Unbekannte haben im Zeitraum von Samstagabend bis Dienstagfrüh die Luft an den Reifen mehrerer Pkw in Leipzig abgelassen. Bei einem Großteil der Fahrzeuge handelt es sich um SUVs. Die Polizei vermutet einen „klimapolitischen Hintergrund“, weshalb der Staatsschutz nun ermittelt. An allen Autos wurden nach Angaben einer Polizeisprecherin Bekennerschreiben hinterlassen – in Form von hinter die Scheibenwischer geklemmten Zetteln.
Laut der Polizei machten die unbekannten Tatverdächtigen mehr als ein Dutzend Fahrzeuge auf diese Weise fahruntauglich. Sie waren in Stötteritz und Reudnitz-Thonberg geparkt. Die meisten der manipulierten Autos sind laut Polizei SUVs, beispielsweise der Marken Audi, Hyundai, Citroën, Opel, Ford, Volvo, BMW und Mercedes-Benz.
Die Polizei Leipzig vermutet hinter der Aktion eine klimaaktivistische Gruppierung, zu der sie – wie auch zu den Inhalten des Bekennerschreibens – aus ermittlungstaktischen Gründen keine weiteren Angaben machen möchte. Man wolle den mutmaßlichen Täter*innen zudem keine Bühne bieten, erklärte eine Polizeisprecherin auf Anfrage gegenüber der LZ am Mittwoch.
Der entstandene Sachschaden kann laut Polizei derzeit noch nicht beziffert werden. Ermittelt wird wegen Sachbeschädigung.
Bereits mehrfach haben Klimaaktivist*innen für platte Reifen in Leipzig gesorgt
In der Vergangenheit hat es in Leipzig bereits mehrerer solcher Aktionen gegeben, beispielsweise im Dezember 2021, im Februar und Juni 2022 und im Februar dieses Jahres. Die Sonderkommission Linksextremismus (Soko Linx) ermittelte.
Wahrscheinlich bezieht sich die Aktion auch diesmal wieder auf die Klimakrise und eine von vielen Seiten geforderte Verkehrswende. Seit Jahren stehen SUVs im Fokus einer öffentlichen Debatte über emissionsstarken Individualverkehr, weil sie aufgrund ihrer großen Stirnfläche und ihres höheren Gewichts mehr Energie verbrauchen als herkömmliche Pkw. Zudem nehmen sie aufgrund ihrer Größe mehr Platz als herkömmliche Pkw ein und verursachen mehr Lärm.
Auf den Zetteln, die in früheren Fällen hinter die Scheibenwischer von Autos in Leipzig geklemmt wurden, stand in roter Schrift „Vorsicht, platte Reifen!“ geschrieben. Darunter wurde in schwarzer Schrift begründet, weshalb die Luft aus den Reifen herausgelassen wurde.
„Dein Auto ist zu groß, zu teuer und verbraucht zu viele Ressourcen“, stand da beispielsweise geschrieben. „Dazu wurde es unter neokolonialen, menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt. Das stört uns. Es reicht!“ Zudem verbrauche das Auto beim Parken zu viel Platz. „Platz, der uns allen fehlt.“
Zum Schluss drohten die unbekannten Verfasser*innen den Autobesitzer*innen, die Luft erneut abzulassen und rieten ihnen, ihre Fahrzeuge lieber gar nicht mehr auf der Straße zu parken.
Ähnliche Aktion zeitgleich in München
Im selben Zeitraum, also ab dem 9. Dezember, haben Klimaaktivist*innen nach eigenen Angaben die Reifenluft an SUVs in München abgelassen. Hierzu haben Unbekannte ein Bekennerschreiben auf einer von der linksradikalen Szene genutzten Online-Plattform hochgeladen. Die Polizei habe die Vorfälle vorerst nicht bestätigt, heißt es in der Münchner Abendzeitung.
„SUVs in München nehmen weiterhin zu viel Raum in der Stadt ein, stinken und heizen das Klima an. Um das zu kritisieren, wurden vergangene Nacht aus zahlreichen Dreckschleudern erneut die Luft abgelassen“, begründen die Aktivist*innen das Luftablassen. Auch sie hätten – wie in Leipzig – „Warnzettel an den Luxuskarossen hinterlassen“. Ein Foto zeigt einen solchen Zettel auf der Windschutzscheibe eines Audis.
Wie bereits in früheren Aktionen ist in dem Münchner Bekennerschreiben die Rede davon, dass der „Krampus“ umgegangen sei, um „die Unartigen zurechtzuweisen“. Der Krampus ist eine Sagengestalt, die das böse Pendant zum Nikolaus darstellt. Während der Nikolaus die artigen Kinder beschenkt, bestraft der Krampus die bösen Kinder. Diese Erzählung ist unter anderem im südlichen Bayern verbreitet.
„Der Krampus legt sich seit ein paar Jahren mit den übergroßen, platzraubenden und ‚sportlichen‘ Autos egoistischer und wohlhabender Menschen an“, heißt es weiter im Bekennerschreiben aus München. „Durch ihren ausufernden Lebensstil emittieren die reichsten 10 % überdurchschnittlich viel CO₂ und leben so auf Kosten unserer Kinder.“
Weil der Nikolaus seit jeher als Anwalt der Armen und Rechtlosen gelte, seien die Autos der „normalen Bevölkerung“ trotz Klimaerhitzung verschont geblieben. „Dieses Jahr trifft es die Reichen, die ihr Recht auf hoch emittierende Luxusgüter scheinbar über die Lebensgrundlagen von Menschen stellen.“
Es gibt 2 Kommentare
Da haben sie Muffensausen.
In der Eisenbahnstrasse stehen viele schwarze CO2-Schleudern rum, die gern Luft lassen würden, nur Mut.