge Männer haben eine “Zahnarztallergie”

Noch während der Pubertät wird bei den Teenagern der Gang zum Zahnarzt eine Herausforderung. Die jährliche Kontrolle des Gebisses scheint den Jugendlichen, aber auch deren Eltern immer unwichtiger zu werden. So nahmen die Zahnarztbesuche nach den 14. Lebensjahr drastisch ab. Im Alter von 20 bis 24 Jahren besuchten nur noch rund die Hälfte alle jungen Männer einen Zahnarzt. “Die jungen Frauen sind da deutlich mutiger. Aber auch bei ihnen gingen die Zahnarztbesuche zurück, bleiben insgesamt aber auf einem höheren Niveau”, erläutert Loose die ausgewerteten Zahlen. Die regelmäßige Kontrolle des Gebisses gewinnt ab dem 25. Geburtstag wieder zunehmende Bedeutung. Fast 80 Prozent alle Frauen, aber nur 65 Prozent der Männer im mittleren Alter besuchten ihren Zahnarzt regelmäßig. Die Männer liegen bis ins hohe Alter bei Besuchen weit hinter den Frauen zurück.

Männer im Alter brauchen am häufigsten Zahnersatz

Fast 30 Prozent aller Männer bekamen im Alter von 77 Jahren für ihre kaputten Zähne einen Ersatz. Bei den Frauen lag der Versorgungsgipfel bereits im Alter von 70 Jahren. Im Verlaufe des Lebens haben die Frauen bei Versorgung mit Zahnersatz die Nase vorn, jedoch ist bei ihnen im Durchschnitt die Versorgung preiswerter. So beginnen die Kosten für Zahnersatz und Kronen bei jüngeren Frauen mit rund 300 Euro und steigen bei Männern ab 75 Jahren auf rund 1.700 Euro.

In Sachsen mehr Reparatur statt NeuanschaffungDie Behandlungsrate in Sachen Zahnersatz lag in Sachsen mit rund 12 Prozent leicht über dem Bundesdurchschnitt (11,5 Prozent). Jedoch waren mehr als die Hälfte aller derartigen Behandlungen Reparatur- oder Wiederherstellungsmaßnahmen. Die Eigenanteile bei einer Neuversorgung liegen deutlich höher, Wiederherstellung und Reparatur sind kostengünstiger. “Kosten für Wiederherstellung oder Reparatur des vorhandenen Zahnersatzes sind nur etwa ein Zehntel so hoch wie die Kosten für eine Neuanfertigung”, sagt Paul-Friedrich Loose. Durchschnittlich kostete ein neuer Zahnersatz im Betrachtungszeitraum rund 1.400 Euro. Tendenz steigend! Der Eigenanteil des Patienten beträgt in diesen Fällen weit mehr als die Hälfte. “Sächsische Patienten zahlten weniger als die Hälfte zur Versorgung dazu, weil einfach mehr repariert als neu angefertigt wurde”, so Loose weiter. In Sachsen musste jeder Patient nur durchschnittlich 44 Prozent von den Gesamtkosten aus dem eigenen Portemonnaie zahlen. Im gesamten Bundesgebiet waren es über 10 Prozent mehr.

Der Barmer GEK Zahnreport liefert regelmäßig Einblick in die vertragszahnärztliche Versorgung. Er erschien bereits zum dritten Mal in Folge. Schwerpunktthema in diesem Jahr waren die entstandenen Kosten für Zahnersatz und Kronen. Insgesamt wurden über 1,6 Millionen Heil- und Kostenpläne im Zeitraum von 2001 bis 2009 ausgewertet. Als Datengrundlage dienten 8,6 Millionen versichertenbezogene, anonymisierte Abrechnungsdaten im zahnärztlichen Bereich. Diese Anzahl entsprach mehr als 10 Prozent der deutschen Bevölkerung. Rund 10 Millionen Behandlungsfälle und 55 Millionen abgerechnete Leistungen wurden analysiert. Die Auswertung erfolgte unter Berücksichtigung des Alters, des Geschlechtes, der Region und der Kosten.

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