Der Medienkonzern Madsack mit Sitz in Hannover will neuer Eigentümer der DDV Mediengruppe werden, zu der unter anderem die Sächsische Zeitung, deren Online-Auftritt saechsische.de und das Boulevardportal Tag24 gehören. Madsack will DDV vollständig übernehmen. Das Bundeskartellamt muss der Übernahme noch zustimmen.
Noch gehört DDV zu 60 Prozent Bertelsmann Investments und zu 40 Prozent der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft, welche wiederum Anteile an Madsack hat. Nach eigenen Angaben setzt DDV im Jahr circa 250 Millionen Euro um.
Der Bertelsmann-Konzern verkauft damit seine letzte Zeitungsbeteiligung.
Zur Madsack Mediengruppe gehören bereits zahlreiche Zeitungstitel, beispielsweise die Leipziger Volkszeitung (LVZ), die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ), die Ostsee-Zeitung und die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ).
Übernahme mit Blick auf Zeitungsmarkt in Dresden und Döbeln kartellrechtlich fraglich
Wie das Medienportal Horizont heute vermeldete, arbeitet Madsack zur Zeit noch an einer kartellrechtlich unbedenklichen Lösung für den Dresdner und den Döbelner Zeitungsmarkt, denn zu Madsack gehören bereits die Dresdner Neuesten Nachrichten.
Und in Döbeln gibt es neben der Lokalausgabe der Sächsischen Zeitung nur noch die Döbelner Allgemeine Zeitung, ebenfalls bei Madsack beheimatet. Möglicherweise muss Madsack die Dresdner Neuesten Nachrichten verkaufen, damit das Kartellrecht der Übernahme zustimmt.
Der Deal reiht sich in die Entwicklungen des deutschen Zeitungsmarkts der vergangenen Jahrzehnte ein: große Verlagsgruppen schlucken immer mehr kleine Medienunternehmen, besonders im Bereich des Lokaljournalismus. Die Anzahl der Verlage, der publizistischen Einheiten sowie die Anzahl unterschiedlicher Zeitungstitel sind laut einem Gutachten der Bundesregierung aus dem Jahr 2022 in den letzten Jahren gesunken.
Parallel hat sich die Marktkonzentration erhöht. Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass ein Anstieg der Marktkonzentration meist mit einer Verringerung der inhaltlichen Vielfalt einhergeht.
Weniger Wettbewerb auf dem sächsischen Zeitungsmarkt
Für den Tageszeitungsmarkt in Sachsen bedeutet dieser Deal auf jeden Fall eine Zunahme der Marktkonzentration, da Madsack mit der LVZ und den Dresdner Neuesten Nachrichten bereits in Sachsen agiert. Betrachtet man die regionalen Tageszeitungen, deckt die Sächsische Zeitung den kompletten Markt in und um Dresden und östlich von Dresden ab und hat dort bis auf zwei Ausgaben der Lausitzer Rundschau im nordöstlichen Sachsen keine nennenswerte Konkurrenz. Außerdem sind noch die Regionalausgaben der „Bild“ zu erwähnen.
Im Falle einer Übernahme würden – gemessen an der Fläche des Einzugsgebietes – rund zwei Drittel des sächsischen Zeitungsmarktes von Madsack-Titeln dominiert. Denn im Raum Chemnitz agiert die „Freie Presse“, die einem Medienunternehmen aus Ludwigshafen am Rhein gehört.
Madsack-CEO Thomas Düffert zum Deal: „Wir haben keinen Zweifel daran, dass Journalismus auch in einer rein digitalen Welt aus sich heraus ein erfolgreiches Geschäftsmodell sein wird und damit dessen Unabhängigkeit auch zukünftig sichert.“ Mit der Übernahme wolle man bei Madsack die „Digitalisierung von regionalem Qualitätsjournalismus“ vorantreiben und die eigene „aktive Rolle als Partner und Konsolidierer im deutschen regionalen Zeitungsmarkt“ weiter ausfüllen.
Auch der Verkäufer Bertelsmann lobt die Übernahme in höchsten Tönen. „Wir freuen uns, mit der Madsack Mediengruppe aus Hannover ein ideales verlegerisches Zuhause für die DDV Mediengruppe gefunden zu haben“, lässt sich Carsten Coesfeld von Bertelsmann in einer Pressemitteilung zitieren.
Deutscher Journalisten-Verband sieht Übernahme kritisch
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) ist weniger begeistert. Er sieht die Medienvielfalt gefährdet und fordert das Bundeskartellamt auf, die Fusionspläne „einer kritischen Überprüfung zu unterziehen“.
Hendrik Zörner vom DJV sieht der Entwicklung mit Sorge zu. „In den neuen Bundesländern fehlt eine mittelständisch geprägte Zeitungslandschaft“, meint Zörner. „Mit jeder Fusion wächst die Gefahr, dass die Großen noch größer und damit marktbeherrschend werden. Das müssen die Kartellwächter berücksichtigen.“
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Madsack und Qualitätsjournalismus, wohl kaum. Es wird das qualitative und politische Ende der Sächsischen Zeitung.