Denkbar war es bereits, allein wenn man die Argumentationen der Befรผrworter der Bezahlkarte fรผr Geflรผchtete verfolgt. Besonders der โ€žPull-Faktorโ€œ war schon immer interessant, stellte man dagegen, dass dieselben Politiker stets behaupten โ€žDas Bรผrgergeld verfรผhrt Menschen zum Nichtstunโ€œ. Jetzt hat es einer ausgesprochen, das bisher nur Denkbare. Nicht etwa ein Politiker der AfD, sondern ein Abgeordneter der CDU im Deutschen Bundestag, namens Maximilian Mรถrseburg.

Er sagte dort am 22. Februar 2024: โ€žIch bin sehr optimistisch, dass die Bezahlkarte ein groรŸer Erfolg sein wird. Vielleicht wird sie sogar so erfolgreich sein, dass wir bald diskutieren, das Konzept Sachleistung durch Bezahlkarte auf weitere Bereiche im Sozialsystem auszuweiten.โ€œ (Beifall bei der CDU/CSU)

Die Bezahlkarte in weiteren Bereichen des Sozialsystems?

Herr Mรถrseburg ist ja nicht nur Mitglied des Deutschen Bundestages, er sitzt auch fรผr die Fraktion CDU/CSU als ordentliches Mitglied im Ausschuss fรผr Arbeit und Soziales. Ergo: Er weiรŸ, was er da sagt, und wahrscheinlich denken andere in der Fraktion genau so.

Welche anderen Bereiche des Sozialsystems kรถnnte er wohl meinen?

โ€žDas Konzept Sachleistung durch Bezahlkarteโ€œ, es bleibt da nur das Bรผrgergeld als anderer Bereich. Verfolgt man die ร„uรŸerungen fรผhrender CDU/CSU-Politiker, z. B. Jens Spahn, der โ€žmehr Druck auf arbeitsunwillige Erwerbsloseโ€œ fordert, dann ergibt sich diese Schlussfolgerung von selbst.

Schauen wir uns die geplanten Einschrรคnkungen fรผr die Gรผltigkeit der Bezahlkarte fรผr Geflรผchtete, z. B. in Bayern, an. Markus Sรถder sagte: โ€žEs kรถnnen nur noch Waren in Geschรคften des tรคglichen Gebrauchs gekauft werden. Wir stoppen Online-Shopping, Glรผcksspiel und รœberweisungen ins Ausland. Bargeld gibt es nur noch als kleines Taschengeld bis 50 Euro.โ€œ

Der CSU-Gesundheitspolitiker Pilsinger legt nach: โ€žIch bin der รœberzeugung, dass die geplante Bezahlkarte bundesweit einheitlich fรผr Alkohol, Zigaretten und Glรผcksspiel gesperrt werden sollte.โ€œ

Man muss nicht ein Recht auf Glรผcksspiel, Alkohol und Zigaretten vertreten, kann aber durchaus gegen eine Einschrรคnkung der persรถnlichen Freiheit sein, die Gruppen nicht nur vom Bargeldverkehr ausschlieรŸt, sondern auch noch die Ausgaben reglementiert.

Was wรคre der Worst Case?

Eine Bezahlkarte fรผr โ€žweitere Bereiche des Sozialsystemsโ€œ, die eingeschrรคnkte Gรผltigkeit fรผr Handelseinrichtungen hat, Online-Shopping ausschlieรŸt und dazu noch fรผr Warengruppen (egal welche) eingeschrรคnkt ist, kann man je nach politischen Mehrheiten weiter einschrรคnken. Denkbar wรคren hรถherwertige Nahrungs- und Genussmittel.

Mit dieser Bezahlkarte kommt man dahin, dass u. a. Kassiererinnen und Kassierer in Supermรคrkten zu รœberwachern des Warenverkehrs der Bezahlkarten-Nutzer werden. Sie mรผssen dann im Zweifelsfall den Verkauf von Waren, die nicht der Bezahlkarte entsprechen, verweigern.

Im Klartext: Sie mรผssten diese Waren aus dem Einkaufswagen nehmen und sagen โ€žDas bekommen Sie nicht!โ€œ.

Wollen wir wirklich dahin kommen?

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