Mit einer Vielzahl an Veranstaltungen wurde heute in Halle an den rechten Terroranschlag vom 9. Oktober 2019 erinnert. Die offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt fand am Nachmittag in der Ulrichskirche statt. Dort war unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Gast.
Steinmeier erinnerte an die Ereignisse vor fünf Jahren, als mehrere dutzend Menschen in der Synagoge um ihr Leben fürchteten. Dort war es dem Täter nicht gelungen, eine massive Holztür zu überwinden. Stattdessen erschoss er eine Passantin, fuhr zu einem Imbiss und tötete auch dort eine Person. Bei einer späteren Schießerei wurden zwei weitere Personen schwer verletzt.
Judenhass ist Alltag in Deutschland
„Es wird nahezu täglich schwieriger, den Kampf gegen den Terror zu führen“, sagte Steinmeier. Die Hemmschwelle sinke immer weiter. Es sei „bitterer Alltag in Deutschland, dass jüdische Einrichtungen geschützt werden müssen“. Auch Übergriffe auf der Straße seien an der Tagesordnung. Durch das Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 „scheint sich das Ventil für ungezügelten Judenhass geöffnet zu haben“.
Neben Steinmeier sprachen bei der Veranstaltung unter anderem Halles Oberbürgermeister Egbert Geier, Überlebende, Angehörige und Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sprach von den „dunkelsten Stunden“ in seinem Leben.
Überlebender spürt Wut
Eine Person, die zur Tatzeit in dem angegriffenen Imbiss war, schilderte: „Ich versteckte mich in einer Toilette. Ich war mir sicher, sterben zu müssen.“ Heute seien bei dem Mann vor allem Dankbarkeit und Wut übrig. Dankbarkeit für die Unterstützung durch die Opferberatung und für die „Gemeinschaft der Nebenkläger“. Und Wut über Antisemitismus, Rassismus, Homofeindlichkeit und andere Diskriminierungsformen in Deutschland.
Bereits am Vormittag veranstaltete die Jüdische Gemeinde ein Gedenken. Dort wurde um 12:03 Uhr mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht. Zur gleichen Zeit standen Busse und Bahnen in Halle still. Das Bündnis „Halle gegen Rechts“ veranstaltete einen Gedenkrundgang.
Am 21. Dezember 2020 wurde der Täter wegen zweifachen Mordes, mehrfachen Mordversuchs und Volksverhetzung zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Die Tat war unter anderem durch Frauenhass, Antisemitismus und weitere Verschwörungsmythen motiviert.
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