Leipzig trauert um seine Ehrenbürgerin Channa Gildoni. Die gebürtige Leipzigerin, die im Dezember ihren 99. Geburtstag gefeiert hatte, ist in den frühen Morgenstunden des 9. Mai im Kreis ihrer Familie in Israel verstorben, teilt die Stadt mit. 2022 hat sie die Leipziger Ratsversammlung zur ersten Ehrenbürgerin der Stadt gekürt und würdigte damit ihr unermüdliches Engagement für die deutsch-israelische Versöhnung.
„Channa Gildoni glaubte an das Gute im Menschen. Trotz aller Schrecken, die sie in den 1930er Jahren in Leipzig erleben musste, setzte sie sich für die Aussöhnung mit Deutschland ein“, sagt Oberbürgermeister Burkhard Jung.
„Sie war eine große Brückenbauerin, die die Verbindung in ihre alte Heimatstadt nie abreißen ließ. Der Kontakt zur jungen Generation war ihr Herzensangelegenheit; wer sie kennenlernte, konnte den Schrecken der NS-Zeit erspüren – und zugleich erleben, dass Vergebung möglich ist. Die Stadt Leipzig verliert mit Channa Gildoni eine große und starke Versöhnerin.“
Das Wirken von Channa Gildoni
Channa Gildoni wurde 1923 in Leipzig als einziges Kind des Ehepaares Moronowicz geboren. Nach einer glücklichen Kindheit erlebte sie den Schrecken des Nationalsozialismus mit Diskriminierung, Rassenwahn, Antisemitismus, der sogenannten Polenaktion und der Reichspogromnacht. Über Ungarn konnte sich die Familie gerade noch rechtzeitig nach Tel Aviv retten.
In Israel engagierte sich Channa Gildoni für Verständigung und Aussöhnung mit Deutschland, 1995 übernahm sie den Vorsitz im Verband ehemaliger Leipziger in Israel und knüpfte Kontakte in die Stadt ihrer Kindheit. Sie warb für das Besuchsprogramm der ehemaligen jüdischen Leipziger und sprach sich für die Erweiterung auf die Generation der Kinder und Enkel aus.
Die Holocaustüberlebende, die als eine der letzten Zeitzeugen über jüdisches Leben in Deutschland vor der Shoah berichten konnte, wurde mit der Ehrennadel der Stadt Leipzig und dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.
Die Ehrenbürgerin
Im Oktober 2022 sprach sich die Leipziger Ratsversammlung einstimmig für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Channa Gildoni aus und würdigte damit ihr bis ins hohe Alter unermüdliches Engagement für die deutsch-israelische Versöhnung und ihre außerordentlichen Verdienste um Leipzig.
Im Rahmen der Delegationsreise nach Israel Ende Oktober 2022 überreichte Oberbürgermeister Burkhard Jung am 24. Oktober im Rahmen des gemeinsamen Empfangs der Deutschen Botschaft und der Stadt Leipzig zum Tag der Deutschen Einheit im Yitzhak Rabin Centre in Tel Aviv die Auszeichnung an Channa Gildoni.
Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde ist die höchste Auszeichnung der Stadt Leipzig. Sie wird an natürliche lebende Personen, Männer und Frauen, die sich in herausragender Weise um Mitmenschen, um das Gemeinwohl, um die Stadt Leipzig, ihr Ansehen oder ihre Entwicklung verdient gemacht haben, verliehen.
Seit 1832 hat die Stadt Leipzig 89 Ehrenbürger ernannt, bei sechs von ihnen wurde nach 1990 die Würde wieder aberkannt.
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