Ernährung scheint manchmal eine eigene Wissenschaft zu sein. Jeder, der schon einmal „gesunde Ernährung“ in eine Suchmaschine eingegeben hat, weiß: Man findet eine Vielzahl an Informationen, die sich teilweise sogar widersprechen. Vegan, Low-Carb oder doch lieber Paleo? Gar nicht so leicht, für sich eine Ernährungsweise zu finden, die gesund ist, sich gut anfühlt und dauerhaft umsetzbar ist. Ein Gegenentwurf zu strengen Diäten und Ernährungsregeln ist das intuitive Essen. Doch was genau bedeutet das und wie kann man es lernen?
Die „richtige“ Ernährung gibt es nicht
Es gibt natürlich eine Reihe von wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Ernährung, die als gesichertes Wissen gelten. Auf raffinierten Zucker sollte man besser verzichten, stark verarbeitete Produkte sind auch nicht gesund und Fleisch konsumiert man idealerweise in Maßen oder gar nicht. Den aktuellen Forschungsstand findet man in den Leitlinien der DGE, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Davon abgesehen kann man jedoch oft gar nicht pauschal sagen, dass eine Ernährungsform für alle Menschen geeignet ist. Welche Bedürfnisse jemand in Bezug auf die Ernährung hat, hängt mitunter von individuellen Faktoren wie dem Alter, dem Geschlecht und dem Aktivitätsniveau im Alltag ab.
So spielt bei Frauen zum Beispiel auch die Hormonzusammensetzung eine Rolle: An die Ernährung in den Wechseljahren stellen sich ganz besondere Anforderungen, ebenso wie während oder nach einer Schwangerschaft. Selbst in den unterschiedlichen Phasen des Zyklus kann die ideale Ernährung sich unterscheiden.
Nun könnte man also versuchen, sämtliche Nahrungsmittel zu analysieren und sich einen dezidierten Ernährungsplan für jede Lebensphase zusammenstellen. Oder man geht mit dem intuitiven Essen und versucht, die Signale deuten zu lernen, die unser Körper uns sendet.
Vorteile von intuitiver Ernährung
Intuitive Ernährung ist vom Grundprinzip her sehr einfach: Man isst dann, wenn man hungrig ist – und zwar das, worauf man Appetit hat. Das führt bei vielen Menschen zu einem insgesamt besseren Körpergefühl. Vor allem Personen, die sich mit dem Essen viel Stress machen, weil sie zum Beispiel eine bestimmte Diät einhalten wollen, erfahren dadurch oft Entspannung.
Intuitiv zu essen ist das Gegenteil von Zwang. Die Angst, dadurch „vollkommen über die Stränge zu schlagen“ und nur noch ungesunde Lebensmittel zu sich zu nehmen, ist häufig unbegründet. Nur weil es „erlaubt“ wäre, beginnen die meisten nicht damit, nur noch Chips, Schokolade und süße Getränke zu sich zu nehmen.
Das Gegenteil ist meist der Fall: Dadurch, dass man lernt, auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers zu hören, ernährt man sich automatisch gesünder. Zusätzlich berichten viele Menschen, dass sie das Essen mehr genießen. Es geht nicht nur um die Nahrungsaufnahme zur Erfüllung von Nährstoffbedürfnissen, sondern auch um das Erleben von Geschmack, Textur und Freude am Essen.
Wie fängt man am besten an?
Ein erster Schritt ist es, zu lernen, wieder auf die körpereigenen Hunger- und Sättigungsgefühle zu achten. Das bedeutet, dass man nicht essen sollte, nur weil es die passende Zeit des Tages ist. Ebenso wenig wird gegessen, weil man sich gerade traurig oder deprimiert fühlt. Vielmehr geht es darum, zu spüren, wann der Körper wirklich das Signal gibt, dass er Nahrung braucht – durch Magenknurren zum Beispiel.
Anschließend kann man damit beginnen, genau zu beobachten, wie man sich vor und nach dem Essen fühlt. Welche Lebensmittel geben Energie und welche rauben sie eher? Gibt es Nahrungsmittel, auf die man wirklich Appetit hat und auf die man sich freut?
Der zentrale Aspekt intuitiver Ernährung ist es, dass man auf den eigenen Körper hört, anstatt auf externe Faktoren. Den eigenen Bedürfnissen und Vorlieben werden hier größere Bedeutung zugemessen als sozialen Erwartungen oder Werbebotschaften. Der Körper hat seine eigene Weisheit und sein eigenes Wissen – die gilt es, zu entschlüsseln.
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