Anlässlich des 85. Jahrestags der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde auch in Leipzig der Opfer der Shoah gedacht. Im Rahmen der Aktion „Mahnwache und Stolpersteine Putzen“ des Erich-Zeigner-Haus e.V. konnten Gruppen und Einzelpersonen Putzpatenschaften für Stolpersteine übernehmen. Schon einige Tage vor dem 9. November meldete das Erich-Zeigner-Haus, alle Stolpersteine in Leipzig hätten Putzpat*innen gefunden.
Am Ort der ehemaligen Synagoge in der Gottschedstraße nahmen rund 300 Personen an der städtischen Gedenkveranstaltung teil. In einer Rede erinnerte Oberbürgermeister Burkhard Jung an die getöteten Jüdinnen und Juden. Jung bezog sich auch auf aktuelle Entwicklungen im Krieg zwischen Israel und Gaza und erinnerte an die von der Hamas getöteten Israelis. Seit Beginn der aktuellen Kampfhandlungen im Oktober wurden schätzungsweise rund 1.400 israelische und 10.000 palästinensische Zivilist*innen getötet.
„Die entsetzlichen Verbrechen Deutschlands, der Genozid an den europäischen Jüdinnen und Juden, für die heute die Wannsee-Konferenz im Jahr 1942, das Vernichtungslager Auschwitz oder Buchenwald stehen, begründen, warum wir fest an der Seite Israels stehen und dies auch bekennen“, so Jung.
Auch Deborah Lipstadt, Sonderbeauftragte der USA für die Überwachung und Bekämpfung von Antisemitismus, Küf Kaufmann, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig und Caroline Lewkowitz, Projektleiterin der Gedenkaktion „Mahnwache und Stolpersteine Putzen“, hielten Ansprachen.
Im Rahmen der Reihe „Gelesen – Verbrannt – Wiedergelesen“ fand eine Lesung in der Bibliothek Plagwitz statt. Auch in anderen Bibliotheken wurde zu thematischen Lesungen eingeladen.
Der 9. November 1938: Reichspogromnacht
Vom 7. bis zum 13. November fanden die sogenannten Novemberpogrome in Deutschland statt. Am 9. November wurden in ganz Deutschland mehrere hundert Jüdinnen und Juden von den Nationalsozialisten ermordet sowie jüdische Friedhöfe und Wohnungen gestürmt. Mehr als 7.500 Geschäfte von Jüdinnen und Juden fielen der Zerstörung anheim. Rund 1.400 Gebetsstuben und Synagogen wurden in Brand gesetzt.
In Leipzig wurde die Synagoge, die sich an der Ecke Gottsched-/Zentralstraße befand, in Brand gesteckt. In einer Sonderaktion verhaftete die Gestapo rund 500 Juden. 100 Jüdinnen und Juden wurden umgebracht.
Der Tag gilt als Auftakt der Shoah und der Deportation und Ermordung von Millionen Jüdinnen und Juden in Konzentrationslagern.
AfD war zu städtischem Gedenken eingeladen
Zu dem Gedenken der Stadt waren alle Stadtratsfraktionen eingeladen, darunter auch die AfD. Dies sei nach Informationen der Leipziger Zeitung (LZ) bereits in den letzten Jahren schon der Fall gewesen, bestätigte auch das Referat Kommunikation er Stadt.
Mit einer Kundgebung am Rand des Gedenkens kritisierten die Omas gegen Rechts die Einladung. „Kein Gedenken mit der AfD“ hieß es auf ihrem Transparent.
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