Das Silvester im letzten Jahr war für bekennende Skandal-Medien wie die LZ ja eine einzige Enttäuschung. In einem aufwendigen Auswahlverfahren hatten wir extra die kampferprobtesten Leute ermittelt. Diese sollten – mit schusssicherer Weste und Integralhelm ausgestattet – dann raus auf die gefährlichsten Straßen der Stadt, um uns live aus dem Auge des Zyklon exklusives Material der wildesten Raufereien, von obszönen Wortgefechten und ordentlich Krawummmmm zu liefern.
Doch wie lautete das ernüchternde Fazit dieser Frechdachse: „Alle drei LZ-Reporter/-innen berichteten den gesamten Abend von einer eher friedlichen Stimmung, die große Eskalation blieb aus.“ Da frage ich mich doch: WIE!? SOLL!? MAN!? DENN!? DA!? QUOOOOOOOOTE MACHEEEEEEEN!???!?!?!?
Während es in Leipzig beim letzten Jahreswechsel – der Festivität entsprechend – also halbwegs glimpflich ablief, traf am nächsten Tag aus dem Landkreis aber eine wirklich sehr traurige Nachricht ein:
In der Gemeinde Otterwisch hatte ein 17-Jähriger am Silvesterabend gegen 21 Uhr auf einem Feld mit Pyrotechnik hantiert. Diese – laut Polizei wohl nicht zugelassen – verletzte ihn so schwer, dass der Junge trotz intensivmedizinischer Behandlung in einem Krankenhaus in Leipzig verstarb.
Daher unsere Bitte an alle Silvester-Partypeople da draußen: Bleibt aufmerksam, nehmt Rücksicht, helft einander, wenn nötig. Und kommt alle froh und munter ins neue Jahr! Hat das Party-Hütchen schon fest auf den Kopf getackert: Der LZ-Silvester-Ticker.
Connewitzer Kreuz sturmfest gemacht
Wie zum Schutze vor einer heraufziehenden Unwetter-Katastrophe, sind im Vorfeld rund ums Connewitzer Kreuz zahlreiche Sicherungsmaßnahmen durchgeführt worden. Denn: Bekanntlich kann es hier zum Jahreswechsel schon mal etwas lebhafter zugehen.
Die großflächigen Glasscheiben der Haltestellenhäuschen wurden sogar ausgebaut und in Sicherheit gebracht. Um die elektronischen Fahrplandisplays wurden dicke Holzplatten gezurrt, auch die Werbeanzeiger mit hohem Glasanteil wurden mit schützendem Holz verschraubt. Zudem sind Halteverbotsbereiche eingerichtet worden.
In all diese Endzeitstimmung hinein waren mahnende Worte geklebt. Worte, die auf die Tiere aufmerksam machen wollen, die unter dieser ganzen Silvesterknallerei am meisten zu leiden haben. Worte der Vernunft. Doch sie werden in der Raserei des Feuerwerks untergehen.
Diese 5 verblüffenden Silvesterfakten wirst du gar nicht glauben wollen. Bei Punkt 4 bleibt dir der Mund offen stehen
1. Ausgerechnet am 31. Dezember wird Silvester gefeiert, gerade mal noch rechtzeitig vorm neuen Jahr. Hätte man ja auch irgendwie besser organisieren können.
2. Hat schon mal irgendjemand beim Bleigießen einen Gegenstand auf die Reihe gekriegt, der tatsächlich in der mitgelieferten Liste aufgeführt war? NEIN! Aber das wollen die da oben ja auch gar nicht, wacht bitte endlich mal auf!!!1!12!!7
3. Geldscheine zu verbrennen tut gar nicht weh, wenn es dabei nur bunt funkelt und ordentlich kracht. Käpt’n Iglu empfielt übrigens Boot statt Böller.
4. Mund auf – Augen zu!
5. Ach Schade, so kannst du ja Punkt 5 gar nicht mehr lesen …
Knast-Demo am Kreisverkehr
An „Silvester zum Knast“ zog es am frühen Abend etwa 70 Personen. Mehrere linke Gruppierungen hatten für 17 Uhr zum Protest vor der JVA Leinestraße aufgerufen. Unter dem Motto „Kriminell ist das System! Unsere Solidarität gegen ihre Repression“ protestierten sie am Kreisverkehr für „Freiheit für alle politischen Gefangenen!“ sowie „Freiheit für alle sozialen Gefangenen!“.
Zwei Stunden lang gab es entsprechende Redebeiträge und auch Musik. Als alles schon gelaufen schien, kam noch bissl Action ins Spiel: Die verbliebenen Demonstrierenden begaben sich zum Eingang der JVA, zündeten Pyro und skandierten Sprechchöre. Freigelassen worden ist dann wohl aber trotzdem niemand …
22:15 Uhr – Zugriff an der Eisenbahnstraße
Im Leipziger Osten rumpelt es in Sachen Feuerwerk bereits heftig. Entlang der Eisenbahnstraße ziehen nach Beobachtungen unseres LZ-Reporters mehrere Dutzend Jugendliche in Gruppen umher und lassen es ordentlich krachen.
Die Polizei versucht, hier und da der Leute mit den lautesten Böllern habhaft zu werden. Einen Zugriff hat unser Reporter im Bild dokumentiert. Insgesamt ist die Polizei rund um die „Eisi“ schwer präsent – quasi jede Seitenstraße ist gesichert.
„The same procedure as last year?“
Blumenvase hoch, wer heute alles schon „Dinner for one“ geguckt hat! Seit 80 Jahren flimmert der Schwarzweiß-Schinken nun schon über die Bildschirme. Jubiläum! Nur noch zehn Jahre, dann hat der 90. Geburtstag 90. Geburtstag.
Insgesamt 16 Mal gab bzw. gibt es heute die Gelegenheit, Butler James über den Tigerkopf stolpern zu sehen, ihn Runde um Runde um den Tisch drehen zu sehen und ihn dabei zu beobachten, wie er Sherry, Weißwein, Champagner, Portwein – und Blumenwasser – in sich hineinkippt.
Apropos: In Schweden durfte der Sketch die ersten sechs Jahre lang nicht ausgestrahlt werden. Grund: Die viele Sauferei! Ganz mein Schweden-Humor 🙂
23 Uhr – Polizeirevier Dimitroffstraße
Am Polizeirevier Leipzig-Zentrum, in der Dimitroffstraße, haben die Ordnungshüter derweil noch ein paar durchsetzungsstarke Fahrzeuge abgestellt.
23:30 Uhr – Augustusplatz bereit zum Abheben
Traditionell jede Menge Krawumm und Zisch gibt es zum Jahreswechsel auch im Herzen der Stadt – am Augustusplatz. Unsere LZ-Reporterin vermeldet rappelvolle Bude und das ein oder andere Feuerwerksprodukt wird ebenfalls bereits getestet. Aber noch steht alles ehrfürchtig um den Platz herum, wohl in gespannter Erwartung, was sich in wenigen Minuten hier in dessen Mitte abspielen wird.
23:50 – Laut am Connewitzer Kreuz
Telegramm vom Connewitzer Kreuz: +++ Es ist laut +++ Sonst ganz viele Böller +++ Zwei Feuer (Mülltonnen) +++
Das war knapp: Neujahr gewinnt!
Wir unterbrechen kurz für eine wichtige Meldung vom Sport, denn da scheint sich ja etwas ganz Entscheidendes anzubahnen auf dem grünen Rasen: Ohhh ja, es sind nur noch wenige Sekunden zu spielen, hier in der Dreiundzwanzig-Arena. Und keinen, wirklich keinen, hält es mehr auf dem Sitzen!
Winter, nach innen geflankt! Schneeball! Abgewehrt! Aus dem Hintergrund müsste das neue Jahr schießen – es schießt – und: Prooooooooost, Prooooooooost, Prooooooooooooooooooooooooooooosit Neujaaaaaaaaaaahr!
Nach kräftezehrenden 365 Spieltagen konnte das neue Jahr dieses stets packende Duell schlussendlich doch hauchdünn mit 2023:2024 für sich entscheiden. Wir gratulieren und wünschen allen da draußen nur das Beste!
0:00 Uhr – Feuerwerk am Augustusplatz
Und dann bricht es endlich los, das große Feuerwerk auf dem Augustusplatz. Autos, die gerade den Ring entlang fuhren, blieben spontan stehen, deren Insassen stiegen aus und schauten dem Spektakel fasziniert zu.
0:00 – Geschehen am Connewitzer Kreuz
Unsere Reporter vor Ort schätzen etwa 2.000 bis 3.000 Menschen, die den Jahreswechsel am Connewitzer Kreuz feiern. Das neue Jahr begann hier krachend, aber bisher recht geschmeidig. Insgesamt sehr viel Pyro bleibt zu vermerken – und manche beschießen sich auch gegenseitig damit. Ein größeres Feuer war auf der Kreuzung entstanden, doch ansonsten steht der Stresspegel im grasgrünen Bereich.
0:45 Uhr – Tiefenentspannte „Eisi“
Hier eine spannende Szene kurz nach Mitternacht von der Eisenbahnstraße:
Krass! Aber ansonsten vermeldet unsere flitzende Reporterin nur einzelne Raketen, Böller und jede Menge Böllerpapier auf der Straße. Hier und da rennen plötzlich Polizisten los, kehren aber mittendrin wieder um.
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren sind diesmal recht wenige Menschen noch auf der Straße zu sehen. An der Hauptkreuzung zur Herrmann-Liebmann-Straße tummeln sich wohl so um die 100 Personen.
1:00 Uhr – Die Legende vom Einkaufswagen lebt
Irgendwie ist es ja die Silvesterfrage schlechthin: Wann ist Einkaufswagen-Zeit am Connewitzer Kreuz? Die Antwort: jetzt! Heißes Foto:
1:10 Uhr – Action auf dem Ring!
Also wem das diesmal bisher wieder zu wenig Action war, für den haben wir hier noch ein besonderes Schmankerl. Unserer Reporterin gelang ein Bild davon, was sich erst vor wenigen Minuten auf dem Innenstadtring zwischen Rathaus und Leuschner-Platz zutrug:
1:30 – Eisenbahnstraße – Markenrechte in Gefahr
Gerade mal eine halbe Stunde ist es her, dass ich über die Einkaufswagen-Legende vom Connewitzer Kreuz berichtete. Alles gut uns schön. Aber was musste unsere Reporterin in einer so unscheinbar daherkommenden Seitenstraße der Eisenbahnstraße entdecken!?
Schamlose Produktpiraterie! Und dann auch noch schlecht umgesetzt. Egal, im neuen Jahr wollte ich mich ja nicht mehr aufregen.
1:40 – Polizei rückt am Connewitzer Kreuz an
Wird es am Kreuz nun doch noch hässlich? Unser Reporter vor Ort meldet die Ankunft der Polizei, die bislang quasi unsichtbar gewesen war. In Begleitung hat sie auch einen Wasserwerfer. Wir bleiben dran.
2:20 – Ordnung und Sauberkeit
Sinn der polizeilichen Aktion war es ganz offensichtlich, mit großer Präsenz durch die Connewitzer Straßen zu marschieren und dabei brennende Gegenstände mit Hilfe des Wasserwerfers zu löschen und gegebenenfalls mit dem ebenfalls präsenten Räumpanzer aus dem Weg zu schieben.
Das schien ohne Zwischenfälle verlaufen zu sein. Inzwischen tun am Connewitzer Kreuz die Stadtreinigung und die Verkehrsaufsicht ihren Dienst – im Schutze der Polizei. Nur noch wenige Feiernde sind vor Ort.
2:30 Uhr – Der Liveticker sagt: Gute Nacht!
Die gute Nachricht: Wie schon im vergangenen Jahr, war Leipzig ganz offenbar auch diesmal im entspannten Feiermodus. Hässliche Szenen blieben uns allen auch diesmal erspart.
Die schlechte Nachricht: Morgen sammle ich die schusssicheren Westen und Integralhelme unserer Außenreporter/-innen endgültig ein und stelle sie bei Ebay rein.
Gute Nacht Leipzig, macht das Beste aus dem neuen Jahr!
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