Tausende Menschen, geschätzt 10.000 bis 11.000 allein in Leipzig, waren am Sonntag, eine Woche vor den Landtagswahlen, in Sachsen und Thüringen auf der Straße, um ein Zeichen für Demokratie und gegen die AfD zu setzen. In Leipzig kam es laut Polizei vereinzelt zu Straftaten. Und: Überschattet wurde die Nachrichtenlage vom mutmaßlich islamistischen Anschlag mit drei Toten und mehreren Verletzten auf dem Stadtfest Solingen (NRW). Ein Verdächtiger ist in U-Haft. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 24./25. August 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Drei Versammlungen in Leipzig

Das Wetter meinte es schon mal gut: Bei trockener und verhältnismäßig milder Witterung gingen am Sonntag in Leipzig zahlreiche Menschen auf die Straße, um eine Woche vor der wichtigen Landtagswahl in Sachsen ein Zeichen gegen die in Umfragen starke AfD und gegen Rechtsextremismus zu setzen. Das zivilgesellschaftliche Bündnis „Hand in Hand für Demokratie und Menschenrechte“ hatte unter gleichnamigem Motto zu zwei Demozügen aufgerufen, ein weiterer Aufruf bezog sich auf einen „Rave für Demokratie und Menschenrechte.“

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelten sich auf dem Augustusplatz sowie dem Simsonplatz und im Bereich des Johannaparks. Kurz nach 16:30 Uhr startete der Aufzug am Augustusplatz über Martin-Luther-Ring, Goerdelerring und Hauptbahnhof, um zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Unterwegs erhielt er Zulauf von den anderen Versammlungen. Am Augustusplatz wurde der Abend schließlich nach dem Marsch durch ein Konzert der Punkband ZSK aus Berlin gekrönt.

Konzert ZSK. Foto: LZ
Die Berliner Punkband ZSK feierte mit einem Konzert den Abschluss der Großdemo auf dem Leipziger Augustusplatz. Foto: LZ

Der MDR spricht von etwa 11.000 Teilnehmern, die Polizei von 10.000. Nach ihren Angaben soll es vereinzelt zu Straftaten gekommen sein.

Polizei spricht von mehreren Straftaten am Rand der Demos

Ein Kollege von uns konnte zufällig beobachten, wie ein Mann in der Nähe der „Rave“-Demo am späten Nachmittag „Scheiß Zecken“ rief, anschließend habe er jemanden attackiert, den „Hitlergruß“ gezeigt und eine Bahntür demoliert, woraufhin Einsatzkräfte intervenierten.

Dieser Mann wurde von der Polizei mitgenommen. Foto: LZ
Eindeutige Geste: Diese Person, die zudem eine Tram beschädigt und jemanden auf der Rave-Demo attackiert haben soll, wurde von der Polizei mitgenommen. Foto: LZ

„Weiterhin kam es zu einer versuchten Körperverletzung gegen einen Internet-Streamer, der dem politisch rechten Spektrum zuzuordnen ist“, meldete die Polizei.

Polizeimaßnahme bei Demo. Foto: LZ
Nach Angaben der Polizei gab es auch andernorts vereinzelte Straftaten: hier eine polizeiliche Maßnahme gegen eine Person am Georgiring. Foto: LZ

Dabei könnte es sich um AfD-Mitglied Sebastian Weber handeln, der unter dem Namen „Weichreite“ regelmäßig live bei Demos und Veranstaltungen streamt. Dieser wurde im Bereich Georgiring durch Demo-Teilnehmer lautstark angegangen und zum Gehen aufgefordert, während er auf einem Verteilerkasten filmte, und schließlich in aufgeheizter Stimmung von der Polizei weg eskortiert.

Sorge um die Demokratie und die Zukunft

Bei all dem Geschehen soll nicht in den Hintergrund treten, dass es im Kern von der Sache her vor allem um den Schutz der Demokratie und die Angst vor einem Rechtsruck geht, wie es in mehreren Redebeiträgen betont wurde. Auf dem Augustusplatz sprachen etwa Magdalena Hess (Fridays for Future), Christoph Bautz (Online-Kampagnendienst Campact), Mo Asumang (Moderatorin, Autorin und Schauspielerin), Philipp Ruch (Zentrum für Politische Schönheit) und Leipzigs OBM Burkhard Jung (SPD).

Letzterer betonte die Wichtigkeit, sich auch im Alltag gegen rechte Parolen und Rassismus einzusetzen. Die AfD sei mit Rechtsextremen durchsetzt, so Jung. Wer mit Nazis am Tisch lache, sei selbst einer. Weitere Demos gab es am Sonntag auch in Zittau, Dresden sowie Thüringens Landeshauptstadt Erfurt. Hier und in Sachsen wird in einer Woche ein neuer Landtag gewählt.

Umfragen deuten auf ein starkes Abschneiden der AfD hin, deren Landesverbände in Sachsen und Thüringen von den dortigen Landesämtern für Verfassungsschutz jeweils als gesichert rechtsextrem eingestuft werden.

Verbrechen in Solingen: mutmaßlicher Islamist in Haft, IS reklamiert Anschlag mit drei Toten für sich

Die Nachrichtenlage in Deutschland überschattete am Wochenende der schockierende, wahrscheinliche Terror-Akt von Solingen (NRW) und die Jagd auf den Täter: Ein zunächst Unbekannter hatte am Freitagabend während des dortigen Stadtfestes offenbar wahllos auf Besucher eingestochen, drei getötet und acht teils schwer verletzt. Am Samstag vermeldete die Polizei drei Festnahmen, darunter soll sich ein erst 15-Jähriger befinden, dem der Messerstecher seine Pläne offenbart haben soll. Letzterer stellte sich am Samstag offenbar unter dem Fahndungsdruck der Polizei.

Bekannt ist aktuell, dass es sich bei dem Verdächtigen um einen 26 Jahre alten Syrer handelt, der 2022 in die Bundesrepublik kam und dessen 2023 geplante Abschiebung nach Bulgarien zur Durchführung eines dortigen Asylverfahrens gescheitert war. Zwischenzeitlich soll die Terrormiliz IS den Anschlag von Solingen für sich reklamiert und ihn als Rache für getötete Palästinenser im Gazakrieg bezeichnet haben. Die Echtheit des Bekenntnisses wird geprüft.

Wegen des Terrorverdachts hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen am Sonntag übernommen. Der mutmaßliche Terrorist kam derweil vor den Untersuchungsrichter und sitzt jetzt in U-Haft. Politisch wird über Konsequenzen diskutiert: mehr im Liveblog der Tagesschau.

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:

Der Stadtrat tagte: Wie funktioniert die Demokratie in Leipzigs Stadtbezirksbeiräten? + Video

Der Stadtrat tagte: Wie weiter mit neuen Sitzbänken für Leipzig? + Video

Zwischen den Wahlperioden des Stadtrats: Gespräch mit Christopher Zenker (SPD)

Wahlkampf in Grünau: Ein paar Fragen an Michael Kretschmer + Video

Mordprozess um Toten am Lindenauer Hafen: Anklage will zehn Jahre Haft für 20-Jährigen

Geplanter Umbau der Windmühlenstraße: Stadtbezirksbeirat Mitte wünscht sich ein Grünes Band

Spätere Fertigstellung des Nahlestegs: Produktionsengpässe verzögern den Stahlbau der Brücke

Nächste Schuleinweihung: Schulneubau ist Herzstück im künftigen Löwitz-Quartier

Zwischen den Wahlperioden des Stadtrats: Gespräch mit Franziska Riekewald (Die Linke)

Was sonst noch wichtig war:

Trauer um Christoph Daum – der frühere Profi-Fußballtrainer starb am Samstag, knapp acht Wochen vor seinem 71. Geburtstag, in Köln. Im Ruhrpott wuchs der gebürtige Zwickauer auf, trainierte seit den 80ern eine Reihe deutscher und europäischer Teams, machte sich nicht nur Freunde, weil er auch Konfrontationen einging.

Ein Kokain-Skandal im Herbst 2000 fiel ihm schwer auf die Füße, ließ seinen geplanten Vertrag als Bundestrainer platzen. Daum aber kehrte stets zurück – nach dem Motto: „Falle hin, aber stehe dann wieder auf.“ Für seinen offenen Umgang mit dem 2022 bei ihm diagnostizierten Lungenkrebs gewann er allgemeinen Respekt. Der Krankheit ist er nun erlegen.

Die mit dem Iran verbündete Hisbollah-Miliz hat nach längerem Abwarten Israel mit hunderten Raketen attackiert und dies als ersten Teil des Vergeltungsakts für die Tötung von einem ihrer Militärchefs deklariert. Israel meldete das Abfangen zahlreicher Flugkörper durch sein Luftabwehrsystem.

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