Mehrere Generationen unter einem Dach, von Kindern bis zu Senior*innen, ein Zusammenleben mit ganzheitlichem Konzept – dafür steht das Mehrgenerationsprojekt „Kuchengarten“, das in diesem Monat eröffnet wurde. 2021 wurde der Grundstein für den Neubau auf einer Fläche von etwa 4.400 Quadratmetern gelegt. Ursprünglich sollte in das Gebäude lediglich eine Kita der Gemeinnützigen Känguru Kindertagesstätten Leipzig GmbH einziehen, welche sich auf die Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit (drohender) Behinderung spezialisiert hat.
Bald aber trat die Idee der Verbindung verschiedener Altersgruppen und Formen des Wohnens von Menschen mit Handicap in den Vordergrund. Seit dem 1. Juni beleben nicht nur etwa 120 Kinder das Haus in der Kuchengartenstraße, im ersten Obergeschoss sind außerdem 12 Hospiz-Plätze angesiedelt, während im obersten Stockwerk 35 barrierefreie Wohnungen auch für Menschen mit Beeinträchtigungen bereitstehen.
Verschiedene Bedarfe unter einem Dach vereint
„Unsere Vision vom Leben aller Generationen unter einem Dach, mit Begegnungsmöglichkeiten von Hospizbewohner*innen, Kitakindern und von Menschen mit einer Behinderung ist in diesem Moment Wirklichkeit geworden!“, freute sich Projektkoordinatorin Bianca Bretschneider bei der Eröffnungsfeier am Weltkindertag.
Die Idee findet Anklang: „Das Projekt ist wunderbar angelaufen. Wir haben uns wirklich gefreut über das große Interesse an der Eröffnung unseres Wohnprojekts“, erzählt Martin Becker von Gemeinnützige Zuhause Leipzig GmbH. Diese bietet Leistungen im Bereich des ambulant betreuten Wohnens, Mobiler Assistenz, Mobile Pflege sowie der Mobilen Freizeit für erwachsene Menschen mit Behinderung an. Für die Bewohner*innen der Wohnungen in den oberen Stockwerken des „Kuchengartens“ ist die Inanspruchnahme grundsätzlich freiwillig und individuell anpassbar.
Becker sieht in der Bündelung verschiedener Wohn- und Betreuungsformen auch einen Vorteil in der Versorgungssituation: „Die Lage wird sich verändern, allein schon unter dem Aspekt des demografischen Wandels. Das Mehrgenerationen-Wohnprojekt ist ein ganzheitliches Konzept, um im Stadtgebiet eine gute Betreuung für beeinträchtigte Menschen gewährleisten zu können. Schon jetzt schließen beispielsweise einige kleine Pflegedienste, wodurch eine flächendeckende Versorgung von Menschen mit Betreuungsbedarf schwieriger gewährleistet werden kann.“
Vom Start ins Leben bis zum Ende
Die Gemeinnützige Zuhause Leipzig GmbH und die Gemeinnützige Känguru Kindertagesstätten Leipzig GmbH sind Teil des IFB-Netzwerks, genau wie die Gemeinnützige Hospizium Leipzig GmbH mit dem stationären Hospiz ADVENA. Letzteres fand nach seinem Auszug in Leipzig-Lindenau in Reudnitz ein neues Zuhause.
„Zum Baubeginn war es schwer vorstellbar, dass auf der kahlen Fläche, so reibungslos ein so traumhaftes Haus entsteht und schließlich ist der Traum eines Gemeinschaftshauses für Menschen vom Lebensanfang bis zum Lebensende in Erfüllung gegangen“, heißt es vonseiten des Hospizes, welches vor 25 Jahren als erstes stationäre Einrichtung für Sterbebegleitung eröffnete. „Wir wünschen uns dabei ein Profitieren von Jung und Alt.“
„In dem Projekt ‚Mehrgenerationenhaus‘ wollen wir verschiedene Altersstufen zusammenbringen und zeigen, dass man viele Phasen des Lebens auch zusammen verbringen kann. Es gibt die Kindertagesstätte, wir unterstützen junge Menschen ab dem 18. Lebensjahr bei der Integration ins Erwachsenenleben und schlussendlich begleiten die Mitarbeitenden im Hospiz die Menschen aus dem Leben heraus.“
Zwar gebe es keine gemeinschaftlich genutzten Flächen, dafür aber Gemeinschaftsangebote, zu welchem die Bewohner*innen zusammenkommen können. Ein Begegnungscafé und weitere integrative Aktionen sind in Planung. Und selbst, wenn der Trubel in der Kita im Erdgeschoss im Laufe des Tages immer weniger wird, so kann sich doch das Kinderlachen, das täglich durchs Haus schallt, schon positiv auf das Leben der anderen Bewohner*innen auswirken.
„Alle unter einem Dach: Mehrgenerationenhaus in Leipzig-Reudnitz“ erschien erstmals zum thematischen Schwerpunkt „Wohnen“ im am 30. Juni 2023 im ePaper LZ 114 der LEIPZIGER ZEITUNG.
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