Vier Kundgebungen und Demonstrationen fanden in Leipzig zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen statt. Auch das Gewaltschutzbündnis für Leipzig, ein Bündnis aus Beratungsstellen bei häuslicher und sexualisierter Gewalt, Frauenhäusern und feministischen Initiativen, veranstaltete ein feministisches Straßenfest im Leipziger Osten – und als es dunkel wurde, zog eine Demonstration unter dem dem Motto „Take back the night“ (Dt.: Wir nehmen uns die Nacht zurück), an der rund 500 Personen teilnahmen, in Richtung Leipziger Innenstadt.
„Wir fordern, dass endlich anerkannt wird, dass geschlechtsspezifische Gewalt das Thema innerer Sicherheit ist“, so eine Mitarbeiterin von Frauen für Frauen und Teil des Gewaltschutzbündnisses. „Insbesondere in Leipzig bedeutet das momentan, dass Verantwortung übernommen werden muss für mehrere hundert Menschen, die gerade weder eine Beratung, noch einen Frauenschutzplatz bekommen können. Die Situation ist dramatisch und absolut untragbar. Seit einem Jahr sind Politik und Verwaltung darüber informiert und es tut sich nichts Spürbares.“
Bereits im Juli hatte das Gewaltschutz-Bündnis eine Kundgebung auf dem Burgplatz veranstaltet, um auf die konstante Überlastung von Beratungsstellen und Frauenhäusern hinzuweisen und mehr Kapazitäten im Gewaltschutz in Leipzig zu fordern. Der Mangel und die dauerhafte Überlastung haben zur Folge, dass bis Ende des Jahres voraussichtlich 1.100 Personen in Leipzig, die Hilfe und Schutz vor häuslicher Gewalt suchen, diese nicht erhalten werden.
Linke und Grüne haben nun einen Antrag für den Ausbau der Gewaltschutzarbeit in Planung. Der Verwaltungsstandpunkt des Sozialamts zum Antrag zog jedoch nur eine minimale Aufstockung der Kapazitäten in Betracht.
Bis zum 25. November 2023 wurden in Deutschland in diesem Jahr 99 Frauen Opfer eines Feminizids.
Demonstrationen von „Revolutionären Frauen“, DGB und weiteren Gruppen
Knapp 400 Personen nahmen an einer Demonstration der „Revolutionären Frauen Leipzig“ teil, unter dem Motto „Patriarchat zerschlagen“. Die Demonstration startete am frühen Nachmittag auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Die „Revolutionären Frauen“ forderten in den Sozialen Medien unter anderem mehr Geld für Frauenhäuser, die Streichung des §218 StGB, der Abtreibungen strafbar macht und kostenlose Verhütungsmittel.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Region-Leipzig-Nordsachsen veranstaltete eine Kundgebung vor dem Liebknecht-Haus in der Leipziger Südvorstadt. Sie forderten die Umsetzung des Abkommens der International Labour Organization (ILO) „Gegen sexuelle Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz“.
„Gewalt gegen Frauen ist kein Randphänomen und auch keine Privatsache“, so Manuela Grimm, Geschäftsführerin der DGB Region Leipzig-Nordsachsen in einer Pressemitteilung.
Auch ein Bündnis aus mehreren linken Gruppen, darunter „Zora“, das „Frauenkollektiv Leipzig“ und „Young Struggle“ liefen am frühen Nachmittag mit einer Demonstration vom Willy-Brand- zum Wilhelm-Leuschner-Platz. „Unsere Trauer wird zu Wut! Kämpft und wehrt euch!“, lautete ihr Motto. Sie forderten außerdem in den Sozialen Medien Freiheit für alle politischen Gefangenen in der Türkei. Rund 70 Personen nahmen an der Demonstration teil.
Dass die Gruppen jeweils separate Demonstrationen organisierten, lässt sich maßgeblich auf politische Differenzen zurückführen, beispielsweise bei den Themen Trans*feindlichkeit oder dem Krieg in Nahost.
Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen
Historisch geht der Tag auf die Verschleppung und Ermordung der Schwestern Mirabal zurück, Mitglieder des Movimiento Revolucionario 14 de Junio in der Dominikanischen Republik. 1960 wurden die beiden nach mehrere Verhaftungen durch das Regime des Diktators Rafael Trujillo verschleppt und ermordet. Bei einem Treffen lateinamerikanischer und karibischer Feminist*innen riefen sie den 25. November im Jahr 1981 zum Gedenktag der Opfer von Gewalt an Frauen aus.
Seit 1981 organisieren auch Menschenrechtsorganisationen, wie beispielsweise „Terre des Femmes“, jedes Jahr am 25. November Veranstaltungen, um auf die Einhaltung der Menschenrechte von Frauen und Mädchen hinzuweisen. An dem, aufgrund einer UN-Kampagne auch „Orange Day“ genannten, Tag soll auf die Umsetzung der Istanbul-Konvention hingewiesen werden, sowie Themen wie Sexarbeit, häusliche und sexualisierte Gewalt oder auch das Recht auf Abtreibung thematisiert werden. Der Tag ist damit für viele feministische Strömungen ein wichtiges Ereignis. Die Rechte von queeren Personen wurden in den letzten Jahren an diesem Tag immer sichtbarer vertreten.
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Es gibt 3 Kommentare
Guten Tag Herr Freitag,
Ich habe diesen Thread nur “missbraucht” (wenn man’s unbedingt so nennen will), da Herr Allisat sich scheinbar dem Diskurs verweigert. Im Übrigen macht er dies immer noch, weil Sie meinen, jetzt für ihn antworten zu müssen, aus welchen Gründen auch immer.
Ob Sie jetzt denken, dass mich Gewalt an Frauen nicht interessiert, ist mir relativ egal. Im Übrigen ist dies nicht der Fall, dazu habe ich mir schon viele Gedanken gemacht.
Die Sache mit der Palästinaflagge die bei der Frauendemo aufgetaucht ist, obwohl sie nicht erwünscht war, ist übrigens eine Tatsache. Auch Herr Allisat beschreibt ja selbst, dass der Nahostkonflikt u.a. auch dazu geführt hat, dass sich 4 Demo-Gruppen bildeten. Insofern lassen sich Themen nicht mehr so leicht trennen.
Sei’s drum. Dann sprechen Sie doch mal redaktionsintern drüber, wie eine Diskussion in der LZ möglich ist und nicht einfach verunmöglicht wird.
Und Herr Allisat darf sich ruhig auch äußern.
Es spricht nicht für die LZ so zu agieren, bzw. etwas beleidigt zu reagieren, wenn eine sachliche Kritik geäußert wird.
Und Sätze wie …
“Ironischerweise beim Thema “Patriarchat” scheint Sie Gewalt gegen Frauen nicht zu interessieren – diese wiederum finden Sie wohl gut?” …
na ja, ich hätte eigentlich Argumentation erwartet und nicht so etwas …
Lieber “Der Michel”:
Was Sie hier tun, ist nichts anderes, als das eigentliche Thema des Tages und des Beitrages (Gewalt gegen Frauen) beiseitezuschieben, um als Mann Ihr Thema zu spielen (Hamas/Israel, LZ-Bashing, Linke, AfD usw.). Ironischerweise beim Thema “Patriarchat” scheint Sie Gewalt gegen Frauen nicht zu interessieren – diese wiederum finden Sie wohl gut? Na dann …. (mal als Beispiel Ihrer Unterstellungen gegenüber unserem Autor)
Bleiben Sie doch einfach demnächst bei den Themen, die im Artikel eine wirkliche Rolle spielen. Oder unterlassen Sie es mindestens, Autor/-innen etwas zu unterstellen, um darauf aufbauend Ihre Meinung zu Ihren Themen ausrollen zu können.
Schaffen Sie das? Wir werden sehen.
Zitat:
“Dass die Gruppen jeweils separate Demonstrationen organisierten, lässt sich maßgeblich auf politische Differenzen zurückführen, beispielsweise bei den Themen Trans*feindlichkeit oder dem Krieg in Nahost.”
Als interessante Zusatzinformation zu diesem Satz im Artikel sei aber auch erwähnt, dass – trotz vorheriger Absprache – bei einer der erwähnten vier Demonstrationen eine palästinensische Fahne mitgeführt wurde, obwohl die Organisatorinnen dies ausdrücklich nicht wünschten. Der Terror der Hamas und die extrem harte Reaktion der Israelis spaltet die Linke zum Teil extrem. Bei dieser Demonstration gab es deshalb Streit.
Sie, Herr Allisat, scheinen große Schwierigkeiten zu haben, eine gewisse journalistische Objektivität bei diesem, zugegeben extrem schwierigen Thema zu bewahren. Dieser Verdacht drängt sich mir auf, weil Sie Ihre eigene Positionierung für die palästinensische Sache (oder was man dafür halten kann) mehr als deutlich durchscheinen lassen. Das ist einerseits Ihr gutes Recht, da die L-IZ kein Medium ist, das ein breites Meinungsspektrum abbilden muss, andererseits war es noch nie Stil der LZ, Kommentare gänzlich zu unterbinden, indem man die Kommentarfunktion unter bestimmten Artikeln deaktiviert.
Aber: Soll die LZ nur noch den Teil des linken Spektrums bedienen, der die palästinensische Sache vorbehaltlos unterstützt, egal welche grausamen Massaker die Hamas begeht, oder schafft sie es, unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema abzubilden bzw. zuzulassen? Gibt es einen Wettwerb im linken Spektrum, wie man das Absinken in die politische Bedeutungslosigkeit selbst noch etwas beschleunigen könnte? Eine Erosion von außen und von innen sozusagen.
Vielleicht erklären Sie den Lesern wenigstens hier in der Kommentarspalte, warum Ihr Artikel vom 18.11., “„Es braucht endlich Frieden“: Im Gespräch mit einem Arzt aus Gaza”, immer noch nicht kommentiert werden darf.
Wenn Sie dies beibehalten, setzen Sie sich dem Verdacht aus, einen Diskurs vermeiden zu wollen oder – noch schlimmer – keine andere Meinung zuzulassen.
Gut, Sie merken schon an der Art meiner Fragestellung, dass hier auch meine persönliche Einstellung ersichtlich ist. Ich möchte noch weitere Fragen stellen, um es klarer herauszuarbeiten:
Können Sie sich vorstellen, dass das klassische Gut-Böse-Schema bei diesem Thema hier einfach nicht angesagt ist? Ich, für meinen Teil, kann es verstehen, dass die Israelis auf diese äußerste Brutalität der Hamas militärisch reaktiert / reagieren muss und andererseits bin ich nicht blauäugig, wenn ich betrachte, mit welcher Brutalität z. B. ultraorthodoxe Siedler im Westjordanland machen was sie wollen (bis hin zu Morden) und jeglichen Friedensprozess seit Jahren torpedieren. Gegen Letztere ist AfD/NPD & Co. noch ein harmloser Kindergartenverein. Ist die Linke zu differenzierten Betrachtungen in der Lage, oder muss es das altbewährte Freund-Feind-Schema sein, das die Probleme unserer Zeit niemals lösen kann und wird, weil die Welt viel zu komplex ist?
Wie wollen Sie antworten? Sollen wir den Diskurs einfach hierhin verlegen? Oder wollen Sie dafür sorgen, dass dieser Kommentar gelöscht wird? Wie sehen es andere, die hier mitlesen?
Oder wollen Sie die Vogel-Strauß-Taktik anwenden und meine Fragen aussitzen?