Mit Ruhm bekleckert haben sich die staatlichen Stellen nicht wirklich im aktuellen Fall einer Gastroenteritis-Epidemie in Schulen und Kindertagesstätten in Deutschland. Erst am 28. September informierte das Sächsische Sozialministerium. Da hatte das Thema längst die großen Medien erreicht. Die Welle aber war schon im Abklingen.

Auch die Stadt Leipzig reagierte erst am Freitag. Von den Medienberichten aufgeschreckt hatten am Morgen viele Eltern in den Einrichtungen der Stadt vergeblich um Auskunft ersucht. Was ist los? Worauf muss ich achten?

Dabei waren die ersten Fälle in Sachsen augenscheinlich schon am Mittwoch, 19. September, bekannt geworden. Wobei das Robert-Koch-Institut nicht ausschließt, dass sie einem separaten Geschehen zuzuordnen sind. In den Nachbarländern Brandenburg und Thüringen wurden die ersten Fälle am 25. September bekannt, in Sachsen-Anhalt am 26. September.

Insgesamt sind derzeit mindestens 8.365 Erkrankungen in fünf Bundesländern bekannt, meldete das Robert-Koch-Institut am Samstag, 29. September. Es sind überwiegend Kinder und Jugendliche, sowie Betreuungspersonal von Einrichtungen (Kinderbetreuung, Schulen) betroffen. Die Fälle verteilen sich auf insgesamt 342 Einrichtungen. Die ersten Neuerkrankungen begannen überwiegend am Abend des 25. September, so das RKI.

Die große Mehrzahl der Erkrankungen ist zwischen dem 26.und 27.September aufgetreten. In der Nacht vom 27. auf den 28. September sind noch weitere Personen erkrankt, die Mehrzahl der Meldungen vom 28. und 29. September beruhen aber laut Angaben der Landesbehörden auf Nachmeldungen. Was dann auch wieder heißt: Die Warnmeldungen zur Epidemie kamen erst, als die Epidemie schon wieder im Abklingen war. Sie kamen auch erst nach den Medienberichten, die das Ganze teilweise auch schon wieder dramatisierten.

In den betroffenen Gruppen waren die Krankheitsbeginne jeweils schnell und ereigneten sich innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums. Die Krankheitsverläufe sind bei den meisten Erkrankungsfällen kurz und unkompliziert, insgesamt 23 Patienten kamen ins Krankenhaus, so das RKI. Es bestehe kein Hinweis auf eine nennenswerte Anzahl von Sekundärinfektionen.

Die Erkrankungen stehen nach bisherigen Erkenntnissen in Zusammenhang mit Kantinen von Betreuungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche. Nach Angaben der Bundesländer wurden nahezu alle Einrichtungen in Brandenburg, Berlin und Thüringen von einem gemeinsamen Lieferanten über regionale Küchen mit Essen versorgt. Wobei das bislang nur ein Erklärungsansatz ist, der die Ausbreitung der Erkrankung nicht ganz erklärt.

Auffällig ist, dass die meisten Fälle in Sachsen registriert wurden: 2.800 insgesamt – mit der letzten registrierten Erkrankungen am 27. September. In Brandenburg wurden 2.415 Fälle gezählt, in Berlin 2.213, in Thüringen 887 und in Sachsen-Anhalt 50.

Die Ursache der Erkrankungen ist – so das RKI – weiterhin noch ungeklärt. Als mögliche Auslöser sind Norovirus oder Toxine von toxinbildenden Bakterien (z.B.: Staphylococcus aureus, Bacillus cereus, Clostridium perfringens) in Betracht zu ziehen. Human- und Lebensmittelproben (z.B. Rückstellproben) werden weiter untersucht.

Das Sächsische Sozialministerium betonte am Freitag, dass bislang alle Erkrankungen, die in Sachsen registriert wurden, im Zusammenhang mit der Essensversorgung in Betreuungseinrichtungen stehen. Wobei sowohl beim Großlieferanten wie bei den untersuchenden Behörden noch Unklarheit darüber besteht, wie die Erkrankung sich ausbreiten konnte. Einen direkten Zusammenhang mit Lieferwegen, Küchen und Ausbreitungsherden hat man bislang noch nicht gefunden.

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