Über tausend Menschen tanzten am 16. September bei der Global Space Odyssey (GSO) zu elektronischer Musik durch die Stadt. Die Tanzdemonstration ging Anfang der 2000er aus dem Global Marihuana March in Leipzig hervor und hat mittlerweile ihren festen Platz im Kalender und in den Köpfen vieler Leipziger*innen. Einmal jährlich wird die GSO von einem eigens zur Austragung gegründeten Verein veranstaltet – ein Zusammenschluss verschiedener lokaler Clubs.
Erstmals rückten die Veranstalter*innen in diesem Jahr die Klimakrise thematisch in den Fokus. Gemeinsam mit der hiesigen Klimabewegung wolle man auf die Notwendigkeit von Klima- und Artenschutz aufmerksam machen, hieß es im Aufruf. Denn: „There is no party on a dead planet!“ (dt. etwa „Auf einem toten Planeten kann man nicht feiern!“).
„Auch unsere Kinder sollen Spaß und eine Zukunft haben, sollen sich in den Clubs der Stadt tummeln, ohne die Sorge, ob am nächsten Morgen noch Wasser aus der Leitung kommt“, so die Veranstalter*innen.
Der Termin war extra noch einmal verschoben worden, sodass die GSO Rücken an Rücken mit dem „Klimastreik“ von „Fridays for Future“ am Freitag stattfand. Viele Menschen, die am Freitag an der Klimademo teilgenommen hatten, waren dann auch tatsächlich am Samstag auf der GSO zu sehen.
In den vergangenen Jahren – zumindest in den Jahren, in denen die GSO mit Blick auf die Corona-Situation überhaupt stattfinden konnte – hatte die Tanzdemo den Blick thematisch eher nach innen gerichtet, sprich die Belange der Leipziger Clubszene tanzend auf der Straße adressiert. 2022 wurden auf der GSO Freiflächen für legale Raves zu jeder Tageszeit gefordert, außerdem ging es um Rassismus bei Kontrollen an Clubeingängen und sexuelle Übergriffe auf FLINTA-Personen in der Clubszene.
Kulturpolitik goes Klimakrise
Die politischen Forderungen drehten sich in diesem Jahr hingegen um das „große Ganze“: auf den Plakaten der Lastwagen war beispielsweise „Rave for Peace“ (dt. „Für den Frieden raven“) zu lesen, und in philosophischer Art und Weise wurde gefragt: „Wie wollen wir leben?“.
Vorrangig aber wurden die Verantwortlichkeiten für die Klimakrise thematisiert. Der Verein „Rave for Peace“ etwa warnte auf einer Plane seines Lastwagens: „Our earth is on fire and the rich are just watching“ (dt. „Unsere Welt steht in Flammen und die Reichen schauen nur zu.“).
Auf der anderen Seite war der Laster mit einem Druck eines überdimensionalen Monopoly-Spiels bespannt, das sich kritisch mit der Verteilung von Kapital, mit Gentrifizierung und mit der Abschaffung des 9-Euro-Tickets auseinandersetzte. Die beiden teuersten Straßen kurz vor dem „Los“-Feld: Die Wolfgang-Heinze-Straße und die Koburger Straße im Leipziger Stadtteil Connewitz. Connewitz steht in Leipzig seit Jahrzehnten symbolisch für die Verdrängung bestimmter Bevölkerungsgruppen durch steigende Mieten und den Bau von vergleichsweise luxuriösen Wohnungen in weiter abseits gelegene Viertel.
Die tanzende Menge startete am Samstagmittag nahe dem Connewitzer Kreuz und schob sich über die Karl-Liebknecht-Straße zum Wilhelm-Leuschner-Platz, wo eine Zwischenkundgebung mit Redebeiträgen – unter anderem von „Scientists for Future“ – stattfand. Von dort aus ging es über den Augustusplatz und den Johannisplatz durch Reudnitz bis kurz vors Völkerschlachtdenkmal.
Wie gewohnt endete die Global Space Odyssey mit einem abendlichen Rave im Wilhelm-Külz-Park, wo der Menge von zwei Bühnen aus eingeheizt wurde.
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