In Leipzig haben am Montagabend mehrere Tausend Menschen gegen die AfD protestiert. Die linken Gruppen โ€žLeipzig nimmt Platzโ€œ und โ€žPrismaโ€œ hatten neben zahlreichen anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen dazu aufgerufen. In diesen Tagen finden in vielen deutschen Stรคdten รคhnliche Demonstrationen statt: So versammelten sich am Sonntag bereits rund 25.000 Menschen vor dem Brandenburger Tor in Berlin und knapp 2.000 Menschen in Dresden.

Die bundesweiten Anti-AfD-Proteste hatten wohl bereits eine Konsequenz: Am Montagabend verkรผndete AfD-Parteichefin Alice Weidel, dass sie die Zusammenarbeit mit ihrem langjรคhrigen Referenten Roland Hartwig beendet. Hartwig hatte an einem vor Kurzem รถffentlich gewordenen Geheimtreffen Rechtsextremer teilgenommen.

Kurz nach Beginn der Versammlung in Leipzig sprachen die Veranstalter*innen noch von รผber 5.000 Teilnehmer*innen. Mehrere Journalist*innen, die vor Ort waren, schรคtzen die Anzahl der Teilnehmer*innen mittlerweile auf รผber 10.000. Die Polizei hat Stand 21 Uhr noch keine Zahlen verรถffentlicht. Angesichts des kurzen Mobilisierungszeitraums ist diese Zahl bemerkenswert. โ€žLeipzig nimmt Platzโ€œ und โ€žPrismaโ€œ hatten ihre Demo-Aufrufe am Freitag verรถffentlicht.

An der Demonstration nahmen unter anderen die Landtagsabgeordnete und Stadtrรคtin Juliane Nagel (Die Linke) teil, auch die Stadtrรคte Michael Neuhaus (ebenfalls Linkspartei) und Jรผrgen Kasek (Bรผndnis 90/Die Grรผnen) und die Landtagsabgeordnete Christin Melcher (Bรผndnis 90/Die Grรผnen) waren vor Ort, ebenso die ehemalige Co-Vorsitzende der Leipziger SPD, Irena Rudolph-Kokot.

Hintergrund ist aufgedecktes Geheimtreffen Rechtsextremer

Anlass der Protestwelle ist eine investigative Recherche der Plattform Correctiv, die am Mittwoch verรถffentlicht worden war und bundesweit fรผr Aufsehen gesorgt hat. Das Recherchekollektiv berichtet darin รผber ein Geheimtreffen von Spitzen-Politiker*innen der AfD, Unternehmer*innen und (weiteren) Neonazis.

Diese hatten sich an einem Wochenende im November in einem Hotel in Potsdam darรผber ausgetauscht, wie man Menschen und ihre Nachkommen aus Deutschland vertreiben kรถnnte, die irgendwann mal in die Bundesrepublik eingewandert sind โ€“ je nach Definition von โ€žMigrationshintergrundโ€œ betrifft das elf bis 25 Prozent der deutschen Bevรถlkerung.

Deutliche Kritik an Regierungsparteien der Ampel

โ€žDer Rechtsruck muss gestoppt werden, mit allen Mittelnโ€œ, sagte eine Rednerin am Montagabend auf dem Richard-Wagner-Platz ins Mikrofon. Die Correctiv-Recherche zeige, wovon die Rechten sprechen, wenn sie sich unbeobachtet fรผhlten. โ€žDie AfD mรถchte alle aus Deutschland vertreiben, die nicht in ihr vรถlkisches Weltbild passenโ€œ, setzte die junge Frau ihre Rede fort.

Der Redebeitrag nahm auch die CDU und die Regierungsparteien der Ampel als โ€žWegbereiter*innen der AfDโ€œ in die Verantwortung. โ€žEs ist die CDU, die eine sogenannte Brandmauer einreiรŸt. Die CDU treibt den rechten Kulturkampf voran und steht der AfD in ihrem Rassismus in nichts nach.โ€œ

Weiter sagte die Rednerin: โ€žWir mรผssen รผber die SPD reden und รผber โ€šWir mรผssen im groรŸen Stil abschieben-Scholzโ€˜. Es sind die Parteien der Mitte, die rechte Forderungen bereitwillig in Politiken gieรŸen. Grรผne, SPD und FDP setzen den Rechtsruck mit rassistischen Gesetzen um.โ€œ Die Ampel will ihr โ€žGesetz zur Verbesserung der Rรผckfรผhrungโ€œ, das mehr und schnellere Abschiebungen von Personen ohne Bleiberecht zum Ziel hat, in Kรผrze im Bundestag zur Abstimmung vorlegen.

Forderungen nach AfD-Verbot

An vielen Stellen forderten Teilnehmer*innen das bereits viel diskutierte Verbotsverfahren fรผr die AfD. โ€žWer AfD wรคhlt, wรคhlt Nazisโ€œ, โ€žFaschismus ist keine Alternativeโ€œ und โ€žKeine Zeit zu resignieren โ€“ fรผr einen konsequenten Antifaschismus heute und morgenโ€œ war auf Plakaten zu lesen.

Bei Graupelschauer setzten sich die Protestierenden im Anschluss der Kundgebung auf dem Richard-Wagner-Platz รผber den Goerdeler- und den Dittrichring in Richtung Simsonplatz in Bewegung. Dort angekommen sprachen erneut Redner*innen zu der Menge. Vor einem Lichtermeer aus Handy-Taschenlampen leitete Marco Rietzschel von โ€žLeipzig nimmt Platzโ€œ einen โ€žAlle zusammen gegen den Faschismusโ€œ-Sprechchor an.


Videos: Ferdinand Uhl

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