Für all die Frauen, die hier eingesperrt waren, war es ein Schreckensort. Nun wird er zur Gedenkstätte: Am Ort des ehemaligen zentralen Frauengefängnisses der DDR eröffnet am 11. und 12. Juli die neue „Gedenkstätte Stollberg – Frauenzuchthaus Hoheneck“. 35 Jahre, nachdem die letzten politischen Häftlinge aus Hoheneck entlassen wurden, wird ein für ganz Deutschland bedeutsamer Erinnerungsort der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dieser steht für die Anerkennung des Leids der hier zu Unrecht Eingesperrten.

Die Gedenkstätte in Stollberg im Erzgebirge vermittelt Wissen über den Hohenecker Strafvollzug, über die Schicksale der Gefangenen und das System der politischen Verfolgung, vor allem in der DDR.

Ein wichtiger Ort des Erinnerns

Im Februar 1950 begann die DDR-Geschichte von Hoheneck. Damals brachte ein Transport 1.300 Frauen und Kinder aus dem sowjetischen Speziallager Sachsenhausen in die erzgebirgische Kleinstadt. Bis 1989 saßen etwa 24.000 Frauen in Hoheneck ein, darunter 8.000 aus politischen Gründen. Die Haftbedingungen waren menschenunwürdig. Die Frauen waren entrechtet, sie litten unter Hunger und Kälte. Bauliche und sanitäre Gegebenheiten waren unzumutbar. Hinzu kam die körperlich zehrende Haftarbeit im Dreischichtsystem.

Mit Schließung der Justizvollzugsanstalt 2001 endete die Geschichte Hohenecks als Gefängnis. Die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris, begleitete die Entstehung der Gedenkstätte von Anfang an. Sie macht sich seit Jahren für den Erhalt des historischen Orts, die Erarbeitung einer Dauerausstellung und den Zugang für die Öffentlichkeit stark. Mit den ehemaligen Gefangenen steht sie im engen Austausch und unterstützt deren Aktivitäten.

„Die Gedenkstätte in Hoheneck war längst überfällig. Dass es sie nun endlich gibt, ist ein wichtiges Zeichen an die ehemaligen politischen Häftlinge, dass wir ihr Leid angemessen würdigen und darüber informieren, wie politische Verfolgung konkret funktionierte. Dieser Ort hat nationalen Stellenwert. Hier waren Frauen aus der gesamten DDR inhaftiert. Heute leben sie in ganz Deutschland, in Europa und der Welt.

Für sie markiert die Eröffnung der Gedenkstätte auch das Ende eines langen Kampfes um eine feste erinnerungspolitische Verankerung ihrer Schicksale. Zu danken ist der Kommune, die eine hohe Verantwortung für diesen Ort übernommen hat, dem Bund und dem Freistaat Sachsen, die das Projekt finanziell erst ermöglicht haben“, sagt Dr. Nancy Aris.

Die Eröffnung

Die feierliche Eröffnung findet am Donnerstag, 11. Juli, in Anwesenheit des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und geladenen Gästen statt. Am 12. Juli lädt die Gedenkstätte alle Interessierten zur Besichtigung des Ortes und der neuen Dauerausstellung sowie zu Gesprächen ein. Die Sächsische Landesbeauftragte hat die Schirmherrschaft für diesen Tag übernommen.

Geplant sind ein Festakt, Podien und Workshops. Zudem stehen nach Voranmeldung die SED-Opferbeauftragte des Deutschen Bundestages, Evelyn Zupke, sowie Dr. Nancy Aris für Einzelgespräche zur Verfügung. Die Landesbeauftragte ist mit ihrem Infostand vor Ort.

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