Immer mehr Menschen in deutschen Großstädten wünschen sich grüne Rückzugsorte und träumen auch vom eigenen Obst- und Gemüse-Anbau nach ökologischen Maßstäben. Der BUND Leipzig weist darauf hin, dass es in der sächsischen Metropole mittlerweile mehrere Initiativen für Urban Gardening gibt. Doch was verbirgt sich hinter dem neudeutschen Begriff und wie trägt Urban Gardening zu einem grüneren Leipzig bei? In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie urbane Gärten anlegen können, welche Pflanzen geeignet sind und wie sich damit die Gemeinschaft unter den Leipzigern fördern lässt.
Was ist Urban Gardening?
Unter Urban Gardening versteht man privates bzw. gemeinschaftliches Gärtnern auf dem eigenen Balkon oder auf kleinen, häufig vernachlässigten Grünflächen mitten in der Stadt. Wer Urban Gardening betreibt, hat in der Regel den Wunsch, sich selbst mit Obst, Kräutern und Gemüse zu versorgen und dabei möglichst umweltschonend anzubauen. Grüne Biotope inmitten trister Betonwüsten können Städten wie Leipzig ein besseres Mikroklima verleihen und sie ein wenig schöner machen.
Woher Urban Gardening genau kommt, ist nicht näher bekannt. Manche Quellen nennen Kuba als Entstehungsort: Im Jahr 1989, nach dem Lieferstopp von Erdöl aus der Sowjetunion, musste der kommunistische Inselstaat auf nicht-fossile Rohstoffe umstellen.
Dabei half die urbane Landwirtschaft den Kubanern beim Überleben. Heutzutage verbreitet sich Urban Gardening als Antwort auf den Klimawandel sowie auf vitaminarme, überteuerte Obst- und Gemüsesorten aus dem Supermarkt. Das Bewusstsein für gesunde Ernährung ist gestiegen, ebenso das Verständnis für die Herkunft von Nahrungsmitteln.
Echte Vorteile von Urban Gardening für uns Leipziger
In Leipzig liegt Urban Gardening schon seit einigen Jahren im Trend und spätestens seit der Corona-Krise hat städtisches Gärtnern noch mehr an Bedeutung gewonnen. Da immer mehr Berufstätige im Homeoffice arbeiten, hat der Wunsch nach Selbstversorgung bei den Leipzigern eine wachsende Anhängerschaft gefunden. Patricia Steinborn vom Zentralverband Gartenbau erklärte 2021 in einem Interview mit Businessinsider.de: „Die Menschen sind mehr zu Hause und beschäftigen sich intensiver mit ihrer Ernährung.“
Wer Urban Gardening praktiziert, kann sich in Leipzig den Gang zum nächsten Supermarkt sparen. In Großstädten sind die Wege meist länger als in kleineren Gemeinden. Neben der Zeitersparnis reduzieren Sie aber ebenfalls Ihren CO₂-Ausstoß, wenn Sie pflanzliche Lebensmittel auf dem heimischen Balkon ernten.
Sofern Sie sich an einem Gemeinschaftsgarten außerhalb Ihrer Wohnung beteiligen, kommen Sie automatisch mit Gleichgesinnten in Kontakt: Leipziger, deren Herzen für eine gesundheits- und umweltbewusste Lebensweise schlägt, können sich beim Gärtnern vernetzen und zusammen Veranstaltungen organisieren.
Jetzt selbst mit Urban Gardening starten
Ehe Sie mit Urban Gardening in Ihrer Heimatstadt beginnen, sollten Sie sich folgende Fragen stellen:
Bietet der Balkon oder die Terrasse meiner Stadtwohnung genügend Platz für den Obst- und Gemüse-Anbau? Wenn ja, begünstigt die Sonneneinstrahlung das Pflanzenwachstum?
Ist es mir wichtig, meine Leidenschaft fürs Gärtnern mit anderen Leipzigern gemeinschaftlich auszuleben?
Pflanzen sind abhängig vom Sonnenlicht und wachsen in Richtung der Lichtquelle. Sollte sich Ihre Wohnung in einem dunklen Hinterhof befinden, mag es die sinnvollere Alternative sein, einem Leipziger Gemeinschaftsgarten beizutreten.
Sobald Sie die passende Antwort gefunden haben, benötigen Sie Werkzeuge und Materialien für den Start. Anzuchttöpfe, Pflanzkästen und Tomatenkübel sind die Basis, um städtischen Lebensraum in eine grüne Oase zu verwandeln. Außerdem brauchen Sie Saatgut, Erde und Gärtnerwerkzeuge wie Schippe und Harke. Wer sich zum ersten Mal in seinem Leben mit Urban Gardening befasst, sollte sich zunächst Grundkenntnisse der Pflanzenpflege aneignen. Einen guten Einstieg in die Thematik gewährt Ihnen dazu der BAUHAUS-Ratgeber über „Urban Gardening“.
Welche Herausforderungen bringt Urban Gardening mit sich?
Der Traum vom Kleingarten mitten in Leipzig kann Sie mit Herausforderungen konfrontieren. Gemüsepflanzen auf dem Balkon ziehen nämlich Schädlinge wie Blattläuse an. Auf dem YouTube-Kanal Gemüse-Balkon bekommen Sie wertvolle Tipps, um sie ohne Einsatz chemischer Mittel zu bekämpfen. Bekannte Hausmittel sind schwarzer Tee, Neem-Öl und Knoblauch-Sud, mit denen die Pflanzen besprüht werden können. Darüber hinaus ist es ratsam, Blumen für Nützlinge wie Marienkäfer anzupflanzen oder ein Insektenhotel einzurichten.
Als Nächstes stellt sich die Frage nach der Himmelsrichtung beim Urban Gardening. Fehlendes Sonnenlicht beeinträchtigt den Pflanzenwuchs. Und wenn Sie auf einer öffentlichen Fläche in Leipzig gärtnern wollen, sind Sie verpflichtet, als Erstes die Genehmigung beim zuständigen Grünflächenamt einzuholen.
Tipps für den Anbau von Pflanzen in Leipzig
In Leipziger Dachgärten, auf Balkonen und Terrassen ist es möglich, klassische Obstbäume und Beerensträucher zu züchten. Falls Sie sich beim Urban Gardening für einen Apfelbaum entscheiden, achten Sie unbedingt auf die richtige Topfgröße.
Der Wurzelballen braucht viel Platz zum Wachsen. Geben Sie ihm außerdem auf einen halbwegs sonnigen, windgeschützten Platz, wo mindestens halbtags Sonneneinstrahlung herrscht. Damit die Pflanzen das ganze Jahr über Nährstoffe bekommen, mischen Sie der Erde am besten Langzeitdünger wie Hornspäne bei.
In mitteldeutschen Großstädten wie Leipzig gedeihen ebenfalls Karotten, Feldsalat, Lauch, Rettich, Brokkoli, Blumenkohl und viele weitere Kohlsorten, die einen ausgewogenen Speiseplan bereichern. Wenn Sie zusätzlich Schafgarbe, Akelei, Schlüsselblumen oder Kornblumen anpflanzen, fühlen sich auch Nützlinge in ihrem grünen Mikrokosmos wohl.
Gibt es Netzwerke und Online-Plattformen für Leipziger Gärtner?
Der BUND Leipzig betreibt im Westen der Stadt den Gemeinschaftsgarten Grünau und im Lene Voigt Park den Viele-Arten-Garten der Ortsgruppe Ost. Beide Urban Gardening Projekte heißen neue Mitglieder herzlich willkommen und laden regelmäßig zu Treffen zum gemeinsamen Gärtnern ein.
Auch in der Hähnelstraße erwartet Sie eine kunterbunte Idylle inmitten von Wohnhäusern: Der Stadtgarten H17 ist eine selbst verwaltete Grünfläche, die schon seit 2010 von Gartenliebhabern gepflegt wird. Einer der Hobbygärtner berichtet dem Online-Magazin Leipzig-Leben.de: „Wer den Garten betritt, spürt, dass wir mit Leidenschaft und Herzblut bei der Sache sind.“
Visionen für eine grünere Stadt Leipzig
Projekte wie der Stadtgarten H17 beweisen, dass jeder Leipziger einen Beitrag für eine grünere Stadt leisten kann. Schließlich handelt es sich um eine ehemalige Brachfläche, wo früher KüFa (Küche für alle) stattfand. Heute können Sie dort an Workshops und Bildungsangeboten zum Thema Pflanzenanbau teilnehmen.
Schon jetzt besteht ein Drittel von Leipzig aus Parks, Grünflächen und Auwald. Um die Metropole noch grüner zu machen, lockt das GRÜNE Quartier Leipzig mit Ausstellungen, Austausch- und Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema Nachhaltigkeit. Unabhängig davon hat die Initiative “Leipzig pflanzt” die Mission, 600.000 Bäume zu pflanzen.
Mehr zum Thema: Conservation Gardening: Wie Gärtner einen echten Beitrag zum Artenerhalt leisten können
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