Ein mal im Jahr feiert der Wagenplatz und kulturelle Freiraum Karl Helga ein größeres Festival als die wöchentlichen Veranstaltungen, wie Konzerte, Theater und EfA (Essen für alle). Dabei organisieren die Bewohner*innen und viele Helfer*innen ein ein- bis zweitägiges Event mit mehreren Bühnen und einem bunten Kulturprogramm. Anlässlich des 15-jährigen Bestehens von Karl Helga übertraf das Fest dieses Jahr all unsere Erwartungen und war überwältigend. Das ganze Viertel schien beteiligt.
Es wurde zum Nachbarschaftsfest, das sich weit über das Gelände des Wagenplatzes hin ausdehnte und über die Klingenstraße, Markranstädter- und Zollschuppenstraße bis zum Plagwitzer Bürgerbahnhof und den Schaukeln ging. Im Laufe des Samstagvormittags füllten sich die Straßen um Karl Helga herum zunächst mit Ständen. Vor Hausprojekten und Häusern entstanden Straßencafés mit Leckereien wie Kuchen, Crêpe und gemütlichen Sofas. Am bunt geschmückten Zaun von Siemens entlang, machten Nachbar*innen Flohmarkt und Infostände.
Ab 14:00 Uhr öffnete Karl Helga seine Tore zum diesjährigen 15-jährigen Bestehen des unkommerziellen Wohn-, Natur- und Kulturorts. Die Straßen und der Platz füllten sich. Bei schönstem Sonnenwetter riefen die originellen Ideen, von und für Nachbar*innen, viel Begeisterung hervor. Zu den Attraktionen auf der Straße gehörte zum Beispiel eine Jukebox auf Rädern, aus der Live-Musik der „Brazzbanditen“ zu hören war, Kinderdisko, Clownerie, Theater, Motorradfahren für Klein und Groß mit Mitgliedern des Motorradclubs „Kuhle Wampe“, Kistenklettern und zahlreiche andere kreative und kulinarische Angebote.
Viele Infostände, unter anderem von der Kiezvernetzung, der Bürgerinitiative Bürgerbahnhof, dem Grethenradio, und die Bühnen-Redebeiträge informierten über die Stadtentwicklung in Plagwitz und beleuchteten kritisch, dass diese seit Jahren unverändert auf Neubau und Nachverdichtung setzt. Mit der Gentrifizierung gehen letzte Grünflächen, soziale Freiräume und gewachsene, durchmischte Nachbarschaftsstrukturen, die das Viertel beliebt und lebendig machen, verloren.
Steigende Mieten und Verdrängung sind die harten Konsequenzen. Dabei möchten Anwohner*innen sich beteiligen und wünschen sich eine nachhaltige Stadtpolitik, die neben wirtschaftspolitischen auch soziale und ökologische Aspekte berücksichtigt.
Insgesamt besuchten vier- bis fünftausend Menschen das Fest. Wir bedanken uns für die große Unterstützung und freuen uns über den Rückhalt im Viertel und die vielen solidarischen Beiträge! Auf die nächsten 15 Jahre Karl Helga!
Der Beitrag entstand im Rahmen der Workshopreihe „Bürgerjournalismus als Sächsische Beteiligungsoption“ – gefördert durch die FRL Bürgerbeteiligung des Freistaates Sachsen.
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