Die humanitäre Katastrophe in Gaza wird von Tag zu Tag schlimmer. Mahmoud Abu-Khater ist deutscher Arzt im Al-Aqsa Krankenhaus in Deir el-Balah im Zentrum des Gazastreifens. Seitdem Israel seine Offensive fast auf das gesamte Gebiet des Gaza-Streifens ausgeweitet hat, hat sich die Lage dort weiter verschärft. Seit dem letzten Interview mit der Leipziger Zeitung (LZ) hat sich die Situation dramatisch verschlimmert.

„Wir sind leider hier im Gazastreifen und können bis jetzt nicht ausreisen“, so Abu-Khater in einer Videobotschaft mit seiner Familie. „Das ist wirklich ein großes Problem. Wir bitten hiermit die deutsche Regierung, dass sie uns schnellstmöglich aus dem Gazastreifen heraus lässt.“

Es gebe kein Essen und Trinken, schreibt Mahmoud Abu-Khater in spärlichen Whatsapp-Nachrichten an die Leipziger Zeitung (LZ). Man sei weder Fatah noch Hamas, man wolle bloß ausreisen. „Wir müssen raus“ und „Es reicht“ lauten die kurzen Nachrichten. Mittlerweile startete eine Bekannte von Abu-Khater sogar ein Crowdfunding, um die Flugkosten zu finanzieren, falls eine Ausreise möglich werden sollte.

Auswärtiges Amt könne nichts tun

Auf Anfrage der Leipziger Zeitung (LZ) antwortet das Auswärtige Amt, dass derzeit auf der Krisenvorsorgeliste ELEFAND eine niedrige zweistellige Anzahl deutscher Staatsangehörige*r zuzüglich ihrer Familienangehörigen aus Gaza ausreisen wolle. Mehr als 700 Deutsche und Familienangehörige seien bereits ausgereist. Einer Ausreise deutscher Staatsbürger*innen aus Gaza müssten allerdings auch israelische und ägyptische Behörden zustimmen.

Das Auswärtige Amt schreibt: „Für Fälle, in denen deutschen Staatsangehörigen seitens der israelischen Behörden die Ausreise verweigert wird, setzen wir wiederholt auf verschiedenen Wegen ein – auch politisch hochrangig. Zudem steht unsere Vertretung Ramallah mit den betreffenden Personen in Kontakt.

Grundsätzlich gilt, dass seitens der israelischen Behörden die konkreten Gründe für Ablehnungen von Ausreisen nicht mitgeteilt werden – lediglich die Ausreiseablehnung selbst. Darüber, dass eine Ausreiseablehnung besteht, informiert unsere Auslandsvertretung in Ramallah die betroffenen deutschen Staatsangehörigen, sodass die Betroffenen hinsichtlich der anderen, genehmigten Familienangehörigen eine informierte Entscheidung treffen können.“

Katastrophale Situation im Gazastreifen

Über die Situation im Al-Aqsa-Krankenhaus berichtete Katrin Claeys von Medecins sans frontières (dt. Ärzte ohne Grenzen) am 4. Dezember: „Wir hören Tag und Nacht die Bomben um uns herum. In den letzten 48 Stunden kamen über 100 Tote und 400 Verletzte in der Notaufnahme des Al-Aqsa-Krankenhauses an. Einige Patient*innen mussten sofort operiert werden.“

Original: „We hear bombing around us, day and night. In the last 48 hours, over 100 dead and over 400 injured people arrived at the emergency room of Al-Aqsa hospital. Some patients were taken in for surgery right away.“

Nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten sind mindestens 1,7 Millionen Menschen im Gazastreifen auf der Flucht. Bis zum 11. Dezember 2023 wurden nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen mehr als 18.000 Palästinenser*innen, darunter über 8.000 Kinder, getötet. Die UN warnte vor einem Genozid an den Palästinenser*innen.

Nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober hatte Israel eine Offensive auf den Gaza-Streifen gestartet, die bis zum heutigen Tag andauert. Noch immer sind nicht alle Geiseln, die die Hamas bei ihrem Angriff nahm, frei.

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