Pro Demokratie, Freiheit, Pluralismus, Solidarität: Tausende Menschen werden am Sonntag, dem 21. Januar, zur erneuten Großdemo in Leipzig erwartet, um für diese Werte einzustehen. Als Anlass gelten Enthüllungen des Recherchenetzwerks „Correctiv“ über Treffen der rechtsextremen Szene, wo über die millionenfache Deportation von Menschen beraten wurde. Hinter dem Demo-Aufruf stehen Einzelpersonen, Parteien, Kirchen, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft, Auftakt des Aufzugs ist 15 Uhr auf dem Marktplatz. Die LZ begleitet den Nachmittag für Sie und Euch via Liveticker.
Enthüllungen über Vertreibungs- und Deportationspläne im großen Wahljahr
Die Mehrheit der Gesellschaft dürfe nicht länger still sein, die demokratischen Kräfte müssten sich vereint gegen diejenigen stellen, die Freiheit, Vielfalt, Toleranz und Rechtsstaat gefährden – so der vielfache Tenor dieser Tage.
Die jüngst durch Correctiv-Recherchen bekanntgewordenen Treffen rechter Kreise in einem Potsdamer Hotel, wo im November 2023 über die Abschiebung von Millionen Menschen aus Deutschland diskutiert worden war, gelten dabei als Auslöser der jüngsten Protestwelle in ganz Deutschland.
Zusätzlich befeuert wird die Sorge angesichts der bevorstehenden Wahlen: So finden allein in Sachsen am 9. Juni jeweils die Kommunal- und Europawahlen statt, am 1. September wird über einen neuen Landtag abgestimmt. Aktuell ist völlig unklar, ob das politische Kräfteverhältnis im Freistaat dann völlig durcheinandergewirbelt wird. Die Angst, dass potenzielle Demokratiefeinde der AfD einen gewaltigen Stimmenanteil erringen, scheint jedoch alles andere als unbegründet.
Die AfD in Sachsen gilt laut dortigem Landesamt für Verfassungsschutz seit Dezember 2023 offiziell als rechtsextreme Bedrohung.
Massenproteste am Sonntag – nicht nur in Leipzig
Die sonntägliche Demo in Leipzig, wo bereits letzten Montag Tausende auf der Straße waren, startet laut Plan um 15 Uhr im Zentrum auf dem Marktplatz. Sie soll dann über den Thomaskirchhof, den Dittrichring, den Tröndlinring und den Goerderlerring über Hauptbahnhof bis zum Augustusplatz führen. Bis zum Abend ist daher auch mit Verkehrseinschränkungen zu rechnen. Zur Demo ruft unter anderem das Netzwerk „Leipzig nimmt Platz“ auf.
ihr lieben, kommt zahlreich am sonntag 15 uhr auf den marktplatz in #leipzig. setzt ein klares zeichen. es wird ein wichtiges jahr! macht die rechten sprachlos. 😉 #le2101💟
ablauf: https://t.co/gzxx3LQJvk#ZusammenGegenRechts https://t.co/fUhN6dyGmU pic.twitter.com/XfjVwzDljw
— volksfahrraeder (@immer_bereit) January 21, 2024
Dem angeschlossen hat sich in Leipzig ein parteiübergreifender Appell der Ratsfraktionen von Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen, SPD und der FDP-Stadträte plus der Stadtverbände der Leipziger SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und FDP.
Nicht nur in Leipzig, sondern in Sachsen und der ganzen Bundesrepublik wird an über 200 Orten demonstriert, Zehntausende werden dabei erwartet. Für den heutigen Sonntag sind Demos etwa auch in Dresden, Chemnitz, München und Köln angemeldet.
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18:08 Uhr: Demo offenbar in allmählicher Auflösung
Am Johannisplatz läuft noch die Abschlusskundgebung, nach Beobachtung von einem unserer Fotografen löst sich die Versammlung allmählich auf. Zumindest im Moment deute nichts darauf hin, dass noch etwas passieren könne. Zuvor habe es neben dem Einsatz von Böllern auch einen Bewurf mit Schneebällen gegeben, mutmaßlich deswegen, weil eine Teilnehmergruppe als antisemitisch klassifiziert worden war. Laut X (ehem. Twitter) soll es unterwegs auch zu pro-palästinensischen Ausrufen gekommen sein. Eine Gesamtbewertung des Demogeschehens von diesem Sonntag steht noch aus. Nach dem Schluss der Veranstaltung lief noch eine kleine Demogruppe von etwa 30-50 Personen Richtung Süden.
17:45 Uhr: Pyrotechnik und Knaller gezündet
Trotz einer gegenteiligen Ansage der Organisatoren kam es während der vergangenen Minuten am Johannisplatz vereinzelt zum Einsatz von Pyrotechnik und Knallern aus der Menschenmenge.
17:25 Uhr: Noch kein Ende in Sicht, neue Teilnehmerzahl kursiert
Geschätzt um 17:10 Uhr liefen die letzten Teilnehmer vom Marktplatz los, der sich inzwischen geleert hat. Die Abschlusskundgebung wurde auf den Johannisplatz am Grassi-Museum verlegt. Unterdessen kursiert wiederum eine korrigierte Teilnehmerzahl, die von 70.000 Menschen ausgeht. Von 60.000 bis 70.000 spricht die Polizei.
17:16 Uhr: Aufnahmen des Demozugs im Video sowie das Ende
17:05 Uhr: Abschlusskundgebung am Grassi-Museum, Pickup soll Demo durchbrochen haben
Inzwischen wurde die Demo, wohl aus Kapazitätsgründen, für die Abschlusskundgebung vom Augustusplatz zum nahen Grassi-Museum am Johannisplatz umgeleitet. Im Bereich der Runden Ecke soll ein Pickup die Demo laut Mitteilung eines Nutzers auf X (ehem. Twitter) durchbrochen haben. Es habe keine Verletzten gegeben.
An der Runden Ecke in #Leipzig durchbricht ein orangener Pickup die Demo #noafd mit Vollgas. Niemand verletzt.#norassimus #le2101 #allezusammengegendenfaschismus
— Leuchtturm04318 (@Lindner_Micha) January 21, 2024
16:55 Uhr: Route offenbar verlegt, Teilnehmerzahl erneut nach oben korrigiert
Die Route des Aufzugs soll verlegt worden sein, Genaueres ist gerade noch unklar. Unterdessen wird die Zahl der Teilnehmer durch die Anmelder mittlerweile sogar mit knapp 50.000 angegeben. Dies erscheint auch einem beobachtenden LZ-Kollegen vor Ort plausibel, wie er soeben erklärt: „Das ist ein enormer Zug und der hat eine ziemliche Breite. Er ist etwas zerrissen in der Mitte, aber das ist schon massiv.“ Ein Teil der Teilnehmer findet sich am Johannisplatz ein, andere seien noch im Bereich der Runden Ecke am Ring.
16:30 Uhr: Demozug teils in Bewegung
Ausrufe wie „Ganz Leipzig hasst die AfD“, „Alerta, alerta, Antifascista“ und „Alle zusammen gegen den Faschismus“ sind zu vernehmen, während Teile des Aufzugs sich allmählich in Bewegung setzen. Schon zuvor hatten sich Teile der Menschenmenge auf dem Ring befunden. Die angegebene Zahl von etwa 40.000 Teilnehmern wird wiederholt. Gegen 16:45 Uhr kommt die Spitze der Massen bereits auf dem Augustusplatz an.
16:19 Uhr: Schätzung geht von 40.000 Teilnehmern aus
Irena Rudolph-Kokot von Leipzig nimmt Platz geht aktuell von 40.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus. Der Demozug soll sich gleich offiziell in Bewegung setzen. Im Video unten: Impressionen vom Markt. Es ist zu hören, der Anfang der Demo befände sich bereits am Goerdelerring, während immer noch viele auf dem Markt stehen.
16:13 Uhr: Erster Teil der Demo soll schon losgelaufen sein
Ein weiterer Redebeitrag von Mohammed Okasha, Vorsitzender des Leipziger Migrantenbeitrags, folgt. Kurz danach wird verkündet, dass ein Teil der Demo bereits auf dem Ring sei, während sich auf dem Markt noch nichts bewegt. Der Zug werde sich aber in Kürze in Bewegung setzen, wird auf der Bühne angekündigt.
16:04 Uhr: „Wir haben es in der Hand“
Christian Wolff, ehemaliger Pfarrer der Leipziger Thomaskirche (1992–2014), erinnert an frühere Erlebnisse mit Nazi-Netzwerken und verpasst auch Teilen der Medien einen kleinen Seitenhieb, die den kommenden AfD-Wahlsieg auf Basis von Meinungsumfragen quasi als Selbstläufer darstellen würden, dies sei falsch: „Wir haben es in der Hand“, meint Wolff mit Blick auf die Wahlen am 9. Juni bzw. 1. September 2024.
Im Juni sind Kommunalwahlen in Sachsen plus Europawahlen, im September wird die Zusammensetzung des neuen Sächsischen Landtags bestimmt.
„Nehmt Eure Verantwortung wahr“, appelliert Wolff, dies gelte auch im alltäglichen Gespräch mit Bekannten, Nachbarn, Kollegen, Vereinsfreunden und so weiter.
15:57 Uhr: „Wir müssen aufstehen, wir müssen zusammenhalten“
Die Redebeiträge auf dem Marktplatz laufen. Es werden Ausrufe wie „Alle zusammen gegen den Faschismus“ skandiert. Die Zeiten des Hoffens, alles werde schon irgendwie besser, seien vorbei, so heißt es in einem Redebeitrag. Unten im Video zu sehen: der Zulauf zur Demo.
15:40 Uhr: alters- und schichtenübergreifende Großdemo
Menschen aller Schichten und Altersgruppen nehmen an der Demo teil, auch Familien mit kleinen Kindern sind laut des verbreiteten Aufrufs ausdrücklich willkommen. Entsprechend haben viele Menschen auch ihren Nachwuchs dabei.
15:30 Uhr: O-Ton Petra Köpping (SPD), Sozialministerin Sachsens
15:20 Uhr: Münchner Kundgebung offenbar abgebrochen
Die Sorge vor einem faschistischen Ruck treibt längst nicht nur in Leipzig die Menschen nach draußen. Spiegel-Online gibt kurz nach 15 Uhr eine Eilmeldung durch, dass die Münchner Großkundgebung aus Sicherheitsgründen aufgrund von Überfüllung abgebrochen wurde.
In Leipzig gehen erste Schätzungen von 15.000 Teilnehmern der Demo aus, so meldet ein Kollege. Der Marktplatz ist faktisch dicht. Die angemeldete Zahl von 1.000 bis 5.000 Teilnehmern wäre, wenn sich die Schätzung in etwa bewahrheitet, also schon deutlich übertroffen.
14:45 Uhr: Es dürfte eine Riesendemo werden
Nach ersten Beobachtungen der Kolleginnen und Kollegen vor Ort strömen allein aus dem Leipziger Süden massenhaft Menschen Richtung Zentrum, Haltestellen und Bahnen sind voll.
Es ist also damit zu rechnen, dass die jüngsten Enthüllungen unzählige Menschen auf die Straße bringen, um deutlich Stellung zu beziehen. Der Marktplatz als Ausgangspunkt des Demozugs füllt sich zunehmend.
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